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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Großraumbüros vermindern Arbeitsleistung  
  Großraumbüros führen selbst bei niedrigem Geräuschpegel zu gesteigertem Stress und den daraus resultierenden Krankheiten, so US-Psychologen der Cornell University.  
Eine Forschergruppe um den Umweltpsychologen Gary Evans, die ihre Arbeit im Journal of Applied Psychology (Vol. 85, No. 5) publizierte, beobachtete an zwei ausgewählten Gruppen von Bürokräften (weiblich und durchschnittlich 37 Jahre alt) die Auswirkungen der Raumbeschaffenheit und Lautstärke auf deren Arbeitsperformance.

Der relativ niedrige Geräuschpegel in Großraumbüros oder Büros mit offenen Strukturen (Durchgangsräume, offene Türen), führt laut dieser Studie ebenso zu höherem Stress, Stress bedingten Krankheiten und geringerer Arbeitsmotivation wie ein Geräuschpegel in wirklich lauten Arbeitsstätten.
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Deutliche Unterschiede
Die Wissenschaftler setzten die eine Hälfte der Bürokräfte in ein ruhiges Arbeitsumfeld, die andere Hälfte in Räume mit einem niedrigen, aber konstant vorhandenen Geräuschpegel. Die Ergebnisse des Gruppenvergleichs ergaben, dass die Versuchspersonen in den lauteren Räumen weniger oft versuchten, technische oder fachliche Probleme zu lösen.
->   Journal of Applied Psychology
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Mehr Stress - geringere Flexibilität
Bürokräfte in offenen Büros zeigen offenbar ähnliche Verhaltensmuster wie Angestellte in lauten Arbeitsstätten: Es führe beispielsweise zu "einer geringeren Flexibilität beim Einbeziehen von Alternativen bei einem Entscheidungsprozess", so Evans. Einen Grund hierfür sieht er darin, dass sich die Bürokräfte unter erhöhtem Stress so stark auf ihre Aufgabe konzentrieren, dass ihre Flexibilität darunter leidet.
Hormonmessung unterstützt Ergebnisse
Die Konzentrationen der Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die mit Aktivierungszuständen und kurzzeitigen Stresszuständen in Verbindung stehen, im Urin der Versuchspersonen unterstützen die Beobachtungen der Psychologen.
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Epinephrine - Adrenalin und Noradrenalin
Die Epinephrine Adrenalin und Noradrenalin gehören zu den Katecholaminen und sind Hormone, die auf den Sympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems) erregend wirken. Sie beschleunigen kurzfristig die Energiebereitstellung. Das zeigt sich in einer beschleunigten Herztätigkeit, Erhöhung des Blutdrucks, Freisetzung von Glukose und verstärkter Durchblutung der Muskulatur. Normalerweise werden Adrenalin und Noradrenalin fortlaufend in kleinen Dosen in das Blut abgegeben. In Stresssituationen allerdings kommt es zu einer hochdosierten Ausschüttung. Die wichtigste Aufgabe der in einer Alarmsituation freigesetzten Hormone Adrenalin und Noradrenalin besteht darin, gespeicherte chemische Energie wie Fett oder Glykogen zu mobilisieren und die Glukoseaufnahme in den Körperzellen zu unterstützen, um der vermehrten Muskeltätigkeit ausreichend Energie zur Verfügung zu stellen.
->   Mehr zu Epinephrinen auf britannica.com
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Stress in Großraumbüros größer
Der Stress sei, so lassen die Hormondaten vermuten, in den offenen, lauteren Büros für die Angestellten wesentlich höher als in den ruhigen, geschlossenen Räumen.

Die Angestellten in den lauteren Büros klagten selbst kaum über höheren Stress. "Aber nur, weil Leute nicht darüber klagen, dass bestimmte Umweltbedingungen für sie negativ sind, können wir nicht annehmen, dass es keine Beeinträchtigung gibt", so Evans.
Stress - eine ernste Erkrankung
Stress sei eine Erscheinung, die längerfristig sehr ernste Erkrankungen nach sich ziehen könne, so der Umweltpsychologe.

Stress ist ein Zustand der Alarmbereitschaft des Organismus, der sich auf eine erhöhte Leistungsbereitschaft einstellt. Der Begriff wurde 1936 von H. Selye geprägt, der zwischen Eustress als einer notwendigen und positiv erlebten Aktivierung des Organismus und Distress als belastend und schädlich wirkender Reaktion auf ein Übermaß an Anforderungen unterschied. Allgemein wird der Stress-Begriff heute im letzteren Sinne benutzt.
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Stress - Entstehung und Wirkung
Stress kann durch eine Vielzahl körperlicher und seelischer Reize ausgelöst werden, wie Verletzungen, Infektionen, Probleme in der Partnerschaft, u. a. Dabei kommt es zu einer Anpassungsreaktion, dem Adaptationssyndrom. Es verläuft in 3 Phasen. In der ersten Phase kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel erhöht, Herzschlag und Blutdruck steigen, die Durchblutung wird vermehrt. In der 2. Phase versucht der Organismus, sich an den Stressor (Auslöser) anzupassen. Dabei lässt die Widerstandsfähigkeit gegenüber anderen Stressoren nach, und es kann zu einer Schwächung des Immunsystems kommen. Die Abwehrbereitschaft gegenüber Krankheiten sinkt. Bei chronisch einwirkendem Stress kann es in der Phase der Erschöpfung zu organischen Erkrankungen kommen wie z. B. Magengeschwüren, Bluthochdruck oder Herzinfakt.
->   Weitere Informationen zu Hormonen und Stress
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->   Department of Psychology der US-Universität Cornell in Ithaca.
 
 
 
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01.01.2010