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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Ein Jahr nach der Cyanid-Katastrophe in Rumänien  
  Vor einem Jahr brach ein Damm in einem rumänischen Goldbergwerk. Tausende Kubikmeter Giftlauge und Schwermetalle gelangten bis ins Donaudelta. Jetzt liegt der Bericht einer Expertengruppe vor, die im Auftrag der EU-Kommission die Folgen der Umweltkatastrophe untersucht hat.  
Verheerender Dammbruch
Am 30. Jänner 2000 sprengten Tauwetter und heftige Regenschauer ein Loch in das Auffangbecken des Gold- und Silberbergwerkes von Baia Mare (Rumänien). Geschätzte 100.000 Kubikmeter Cyanid-Lauge flossen aus und vergifteten den Fluss Theiß bis tief nach Ungarn.

Mit den Zubringerflüssen der Donau gelangten die Chemikalien nach Jugoslawien und schließlich ins Donaudelta. Mehrere Tausend Tonnen Fische verendeten.
Das Öko-System erholt sich langsam
Mittlerweile hat sich das Öko-System der Theiß wieder einigermaßen von dem Unfall erholt, sagt Philip Weller, Mitglied der EU-Expertengruppe und Direktor des Donau-Karpaten-Programms des WWF.

Die Cyanid-Lauge habe zwar auf ihrem Weg stromabwärts den Großteil der Fische und Pflanzen schlagartig abgetötet, doch das Gift sei ebenso schnell wieder verschwunden. Von Nebenarmen seien bedrohte Fische wieder in die Theiß gewandert. Vermutlich sind aber der seltene Donaulachs und eine Stör-Art für immer ausgerottet.
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Stichwort Cyanide
Als besonders gefährlich gelten besagte Cyanide: Sie wurden in der Goldmine zum Auslaugen von Edelmetallen verwendet. Für Mensch und Tier sind Cyanide äußerst giftig: Sie reichern sich als Blausäure an und führen zur inneren Erstickung.
Blausäure ist ein Zellgift, sie bindet Eisen, das bei der Zellatmung eine entscheidende Rolle spielt. Bei einer Blausäure-Vergiftung kann der Sauerstoff im Blut nicht mehr verwertet werden. Nach anfänglichem Unwohlsein und Erbrechen kommt es zu Krämpfen. Die Folge: tödliche Atemlähmung.
->   Mehr Infos zu Cyaniden
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Vergiftungen durch Schwermetalle
Der Giftunfall vor einem Jahr hat das ökologische Gleichgewicht der Region auf viele Jahre empfindlich gestört. Langfristig sind nicht die Cyanide das Problem, so WWF-Experte Weller, denn sie wurden mit dem Fluss weitergeschwemmt.

Übrig blieben jedoch giftige Schwermetalle: Blei und Kupfer haben sich in den Böden rund um die Goldmine festgesetzt, so WWF-Experte Weller.
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Sanierung der Böden überfällig
Eine Sanierung der Böden sei überfällig, nur so könne die langsame Schwermetall-Vergiftung der Bevölkerung gestoppt werden, warnt der WWF. Kurz nach dem Unfall hatten die Anrainer wochenlang kein Trinkwasser. Die Gefahr durch Zyanid war zwar schnell gebannt, so Weller, doch Schwermetalle könnten über die verseuchten Böden in das Trinkwasser gelangen.
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Unfall war vorhersehbar
Der Unfall war vorhersehbar, fasst Philip Weller die Ergebnisse der Untersuchungskommission zusammen. In der Mine hätte man nur mangelnde Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die Anlage sei unzureichend überwacht gewesen.

Auch wenn die Folgen des Giftunfalls von Baia Mare irgendwann behoben werden können, besteht weiter die Gefahr der Wiederholung: Vor kurzem meldete die Umweltorganisation Greenpeace, dass im Herbst des vergangenen Jahres erneut giftige Chemikalien aus dem rumänischen Bergwerk in die Theiß geflossen seien.
->   WWF Österreich
->   WWF Deutschland zu Baia Mare
->   United Nations Environment Programme
 
 
 
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01.01.2010