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Forscher entwickeln neue Tumorhemmstoffe  
  Ein Innsbrucker Forschungsteam aus Pharmazeuten und Biochemikern hat Substanzen entdeckt, mit denen es künftig möglich sein könnte, hartnäckige Krebsarten, die bisher auf eine solche Behandlung nicht ansprechen, mittels Chemotherapie erfolgreich zu bekämpfen.  
Substanzen zur Wachstumshemmung von Krebszellen sind in der klinischen Anwendung als Chemotherapie bereits gang und gäbe. Dennoch gibt es Arten wie den Darm- und Hautkrebs, die auf die bislang zur Verfügung stehenden Hemmsubstanzen fast nicht ansprechen und deshalb nur mit einer den Körper stark belastenden Strahlentherapie zu behandeln sind.
Neue Substanzen - weniger toxisch
Der bereits gängige Tumorhemmstoff Hydroxyharnstoff hemmt beispielsweise ein Enzym namens Ribonukleotidreduktase, das für die Bildung der Erbsubstanz notwendig ist.

Auch so genannte Thiosemicarbazone haben eine hemmende Wirkung auf diesen Prozess, zeigen aber den Nachteil, dass sie schwer löslich sind und vor allem toxisch auf den Körper wirken.

Gottfried Heinisch, Johnny Easmon und Gerhard Pürstinger vom Institut für Pharmazie und Johann Hofmann vom Institut für Medizinische Chemie und Biochemie der Uni Innsbruck ist es nun gelungen, aus den Thiosemicarbazonen neue Substanzen zu synthetisieren, die besser löslich und weniger toxisch wirken und gleichzeitig das Wachstum von Krebszellen sehr gut zu hemmen scheinen.
Tests an Tumorzellen
Eine der interessantesten Erkenntnisse: Die entwickelten Substanzen wirken nicht hemmend auf die Ribonukleotidreduktase, sondern zeigen einen komplett neuen, bislang unbekannten Wirkungsmechanismus.

"Bisher haben wir um die 500 dieser neuen Substanzen hergestellt und an Zellkulturen also Tumorzellen im Brutschrank getestet", erläutert der Chemiker Hofmann das von FWF geförderte Forschungsprojekt.
Chemotherapie gegen Darmkrebs?
Auf eine dieser Substanzen sprechen Darmkrebszellen im Versuch 25 mal besser an, als die so genannten Burkitt's Lymphonzellen, die normalerweise äußerst sensibel auf Tumorhemmstoffe reagieren. Dies zeigt, dass es eventuell möglich sein könnte, Darmkrebs mittels Chemotherapie erfolgreich zu behandeln.
Forscher wollen noch bessere Mittel
Die Substanzen des Innsbrucker Teams werden derzeit im Nationalen Krebsforschungsinstitut (NCI) in den USA, das über die besten Testmethoden für derartige Tumorhemmstoffe verfügt, getestet und in ersten Tierversuchen als gut befunden.

Sie gehören damit zu den besten zehn Prozent aller bisher im NCI getesteten Hemmstoffen. Eine mögliche Anwendung der Mittel im klinischen Bereich steht allerdings noch in weiter Ferne.

"Eines unserer künftigen Ziele ist es, den neurartigen Wirkmechanismus aufzuklären, um über Computermodelle noch besser wirksame Mittel zu finden", resümiert Hofmann.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Institut für Medizinische Chemie und Biochemie, Uni Innsbruck
->   Institut für Pharmakologie, Uni Innsbruck
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010