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Globaler Zugang zu "Bio-Daten"  
  Die gesamte Vielfalt und Variabilität des Lebens auf der Erde - die so genannte Biodiversität - bedingt eine riesige, unübersichtliche Menge an Informationen. Datensammlungen gibt es zwar bereits, allerdings meist lokal bzw. zu spezifischen Themenbereichen. Ein neues Datenbank-Projekt soll nun diese "Bio-Daten" europaweit verknüpfen und weltweit zugänglich machen.  
In verschiedensten Datenbanken werden bereits Informationen zur Artenvielfalt bzw. Biodiversität gesammelt. Dadurch wird es allerdings - vor allem für Fachleute - zunehmend schwierig, den Überblick über diese Informationsmengen zu bewahren und herauszufinden, wo welche "Bio-Daten" zugänglich sind.
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Infobox: Artenvielfalt - Biodiversität
Die gesamte Vielfalt und Variabilität organismischen Lebens bezeichnet man als Biodiversität. Sie beinhaltet die Mannigfaltigkeit von Genen, Individuen, Populationen, Arten, Gesellschaften und Ökosystemen.
->   Mehr Informationen zu Biodiversität
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Einheitliches Datensystem "BioCASE"
Das Projekt "BioCASE" (Biodiversity Collection Access Service for Europe) soll dieses Problem nun lösen: Im Entstehen ist ein Informationssystem, das die europaweit verteilten Informationsquellen und deren Zugang vereinheitlicht.

Das ehrgeizige Ziel: Die "Bio-Daten" sollen standardisiert und strukturiert, sowie die europäischen Datenbestände verknüpft werden. Via Internet wird das System den unterschiedlichsten Anwendern - Laien ebenso wie Fachleuten - zugänglich sein.
Biodiversitätsinformatik als Methode
Im BGBM (Botanischer Garten und Botanisches Museum) der Freien Universität Berlin hat die zunächst auf drei Jahre angelegte Arbeit bereits begonnen.

Walter Berendsohn vom BGBM ist Leiter der Arbeitsgruppe Biodiversitätsinformatik. Diese relativ neue wissenschaftliche Disziplin bietet die Grundlage für das Projekt: Mit Informationstechnologien soll der globalen Bio-Daten-Austausch möglich werden.
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Biodiversitätsinformatik
Die Biodiversitätsinformatik beinhaltet die Anwendung von informatischen Analysemethoden und Informationstechnologien auf die vorhandenen biologischen Daten sowie deren Verknüpfung mit anderen, z.B. geographischen und ökologischen Daten.

Die Daten werden digital erfasst und verwaltet, d.h. gespeichert, indiziert, abgefragt, analysiert, integriert, visualisiert und publiziert. Dadurch werden sie potentiellen Nutzern aus allen Bereichen der Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft zugänglich.
->   Informationen zur Biodiversitätsinformatik am BGBM
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Das Leben vor "BioCASE"
Über biologische Fachgebiete existieren zwar bereits digitale Informationssysteme. So haben sich etwa die Hälfte aller anerkannten Zoos und Aquarien der Welt (576 Institutionen aus 54 Ländern) im "International Species Information System" zusammengeschlossen.

Darin sind Informationen zu über 1,4 Millionen lebenden Tieren und ihrer Vorfahren enthalten (ca. 8.000 Arten). Die Datenbank lässt sich über wissenschaftliche Namen oder englische Trivialnamen abfragen.

Allerdings fehlt eine vergleichbare Zusammenarbeit noch bei vielen anderen Datensammlungen. Es mangelt zum Beispiel an Standards bei der Informationserfassung, auch eine klare Strukturierung der Informationen oder eine Verknüpfung der verschiedenen Datenbestände existiert selten.
Einheitliche Namen und Software
Genau hier setzt "BioCASE" an. Es soll einen einheitlichen Zugriff auf alle bisher vorhandenen Daten bieten. Damit erhöht sich die Nutzbarkeit der biologischen Sammlungen für Fachleute, aber auch für Interessierte ohne fachliche Ausbildung.

Eine spezielle entwickelte Software soll zudem die standardisierte Datenerfassung ermöglichen. Die Daten werden mittels einheitlicher Benutzeroberfläche im Internet zur Verfügung gestellt.
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Grundpfeiler des Projektes
1.) In den einzelnen Ländern sollen nationale Knotenpunkte als Kontaktstellen für die existierenden Sammlungen geschaffen werden.
2.) Entwicklung des Thesaurus (systematische Wortsammlung): Die Bio-Sammlungen sollen nach verbindlicher Regeln (Organismen, Arten, Gattungen, Familien) geordnet und eindeutig benannt werden.
3.) Eine einheitliche Benutzeroberfläche wird den Zugang zu den uneinheitlichen Basisdaten ermöglichen.
4.) Forscher aus verschiedenen Fachgebieten liefern während der gesamten Projektlaufzeit ein kontinuierliches Feedback zur ständigen Verbesserung der Benutzeroberfläche.
5.) Zuletzt soll ein Vermarktungsmodell entwickelt und Frage der Urheberrechte geregelt werden, um den Informationsservice über das Projekte hinaus aufrechtzuerhalten.
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30 europäische Länder und Israel beteiligt
An "BioCASE" beteiligt sind 35 Institutionen, darunter Museen, botanische Gärten, Universitäten und Forschungsstellen aus 30 europäischen Ländern und aus Israel. Gefördert wird das Projekt auch von der Europäischen Union.

Auch Österreich befindet sich unter den Partnern: Die Vorarlberger Naturschau betreibt mit weiteren Partnern das Projekt NatureWeb. Die dort zusammengefassten Daten - mitlerweile sind mehr als 100 Sammlungen inkludiert - bilden die Grundlage für den österreichischen Knoten im BioCASE-Netzwerk.
->   NatureWeb
->   BGBM
->   International Species Information System
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->   Verborgene Lebewesen des Meerwassers
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01.01.2010