News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
BSE in Amerika  
  Wenn die Amerikaner um eine ihrer kulturellen Ikonen - den Hamburger - fürchten müssen, dann werden auch sie auf die BSE-Gefahr aufmerksam.  
Bis vor kurzem ist die alarmierende Verbreitung von BSE, die den Europäern den Appetit auf Rindfleisch verdorben hat, in den USA kaum beachtet worden. Denn kein BSE-Fall ist dort bisher aufgetaucht. Und die Regierung wie auch die Industrie haben wiederholt versprochen, dass das auch so bleiben werde.
BSE-gefährdete Rinder unter Quarantäne
Doch letzte Woche ging ein kurzer Schauder durch die amerikanische Agrarindustrie. Nachdem die Food and Drug Administration (FDA) am Donnerstag bekannt gegeben hatte, einige texanische Rinder wegen BSE-Gefahr unter Quarantäne zu stellen, fielen die McDonald's-Aktien, meldete Reuters.

Die Rinder seien in den Verdacht geraten, entgegen geltenden amerikanischen Gesetzen mit tiermehlhaltigem Futter gefüttert worden zu sein.
...
Sollte auch in den USA die Krankheit ausbrechen, wäre die Katastrophe vorprogrammiert. Die rund 100 Millionen amerikanischen Rinder stellen das größte Segment der amerikanischen Landwirtschaft dar. Und die Rindfleischproduktion wird dort besonders intensiv betrieben.
...
Mit tiermehlhaltigem Futter gefüttert
Es gibt allerdings keinen Hinweis darauf, dass sich die Rinder tatsächlich mit der Krankheit angesteckt hätten. Doch sei ihnen wahrscheinlich versehentlich tiermehlhaltiges Futter verabreicht worden, das nicht für die Verfütterung an Rinder bestimmt gewesen sei.

Tiermehl darf in den USA an Schweine, Geflügel und Fisch verfüttert werden. Die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer ist in den USA seit 1997 verboten.
...
Das Land der Fleischesser
Amerika ist immerhin das Land der Fleischesser, die stets auf der Suche nach dem Fast Food bei McDonald's sind. Obwohl der Siegeszug der Vegetarier schon lange prophezeit wird, sind die Amerikaner noch immer weltweit die führenden Fleischesser. Der jährliche Pro-Kopf-Verzehr beläuft sich auf 45 Kilogramm Rind- und Kalbfleisch.
...
Verharmlosung der Gefahr
Der amerikanische Verbraucherschutz meint, die Internierung der texanischen Rinder hätte die Aufmerksamkeit auf Lücken im Schutz gegen BSE gelenkt. Skepsis macht sich breit gegenüber den Beteuerungen von Seiten der Regierung und Industrie, in den USA werde es zu keinen BSE-Fällen kommen.

In Großbritannien, so wird den Verharmlosern vorgehalten, wäre von offizieller Stelle auch lange behauptet worden, die Seuche sei nicht auf den Menschen übertragbar. Inzwischen sind in England aber über 80 und in Frankreich drei Menschen nach dem Verzehr von Rindfleisch an Creutzfeld-Jacob gestorben.
Sind die Amerikaner vor Rinderwahn sicher?
In den letzten zwei Wochen haben auch die amerikanischen Medien den grassierenden europäischen Rinder-Wahnsinn an prominenter Stelle zum Thema gemacht. "Sind die Amerikaner vor Rinderwahnsinn sicher?" fragte eine Fernsehsendung auf ABC-News.

Den offiziellen Stellen von Regierung und Industrie zufolge lautet die Antwort auf die Frage: ja! Doch der Verbraucherschutz will das mit so großer Sicherheit nicht wissen.
Brandmauer gegen Rinderwahn?
"Die Regierungsstellen behaupten, eine Brandmauer gegen den Rinderwahn errichtet zu haben. Es gibt aber keine Brandmauer. Eher einen weißen Lattenzaun", sagte Michael Hansen vom Verbraucherverband Consumer's Union in Washington.
...
Seit zehn Jahren importieren die USA kein Tier- oder Knochenmehl mehr aus Großbritannien. Dies sehen die Regierungsstellen als einen wichtigen Schritt gegen die Ausbreitung der Krankheit jenseits des Atlantiks. Darüber hinaus gibt es einen Einfuhrstopp von Rindfleisch aus Europa.
...
Chronic Waste Disease bei Rotwild und Elchen
Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es eine amerikanische Variante des Rinderwahnsinns gibt. Derzeit existieren in den USA mindestens zwei mit BSE verwandte Krankheiten: Schafe können an der so genannten Scrapie erkranken, und unter dem amerikanischen Rotwild und Elchen wütet die "chronic waste disease".

Darüber hinaus ist die FDA der Meinung, dass man sich über das Verbot der Tiermehlverfütterung hinweggesetzt habe. Die Fleischverarbeitungsindustrie fordert ein absolutes Verbot von Tiermehlverfütterung, damit sich alle Tierfutterhersteller auch daran halten.

Am Montag gibt es eine Notsitzung der "National Cattlemen's Beef Association" in Washington. Daran nehmen Futtermittelhersteller wie auch Regierungsvertreter teil. Ziel der Sitzung ist es, die Notwendigkeit zur Wachsamkeit gegenüber der drohenden Gefahr zu unterstreichen.

"Auch Menschen, die bisher den Ernst der Lage nicht erkannt haben, müssen sich dessen bewusst werden" betonte der CEO der Organisation, Charles Schoeder.
->   Consumers Union
->   Food and Drug Administration
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010