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Neue Krampfadern-Therapie  
  Wenn eine Erkrankung den viel strapazierten Ausdruck Volkskrankheit verdient, dann sind es die Krampfadern. Betroffen sind fast 70 Prozent aller Frauen und 60 Prozent aller Männer in Österreich. Zwei neue, schonende Methoden zu deren Bekämpfung geben jetzt Hoffnung.  
"In zweierlei Hinsicht haftet den Krampfadern etwas archaisches an", so Sanja Schuller-Petrovic von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz und Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Venenexperten.

"Sie sind erstens eine unerwünschte Nebenwirkung der Evolution und zweitens hat sich im Bereich der Therapie der Varizen (Krampfadern, Anm.) in den letzten 15 Jahren nichts Wesentliches verändert, im Gegensatz zu den Fortschritten der Medizin in anderen Bereichen."

Doch jetzt tut sich etwas Neues. Zwei in Österreich noch kaum bekannte, minimal invasive Methoden dürften Schwung in die Behandlung der Krampfadern (Varizen) bringen.
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Krampfadern - ein trojanisches Pferd der Evolution
Als der erste Mensch sich vor Millionen von Jahren aufrichtete, um sein Leben fortan auf zwei Beinen zu verbringen, leitete er damit eine Entwicklung ein, die in Mondlandung, Computerzeitalter und Kernfusion gipfelte. Was unser Urahn damals aber nicht wissen konnte, war, welch verhängnisvolles Vermächtnis er damit seinen Nachfahren bescherte: Krampfadern sind nämlich hauptsächlich ein hämodynamisches Problem. Unser Herz liegt aufgrund des aufrechten Ganges relativ hoch, und der Transport des Blutes aus den Beinen gegen die Schwerkraft Richtung Herz kann die Leistungsfähigkeit der dünnwandigen Venen übersteigen. Varizen sind also der Preis, den die Menschheit für den aufrechten Gang zu bezahlen hat. Vierbeiner dagegen haben keine Probleme mit Krampfadern.
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Beinvenen wie Mäander
Varizen sind sack- oder schlauchförmige Erweiterungen von Venen. Am häufigsten sind die kleinen Besenreiservarizen, die meist an den Oberschenkeln und im Kniebereich auftreten, also ein echtes kosmetisches Problem darstellen.

Die retikulären Varizen sind die nächste Stufe. Wenn die beiden großen oberflächlichen Hauptvenen des Beines, die kleine und die große Rosenvene, erweitert sind, spricht man von einer Stammvarikose.
->   Krampfadern -und wie sie entstehen
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Die Ursachen für Varizen ...
... sind noch immer nicht völlig geklärt. Es gilt als gesichert, dass Krampfadern familiär gehäuft auftreten, auch wenn das dafür verantwortliche Gen noch nicht entdeckt wurde. Die Pille kann das Auftreten von Krampfadern begünstigen. Sonnenbäder, Saunabesuche, Übergewicht und Bewegungsmangel sind weitere häufige Auslöser für Varizen. Auch während der Schwangerschaft bilden sich häufig Varizen an den Beinen, die aber nach der Geburt in vielen Fällen wieder verschwinden.

Die Venenklappen und die Venenwand spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Klappen in den Venen verhindern, dass das Richtung Herz transportierte Blut zurückfließt. Kaputte Klappen der Beinvenen sind sehr häufig der Beginn der Varizenerkrankung und können zu einem Dominoeffekt führen. Denn schließt eine Klappe nicht mehr richtig, so kann nach einiger Zeit auch die nächste darunter liegende Klappe dem Druck nicht mehr stand halten und die Vene weitet sich aus.
->   Wie entstehen Krampfadern?
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Ein neues Zeitalter - MINI VET
"Die minimal invasive Venentherapie könnte bereits in kurzer Zeit viele bisher nötige Operationen ersetzen und stellt vor allem für ältere Patienten eine Alternative zum so genannten Venenstripping dar", erklärt Schuller-Petrovic.

Bisher standen also vor allem die Verödung der Venen mit unterschiedlichen Methoden und die mehr oder weniger blutig verlaufende Operation im Vordergrund. Die neuen Ansätze Schaumverödung und endovenöse Lasertherapie bereichern die Konzepte der Venenbehandlung.
Die Schaumverödung
Juan Cabrera aus Granada entwickelte diese Methode, um größere Gefäßmissbildungen schonend zu behandeln. Nach einer exakten Diagnosesicherung durch Farbduplex-Ultraschallverfahren kann sie aber auch bei Varizen hervorragende Dienste leisten.

Dabei wird Aethoxysklerol, eine alkoholische Lösung, die bisher zu Verödungszwecken eingesetzt wurde, mit Sauerstoff oder CO2 geschäumt und mit einer dünnen Nadel in den veränderten Venenabschnitt eingespritzt. Da aufgrund der Schäumung Aethoxysklerol an der Venenwand haftet und nicht sofort mit dem Blutstrom weggespült wird, können nun bereits geringe Mengen dieser Substanz zum gewünschten Erfolg führen.

Diese Methode ist im Übrigen so neu, dass sie erst in einigen Monaten in einer standardisierten Form von einer englischen Firma auf den Markt gebracht wird. Die Vorteile sind aber schon jetzt klar:
wenig Verödungsmittel - wenig Nebenwirkungen wie etwa Entzündung um das behandelte Gefäß, unerwünschte Pigmentierungen nach der Behandlung, usw. Keine Operation bedeutet aber auch keine Narben.
Die endovenöse Laser-Obliteration
Seit fast zehn Jahren wird die jeweils im Zwei-Jahresabstand erscheinende, neueste Lasergeneration als erfolgsversprechend im Kampf gegen Krampfadern angepriesen. Diese Versprechungen haben sich meistens nicht bewahrheitet.

Jetzt wird der Laser nicht mehr von außen angewendet, es wird also nicht versucht durch die Haut das Gefäß zu "lasern", sondern er wird in Form einer "Injektionsnadel" benutzt.

Wiederum reicht ein kleiner Stich, eine Kanüle bringt den Laser an den veränderten Venenabschnitt, das Laserlicht reagiert mit dem Hämoglobin der Blutzellen und es kommt zum Gefäßverschluss. Die gepulste Vorgehensweise sorgt dafür, dass es zu keinem "Hitzestau" an der Gefäßwand kommt und damit der Laser "schonend" wirkt.
Drei Vorteile
Diese Systeme werden von einer englischen Firma angeboten und arbeiten im Bereich von 810 nm. Die Schaumverödung und die endovenöse Lasertherapie bieten drei Vorteile: Sie sind minimal invasiv, man kann sie mit anderen Methoden kombinieren und falls doch eine Operation nötig werden sollte, würden keine irreparablen Schäden entstehen.

Christoph Leprich, Ö1 Radiodoktor
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Mehr zum Thema Krampfadern
Über diese beiden neuen Ansätze können Sie sich persönlich im Rahmen der Radiodoktor Erlebnistage am 9.+10. März 2002 zwischen 10.00 - 18.00 Uhr im Wiener Rathaus beraten lassen.

Mehr zum Thema "Krampfadern-Therapie" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag dem 25.2.2002 um 14.05 Uhr in Ö 1 erfahren.
->   Ö1
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->   Venenstripping
 
 
 
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01.01.2010