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Gesundheitsversorgung für Migranten  
  Im Wiener Rathaus wurden am Mittwoch Projekte zur besseren Gesundheitsversorgung von Einwanderern vorgestellt. Das Beispiel Rotterdam zeigt, wie Migranten aus ihrer Isolation geholfen werden kann.  
Höheres Gesundheitsrisiko bei Migrantinnen
Einwanderer haben ein größeres Risiko, krank zu werden. Aus einer Untersuchung des Ludwig Boltzmann-Instituts für Frauengesundheitsforschung in Wien geht hervor, dass gerade Frauen an Depressionen, Panikattacken, Kopfschmerzen, Herzbeschwerden, sexuellen Störungen und Schlafproblemen leiden.

Bei Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien wurde zum Beispiel ein extrem hoher Verbrauch an Psychopharmaka festgestellt.
Sprachliche und kulturelle Barriere
Für viele Einwanderer stellt sich jedoch das Problem der sprachlichen und oft auch kulturellen Barriere: Sie haben es schwer, sich einem Arzt mitzuteilen.
Modell Rotterdam
In Rotterdam gibt es seit 12 Jahren ein spezielles Migranten-Gesundheitsprogramm. Die Teilnehmer werden in Peer-Groups über Probleme wie Aids oder Diabetes aufgeklärt und bekommen Vermittler beim Arztbesuch zur Seite gestellt.
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Peer-Group
Für den Begriff Peer-Group gibt es keinen entsprechenden deutschen Begriff - manchmal findet sich der Terminus ¿Peer-Gruppe¿. Man bezeichnet damit die Bezugsgruppe eines Individuums, die aus Personen gleichen Alters, gleicher oder ähnlicher sozialer Herkunft besteht und es in Bezug auf Handeln und Urteilen stark beeinflusst. Peer-Gruppen sind vor allem Jugendgruppen.
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"Die Vermitller sind nicht nur Dolmetscher, sondern helfen auch, kulturelle Barrieren zu überwinden", sagt Toon Vorham vom WHO-Projekt Healthy City in Rotterdam. "Vor allem Frauen aus Marokko und der Türkei haben Angst, mit dem Arzt über ihre gesundheitlichen Probleme zu sprechen. Ihnen können die Vermittler aus ihrer Isolation heraus helfen."
Anonyme Beratung in Wien
In Wien hat sich das Gesundheitszentrum F.E.M. Süd als Anlaufstelle für Migrantinnen etabliert. Für Frauen aus der Türkei und den ehemaligen Ländern Jugoslawiens werden Beratungen und Informationsabende in der jeweiligen Muttersprache angeboten.

Im F.E.M. ist das Hauptanliegen, Einwanderinnen bei gesundheitlichen Schwierigkeiten zu helfen. Barrieren bestehen auch hier vor allem aufgrund von unzureichenden Sprachkenntnissen, mangelnder Bildung und geringen medizinischen Kenntnissen.

Meist lassen sich die Einwanderinnen Beipacktexte und die richtige Einnahme von Medikamenten erklären und stellen Fragen über chronische Krankheiten.
Vorteil Anonymität
Der Vorteil der Beratungen in Wien ist die Anonymität. Vor allem Mädchen und junge Frauen nehmen diese in Anspruch. Besonders groß ist das Interesse an den regelmäßigen gynäkologischen Sprechstunden.
Aufklärung in Moscheen
Einen besonderen Ort für Aufklärungskampagnen haben sich Ärztinnen in Innsbruck gewählt: Sie starteten eine Aktion zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in muslimischen Moscheen.
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Innsbrucker Moscheen-Aktion
Margarethe Hochleitner vom Ludwir-Boltzmann-Institut für kardiologische Geschlechterforschung ¿Um die türkischen Frauen wirklich anzusprechen, suchte ich vier türkische Medizinstudentinnen. Die Aktion wurde vor Ort ausschließlich von türkischen Frauen für türkische Frauen gemacht. Zu diesem Zweck wurde von mir ein halbstündiger Diavortrag zur Herzprävention erstellt und übersetzt. Zusätzlich wurde Informationsmaterial zu den Hauptherzrisiken wie Bluthochdruck, Übergewicht, Cholesterin, Diabetes etc. in die türkische Sprache übersetzt. Alle diese Materialien wurden mit den türkischen Studentinnen besprochen, um kulturelle oder religiöse Fettnäpfchen zu vermeiden.¿
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->   WHO Healthy Cities Project
->   Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft
->   F.E.M.
 
 
 
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01.01.2010