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Softlaser - Therapiestrategie der Zukunft?  
  Was haben schlecht heilende Wunden, chronische orthopädische Probleme wie "Tennisellbogen" oder bestimmte Durchblutungsstörungen gemeinsam? Sie gehören zu einer ständig wachsenden Zahl von Erkrankungen, bei denen der Einsatz von Softlaser-Systemen teilweise spektakuläre Heilungserfolge ermöglicht.  
Entdeckung per Zufall
Am Wiener AKH wurde eine Patientin mit offenen Fingern mit dem Rotlicht-Laser behandelt. Dabei heilten nicht nur die offenen Finger, sondern es verschwanden auch die Durchblutungsstörungen. Diese erstaunliche Entdeckung wurde im Rahmen von zwei klinischen Studien weiterverfolgt. Die Ergebnisse sind höchst positiv.

Bei der Entdeckung der Therapiefähigkeit von Softlasern kam ihm der Zufall zu Hilfe, wie Mahdi Al-Awami vom AKH gegenüber dem ORF Radio erklärte:

"Seit vielen Jahren weiß man, dass Rotlicht-Laser bei der Behandlung von Wundheilungsstörungen in vielen Fällen erstaunliche Heilungserfolge ermöglichen. Ein Problem sind die schlecht heilenden Geschwüre an den Beinen von Diabetikern und die offenen Finger bei Menschen, die an einer Sklerodermie leiden. Einige dieser Patienten leiden auch am so genannten Raynaud-Phänomen, das sich durch Kältegefühl, Blässe und Durchblutungsstörungen an Fingern oder Zehen äußert", so Al-Awami.
Rotlichtlaser und Durchblutungsstörungen
An sich reagieren Blutgefäße in Fingern und Händen auf bestimmte Reize (z.B. Kälte) mit einer Erhöhung der Durchblutung.

Beim Raynaud-Phänomen und ähnlichen Erkrankungen kommt es aber zu einer verstärkten und verlängerten Engstellung der Blutgefäße auf Kälteeinwirkung und andere Reize wie Stress, Blutdruckabfall etc. Die Folgen sind eisiges Kältegefühl und brennende Schmerzen, vergleichbar wie bei einer Erfrierung.

Die von Mahdi Al-Awami entwickelte Rotlicht-Lasertherapie dürfte auf komplexe Art auf den Energiehaushalt der Endothelzellen einwirken. Diese einlagige Zellschicht kleidet alle Blutgefäße an der Innenseite aus und beeinflusst maßgeblich deren Weit- oder Engstellung.
Verbesserung der Durchblutung
Der Rotlaser wirkt wahrscheinlich stimulierend auf die Mitochondrien. Dies führt zu einer Steigerung der ATP-Synthese (Energieträger). In weiterer Folge kommt es zu einer erhöhten NO-Freisetzung und wahrscheinlich zu einer Verringerung der Aktivität von Endothelin.

NO (Stickstoffmonoxid) führt zu einer Gefäßerweiterung, Endothelin ist ein starker Vasokonstriktor. Diese Prozesse führen zu einer Normalisierung der Endothel-Funktion und einer Verbesserung der Durchblutungssituation.

Bei fast 60 Prozent aller Patienten verschwanden die Symptome des Morbus Raynaud nach zehn Einheiten Rotlicht-Laser-Therapie völlig und bei nahezu allen Behandelten konnte zumindest eine Besserung der Beschwerden erreicht werden.
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Heilendes Licht?
Laserlicht besteht im Gegensatz zu anderem Licht nur aus einem bestimmten Wellenlängenbereich, es ist gebündelt und hat eine hohe Intensität. In der Medizin werden unterschiedliche Lasersysteme eingesetzt: starke Laser, um Gewebe zu schneiden, zu verbrennen oder zu verschorfen.

Soft-Laser werden zur Stimulierung oder Modulierung von Zellfunktionen verwendet. Die Wirkung von Soft-Lasern beruht nicht wie bei den chirurgischen Lasern auf Wärmeentwicklung. Sie greifen vielmehr in den Stoffwechsel von Zellen oder Organsystemen oder deren Kommunikation untereinander ein.
->   Mehr über Laser
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Softlaser in der Landarztpraxis
Auch Andreas Scheuer, praktischer Arzt aus Feldkirchen, arbeitet seit über zehn Jahren mit Softlasertherapien: "Es gibt zwei große Anwendungsformen des Niedrig-Energie-Lasers oder Softlasers. Im Sinne der Laserakupunktur werden Akupunkturpunkte anstatt mit der Nadel mit dem Laser stimuliert, und dann das große Feld der lokalen Anwendungen", so Scheuer.

Die lokale Behandlung komme dort, wo die Störung liegt, direkt zum Einsatz. "z.B. nach Operationen, Verstauchungen, Verletzungen überall dort wo eine abschwellende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung erwünscht ist", erläutert der Mediziner den Anwendungsbereich.

Die rasche Schmerzlinderung erklärt sich dadurch, dass bestimmte Softlasersysteme zu einer vermehrten Beta-Endorphinproduktion führen.
Softlaser stärkt Immunabwehr
Scheuer behandelt speziell auch Kinder mit Laser-Akupunktur. Dabei hat er die Beobachtung gemacht, dass bei jenen, die unter immer wiederkehrenden Infekten während der kalten Jahreszeit leiden, gute Behandlungserfolge möglich sind.

Der Softlaser wirkt auf die lokale Immunabwehr und fördert die Bildung von T-Helferzellen. Dies hat zur Folge, dass die Bildung von B- und T-Zellen angeregt wird und damit Anzahl und die Heftigkeit der Infekte zurückgehen.
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Die Wirkungsweise von Softlaser
Die Haupteffekte der Softlasertherapie sind: anti-inflammatorisch (entzündungshemmend), anti-ödematös (abschwellend), durchblutungssteigernd und analgetisch (schmerzlindernd).

Die genauen Wirkmechanismen sind teilweise nicht bekannt. Bisherige Ergebnisse der Laserforschung haben gezeigt, dass Softlasersysteme folgende Systeme beeinflussen können:

- Steigerung der ATP-Synthese (Energieträger auf zellularer Ebene)
- Steigerung der Leukozytenphagozytose
- Verstärkte Neovaskularisierung (Neubildung von Gefäßen)
- Erhöhte Kollagen- /Proteinsynthese (Wundheilung)
- Verminderung des Prostaglandin-Niveaus (dürfte die antientzündliche Wirkung teilweise erklären)
- Stärkung des Immunsystems
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Orthopädische Probleme und Sportverletzungen
Eva Thomas, Orthopädin im SMZ Ost in Wien, verwendet Softlaser auch postoperativ, um die Bildung von Hämatomen zu verringern. Bei der Behandlung von Narben, Achillessehnenverletzungen oder Tennisellbogen leistet die Therapie ebenso gute Erfolge.

Warum die Softlasertherapie auch in der Orthopädie so gute Ergebnisse zeitigt, ist nach Angaben von Thomas allerdings noch unklar, die Effekte seien aber eindeutig feststellbar.

Christoph Leprich, Ö1-Radiodoktor
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Mehr zum Thema "Softlaser" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 18.2.2002 um 14.05 Uhr in Ö1 erfahren.
->   Radio Österreich 1
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01.01.2010