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Atmungsaktive Haut  
  Dass unsere Haut Sauerstoff benötigt, ist klar - allerdings hat man bislang geglaubt, dass sie sich hauptsächlich über das Blut mit dem lebenswichtigen Gas versorgt. Deutsche Wissenschaftler haben diese Atmungs-Prozesse nun genauer untersucht: Demnach ist der direkt aus der Luft "eingeatmete" Sauerstoff für die menschliche Epidermis weitaus wichtiger, als bisher angenommen.  
Für Mediziner sind diese Ergebnisse vor allem im Hinblick auf die Behandlung von Geschwüren und anderen Hauterkrankungen von Bedeutung. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Journal of Physiology" berichten die Wissenschaftler über ihre Forschungen.
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"The cutaneous uptake of atmospheric oxygen"
Der Artikel "The cutaneous uptake of atmospheric oxygen contributes significantly to the oxygen supply of human dermis and epidermis" ist erschienen im aktuellen "Journal of Physiology": Bd. 538, Heft-Nr. 3, Seiten 985 - 994.
->   Das Abstract des Originalartikels
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"Goldfinger" hatte doch recht
Viele werden sich an den James-Bond-Film "Goldfinger" erinnern: Eine junge Frau kommt darin zu Tode, weil ihre gesamte Haut von einem Goldfilm bedeckt ist. Ein Mythos war geboren - das Ersticken durch ein gänzliches Abschneiden der Luftzufuhr über die Haut.

Ganz falsch ist diese filmische Erfindung jedoch offenbar nicht: Wie Markus Stücker und Kollegen von der Ruhr-Universität in Bochum herausgefunden haben, nimmt die menschliche Haut tatsächlich eine beträchtliche Menge an Sauerstoff über die Luft auf.

Der Beitrag zur "gesamten" Atmung des Organismus könne zwar vernachlässigt werden - es handle sich um lediglich 0,4 Prozent. Doch wie die Wissenschaftler betonen, war bisher die tatsächliche Bedeutung der lokalen Sauerstoff-Versorgung der Haut nicht im Detail geklärt.
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Die Haut - größtes Organ des Menschen
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Abhängig von der Körpergröße und vom Körpergewicht beträgt ihre Oberfläche 1,5 bis zwei Quadratmeter, sie besitzt eine Masse von 3,5-10 kg.

Die Aufgaben dieses Organs sind vielfältig. Als mechanische und chemische Barriere schirmt unsere Haut die inneren Organe von der Umwelt ab. Sie ist Teil des Immunsystems, hält die Wärmeregulation aufrecht und stellt ein Sinnesorgan dar.

Den vielfältigen Funktionen der Haut entspricht ihr Aufbau in verschiedenen Schichten. Man unterscheidet die Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut (Dermis) und das Unterhautfettgewebe.
->   Mehr zu Aufbau und Erkrankungen der Haut
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Spezieller Sensor testet lokal
Zwar ist bereits seit 1851 bekannt, dass die Haut atmosphärischen Sauerstoff aufnehmen kann, wie die Wissenschaftler in ihrem Artikel schreiben.

Doch erst ein speziell von ihnen entwickelter Sensor hat es jetzt ermöglicht, lokal zu testen, wie viel dabei tatsächlich von der Haut "eingeatmet" werden kann.
Tiefgehende Sauerstoff-Versorgung
Die deutschen Wissenschaftler maßen die "Haut-Atmung", indem sie kleine Flächen der Unterarme ihrer Versuchspersonen mit einer Sauerstoff-sensiblen Membran abdeckten.

Die Ergebnisse überraschen: Den deutschen Experten zufolge versorgt die Luft die Haut bis zu einer Tiefe von 0,25 - 0,4 Millimeter mit dem lebenswichtigen Gas. Frühere Schätzungen hatten von einem Zehntel dieser Tiefe gesprochen.

Damit werden die gesamte Epidermis - die oberste Hautschicht - sowie Teile der Dermis, der Lederhaut hauptsächlich von außen mit Sauerstoff versorgt - die Zufuhr über das Blut wäre demnach weit weniger wichtig, als bisher angenommen.
Umdenken bei Behandlung von Hauterkrankungen?
Interessant sind die Ergebnisse der deutschen Forscher vor allem in der Behandlung verschiedener Hautkrankheiten. So leiden etwa ältere Menschen häufig unter chronischen Geschwüren.

Bislang gehen die meisten Mediziner davon aus, dass diese Geschwüre durch eine fehlende Sauerstoff-Versorgung der Hautpartien über das Blut ausgelöst werden - die Behandlung ist entsprechend angelegt.

Laut Markus Stücker deuten die Analysen seines Teams aber eher darauf hin, dass die Ursache nicht in einer Sauerstoff-Unterversorgung zu suchen ist - denn über die Luft wird der Studie zufolge die Versorgung gewährleistet.
->   Journal of Physiology (kostenpflichtig)
->   Ruhr-Universität Bochum
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01.01.2010