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Erste Tests bestätigen Pestverdacht in Indien  
  Vorläufige Tests haben den in der Vorwoche geäußerten Pestverdacht in Indien bestätigt: Am Montag starb der vierte Infizierte an einer Krankheit, deren Symptome denen der Lungenpest entsprechen. Ein endgültiges Analyseergebnis des Nationalen Instituts für Ansteckende Krankheiten (NICD) steht aber noch aus.  
Die Krankheit war im nördlichen Bundesstaat Himachal Pradesh ausgebrochen. Acht Patienten befinden sich derzeit in Quarantäne.
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Pesterreger Yersinia pestis
Beulen- und Lungenpest
Der Erreger Yersinia pestis wird vor allem durch Stiche von Rattenflöhen, oder - bei Lungenpest - durch Tröpfcheninfektion übertragen. Auch aus der Beulenpest kann sich die Lungenpest entwickeln. Die Beulenpest ist durch geschwollene Lymphdrüsen, so genannte Bubonen, charakterisiert. Bei der Lungenpest wird blutiger Schleim ausgehustet. Die Inkubationszeit der Beulenpest liegt bei bis zu sechs Tagen. Im Fall einer Tröpfcheninfektion sind es nur wenige Stunden, sie endet fast immer innerhalb weniger Tage tödlich. Die Pest kann sehr effektiv durch eine Kombination von Antibiotika in hoher Dosierung behandelt werden. Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist die Kontrolle der Ratten.
->   Mehr über die Pest
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Alarm in New Delhi
Die Todesfälle im Norden Indiens haben auch in der Hauptstadt Neu Delhi Alarm ausgelöst. Eine Spezialklinik wurde beauftragt, die nötige Ausrüstung und Medikamente bereit zu halten, berichtete die Zeitung "Hindu" am Montag.

Indes beklagte der Gesundheitsminister von Delhi, A. K. Walia, dass in der Hauptstadt täglich 1.000 Tonnen Müll liegen blieben. Die Abfälle ziehen Ratten in Scharen an.

Die Ungewissheit nach den ersten Verdachtsfällen steigerte die Angst in der Bevölkerung. In Rohru in Himachal Pradesh flohen Menschen aus einem Krankenhaus, in dem Patienten mit der mysteriösen Krankheit behandelt wurden.
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1994: mehr als 100 Pest-Tote in Indien
In der Stadt Surat im Westen Indiens war 1994 die Pest ausgebrochen, die über 100 Tote forderte. Die Seuche hatte sich über die gesamte Stadt, weiter in ländliche Gebiete und bis Bombay ausgebreitet.

Zehntausende Menschen waren damals aus der 270 Kilometer nördlich von Bombay gelegenen Stadt geflohen. Es hatte vor allem an Antibiotika zur Bekämpfung der Krankheit gefehlt.
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Der "Schwarze Tod" ist nicht besiegt
Eine der größten weltweiten Epidemien war der "Schwarze Tod" - die Pest - im 14. Jahrhundert, wobei allein in Europa fast ein Drittel der Bevölkerung ums Leben kam.

Seit den letzten Epidemien 1910 in der Mandschurei und 1936 auf Malta tritt die Pest heute nur noch örtlich begrenzt auf.

Einzelne Herde gibt es noch in Bergwald- und Savannenregionen Nord- und Südamerikas (Rocky Mountains, Brasilien, Venezuela), in Teilen Afrikas, sowie in Zentral- und Südostasien.
Antibiotika und bessere Hygiene
Antibiotika und bessere Hygiene haben die bakterielle Infektionskrankheit mittlerweile stark eingedämmt. In den achtziger Jahren wurden der WHO im Schnitt 855 Fälle sowie knapp 100 Tote pro Jahr weltweit gemeldet.

1992 gab es laut WHO in neun Ländern 1.768 Pesterkrankungen, davon 198 mit tödlichem Ausgang. Wahrscheinlich liegen die tatsächlichen Zahlen aber sehr viel höher, da in zahlreichen Staaten der Dritten Welt nicht alle Erkrankungen registriert werden.
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Genetischer Code der Pest entschlüsselt
 
 
 
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01.01.2010