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800.000 Österreicher sind schwer depressiv  
  Erkrankungen der Psyche werden in der modernen Gesellschaft noch immer beiseite geschoben. Dabei richten sie mehr Leid und mehr Schaden an als viele andere Krankheiten. So sind in Österreich allein rund 800.000 Menschen schwer depressiv.  
Das ergibt sich aus Daten, die Sonntagnachmittag bei der 35. Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer (24. Februar bis 1. März) in Saalfelden präsentiert wurden.
Ein psychisch Kranker in jeder Familie
"Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation gibt es zumindest in jeder österreichischen Familie eine Person, die an einer mehr oder weniger schweren psychischen oder neurologischen Krankheit erkrankt ist", erklärte zu Beginn der Tagung die Vizepräsidentin der Apothekerkammer, Christiane Körner.

"In Österreich wird die Zahl der Menschen, die zurzeit an seiner schweren Depression leiden, auf 800.000 Personen geschätzt", so Körner weiter.
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Depressionen
Depression geht weit über eine "normale" Traurigkeit des Betroffenen hinaus. Dieser nimmt seine ganze Umwelt verändert - nämlich negativ - wahr. 60 Prozent der Selbstmorde sind nach Ansicht von Experten auf Depressionen zurückzuführen. Als Auslöser gelten meist traumatische Erlebnisse, Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, aber auch über genetische Ursachen wird mittlerweile verstärkt geforscht.

Jede vierte Frau, aber "nur" jeder zehnte Mann ist einmal im Leben von Depressionen betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet als spezifisch weibliche Risikofaktoren eine frühe Heirat, Teenager-Schwangerschaften und die Bevorzugung von Brüdern auf.
->   Mehr zum Thema Depression in science.ORF.at
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Immenser volkswirtschaftlicher Schaden
Die Konsequenz aus diesen Daten: Allein die Depressionen verursachen derzeit laut WHO-Zahlen mehr volkswirtschaftlichen Schaden als Aids, Krebs und bewaffnete Konflikte.

Während zumindest in den westlichen Industriestaaten die vor allem durch den ungesunden physischen Lebensstil hervorgerufenen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes etc. im Mittelpunkt des Interesses stehen, sind gemäß dem Weltgesundheitsbericht 2001 die psychischen Erkrankungen an der Spitze jener Leiden, welche die meisten Fälle von Invalidität bedingen.
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Die Rangliste der Krankheiten
Die Depression steht an der Spitze der Hauptursachen für Invalidität. Bereits an fünfter Stelle liegen in dieser Liste die durch Alkoholmissbrauch ausgelösten Erkrankungen, an siebenter Stelle die Schizophrenie, auf dem neunten Platz manisch-depressive Erkrankungen und an 13. Stelle Alzheimer. Im Vergleich dazu findet sich Diabetes an 20. Stelle.
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Der Verdrängungsmechanismus der Gesellschaft
Eine Begründung für das konstante Verdrängen dieser Probleme lieferte am Sonntag bei der Tagung der Grazer Psychiater und Neurologe Johann Zapotozky.

"Der Grund für den Umstand, dass die Psychiatrie immer von der Gesellschaft 'abgekanzelt' wird, liegt in einem gesellschaftlichen Dilemma", meint der Experte.

"Die Psychiatrie widmet sich der Verhinderung und der Behandlung besonders jener Störungen, die von der Gesellschaft selbst verursacht werden." Das gelte für Depressionen genauso wie für das "Burn-out-Syndrom" und Störungen, die durch die "Auflösung der Familie" (Zapotozky) in der modernen Gesellschaft bedingt seien.
->   Österreichische Apothekerkammer
->   WHO
 
 
 
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01.01.2010