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Flussblindheit durch "infizierte" Würmer  
  Würmer dürften nur Teil des Übels sein: Die gefürchtete Flussblindheit wird neben dem Parasiten und seinen Larven auch durch Bakterien - die die Würmer infizieren - verursacht. Die neuen Erkenntnisse eröffnen nun auch neue Behandlungsmethoden.  
250.000 Menschen haben bereits ihre Sehfähigkeit verloren,17 Millionen Menschen in Afrika, auf der arabischen Halbinsel und in Südamerika sind von der Flussblindheit bedroht.
So genannte Wobachia-Bakterien
Die gefürchtete Flussblindheit (Onchozerkose) ist nicht nur das "Werk" des parasitären Wurms "Onchocerca volvulus" und seiner Larven. Hamburger Tropenmediziner haben nun entdeckt, dass vielmehr Wobachia-Bakterien - die die Würmer infizieren - eine wesentliche Rolle spielen dürften.

Die Ergebnisse ihrer Forschungen werden in der neuesten Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" publiziert.
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"Science" (Bd. 295, S. 1892/ kostenplichtig)
->   Science
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Flussblindheit (Onchozerkose)
Die Würmer dringen durch die Haut in den menschlichen Organismus nach dem Biss infizierter Stechfliegen (Black Flies) ein. Sie produzieren Larven, diese wiederum setzen kleine Ableger (Mikrofilarien) frei, die in der Haut weiter wandern. Schließlich gelangen die Mikrofilarien bis in die Hornhaut. Sterben sie ab, verursachen sie eine heftige Immunreaktion und Entzündung. Das kann die Hornhaut zerstören.
->   Flussblindheit - bisheriger Stand des Wissens
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"Schadvolle" Kooperation
Lange Zeit glaubten die Wissenschafter, dass die Würmer und ihre Ableger selbst für das Krankheitsbild verantwortlich wären.

Doch Achim Hörauf und Lars Volkmann, vom Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, stießen auf zusätzliche andere Verursacher des Leidens: Wolbachia-Bakterien, mit denen Onchocerca volvulus-Würmer infiziert sind.

Offenbar verstärken oder verursachen diese Keime überhaupt erst die starke Entzündungsreaktion in der Hornhaut bei betroffenen Menschen, die bisher den Wurmablegern (Mikrofilarien) zugeschoben worden war.
Untersuchung an Mäusen
Die deutschen Forscher belegten das in einem Maus-Tiermodell. Sie infizierten die Tiere mit Würmern, die vorher mit dem Antibiotikum "Doxycyclin" behandelt worden waren. Das Medikament tötet die Wolbachia-Keime zuverlässig ab. Andere Versuchstiere wurden mit unbehandelten Onchozerkose-Würmern infiziert.

Das Ergebnis: Bei jenen Tieren, welche die "desinfizierten" Würmer injiziert bekommen hatten, war die Entzündung wesentlich geringer als bei den Tieren mit Wolbachia-Bakterien kontaminierten Würmern. Die Parasiten befielen auch insgesamt die Hornhaut der Augen der Tiere wesentlich geringer.
Neue Behandlungsstrategie
Diese neuen Erkenntnisse weisen - laut den deutschen Wissenschaftlern - den Weg zu einer verbesserten Behandlung von Infizierten mit dem seit Jahrzehnten bekannten Antibiotikum "Doxycyclin".

Bisher mussten die Betroffenen wiederholt mit der Substanz "Ivermectin" therapiert werden. Dieses Medikament reduziert aber nur die Zahl der Mikrofilarien in der Haut. Zudem muss das Mittel auch wiederholt eingenommen werden.

Für die vielen Millionen Infizierten könnte die in "Science" beschriebenen Entdeckungen Aussicht auf erfolgreiche Behandlung bedeuten.
Keime für die Vermehrung?
Welche Rolle die Wolbachia-Keime für die Onchozerkose-Würmer spielen, ist noch nicht ganz genau geklärt.

Sie dürften offenbar für deren Vermehrung wichtig sein: Bei Flusskrankheit-Patienten, die mit dem Antibiotikum "Doxycyclin" therapiert wurden, wurde auch der Reproduktionszyklus der Parasiten gehemmt.
->   Mehr über Wolbachia-Bakterien
->   Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg
 
 
 
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01.01.2010