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Kräuter statt Pillen  
  Immer mehr Menschen suchen nach Alternativen zur Schulmedizin. Obwohl nur wenige komplementäre Heilmethoden von behördlicher Seite anerkannt werden, sind die Hälfte der Österreicher bereit, sich alternativen Methoden anzuvertrauen. Die österreichischen Krankenkassen kommen allerdings nur in Ausnahmefällen für die Kosten der Behandlungen auf.  
Zunehmender Bedarf
46 Prozent der städtischen Bevölkerung verlangen nach - wie Studien zeigen - komplementären Methoden, am Land seien es sogar 50 Prozent, berichtet Christian Adensamer, Referent für Komplementärmedizin der Wiener Ärztekammer, auf der Informationsveranstaltung des Clubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten. "Am Land ist die Anwendung von alten Hausmitteln noch gebräuchlicher."

Am häufigsten in Anspruch genommen wird - vor Bachblüten und Akupunktur - die Homöopathie. In die Akupunktur haben die Patienten jedoch das größte Vertrauen, gefolgt von Kneipp-Behandlungen und Akupressur.

 
Bild:APA

Komplementärmedizin
Früher "Alternativmedizin" genannt, wird heute unter dem Begriff Komplementärmedizin eine Vielzahl von - anerkannten und nicht anerkannten - Heilmethoden zusammengefasst. Durch die neue Bezeichnung soll, im Gegensatz zu "alternativ", der die Schulmedizin ergänzende Charakter unterstrichen werden.

Nur wenige Bereiche der Komplimentärmedizin sind in Österreich anerkannt: Manuelle Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, Akupunktur und Bauchbehandlung nach F.X. Mayer. Nach entsprechender Ausbildung können Ärzte ein Diplom der Österreichischen Ärztekammer erwerben. Neben den diplomfähigen Disziplinen werden von heimischen Ärzten u.a. auch Osteopathie, Kneipp, traditionelle chinesische Medizin, Kinesiologie, Physioenergetik, Reiki, Irisdiagnostik, Bioresonanz, Aromatherapie, Ayurvedische Medizin, Bachblüten, Biofeedback und Ozonbehandlung angeboten.
->   Die verschiedenen Formen der Komplementärmedizin
Angebot und Nachfrage
Mit dem Bedarf nach "alternativem" Heilen steigt auch das Angebot: Laut Christian Adensamer von der Ärztekammer Wien bieten 58% der praktischen Ärzte und 23% der Fachärzte in Wien komplementärmedizinische Behandlung - sowohl anerkannte als auch nicht anerkannte - an.

Dennoch gibt es für den Patienten keine Richtlinie dafür, wann klassische und wann komplementäre Medizin bevorzugt werden sollte.
Klassisch und komplementär
Die Schulmedizin sei vor allem für die akuten Fälle zuständig, meint dazu Thomas Kroiss, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Ganzheitsmedizin. "Wenn Ausheilung gewünscht wird, ist Ganzheitsmedizin sinnvoller, da sie sich mit vielfältigen Dingen wie z.B. Ernährung beschäftigt. Natürlich ist 'Qualitätssicherung' wichtig."
Wien ist anders ...
Seit 1997 sollen die Wiener Amtsärzte die Komplementärmedizin im Sinne von "Qualitätssicherung" kontrollieren. Dazu erhalten sie eine umfangreiche Ausbildung, um wirksame von nicht wirksamen Methoden in diesem Bereich abgrenzen zu können.
... Oberösterreich auch
Im Bemühen um "Qualitätssicherung" in der Medizin hat die oberösterreichische Gebietskrankenkasse - akkordiert mit der Ärztekammer - 20 Methoden aus dem Bereich der Komplementärmedizin verboten.

Vertragsärzte dürfen diese - darunter beispielsweise Bachblütentherapie, die Aromatherapie, die Bioresonanztherapie, Reiki und die Magnettherapie - auch dann nicht mehr anwenden, wenn die Patienten die Kosten selbst tragen.
Wann zahlen die Krankenkassen?
Bis vor etwa zehn Jahren war die Kostenerstattung durch die Krankenkassen gesetzlich verboten, dies wurde jedoch durch einen Beschluss des Oberlandesgerichts aufgehoben.

Nun übernehmen die Kassen im Falle einer chefärztlichen Bewilligung die Kosten für komplementäre Behandlungen, allerdings - nur in bestimmten Fällen.

"Wenn alle anderen schulmedizinischen Behandlungen fehlgeschlagen sind oder bei zusätzlicher Behandlung kann im Nachhinein z.B. Homöopathie bewilligt werden", so Friedrich Fuchs, Stellvertreter der Wiener Gebietskrankenkasse.

Die Kasse trägt auch die Kosten, wenn die Heilmethode in einer Spitalsambulanz angewandt wird.
->   Mehr über Komplementärmedizin
 
 
 
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01.01.2010