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Zell-Implantat gegen Blutarmut  
  Forscher der ETH Lausanne testen derzeit ein Implantat, das lebende menschliche Zellen enthält, die das Hormon Erythropoietin (EPO) abgeben. Damit können Patienten mit schwerer Blutarmut die wöchentlich bis zu drei Injektionen erspart bleiben.  
Auf eine EPO-Behandlung sind speziell Patienten mit
Nierenversagen und viele Kranke mit Krebs angewiesen.
Das Implantat hat zwei Formen, wie der Schweizerische
Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) am Dienstag mitteilte.

Es handelt sich entweder um eine Röhre mit einem halben Millimeter Durchmesser und ein bis drei Zentimeter Länge, oder um eine kleine Scheibe mit ein bis zwei Zentimeter Durchmesser.
Unter die Haut gehend
Das Implantat wurde im Rahmen des SNF-Forschungsprogrammes 46 (Implantate und Transplantate) entwickelt. Es wird beim örtlich betäubten Patienten unter der Haut eingesetzt. Der Arzt öffnet die Haut mit einem Schnitt und näht sie anschließend wieder zu.

Der Eingriff dauert rund fünf Minuten, wie es in der Mitteilung vom Dienstag hieß. In dem Implantat befinden sich rund zwei Millionen lebende menschliche Zellen, denen ein Gen für die Produktion von humanem EPO eingepflanzt wurde.
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Erythropoietin
ein aus 166 Aminosäuren aufgebautes Hormon, fördert die Bildung und Freisetzung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Erythropoietin ist biotechnologisch herstellbar. Erythrozyten transportieren den Sauerstoff im Blut. Den größten Teil ( über 90 Prozent) des Erythropoetins bilden die Nieren, einen kleinen Teil auch die Leber.

Da Erythrozyten beim gesunden Menschen eine Lebensdauer von nur etwa 120 Tagen haben, müssen sie kontinuierlich neu produziert werden. Die Nieren stellen deshalb immer eine bestimmte Menge an Erythropoetin her. Diese Menge ist vom Sauerstoffgehalt des Blutes abhängig.
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Gentechnisch manipuliert
Das Hormon EPO regt die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark an. Die Zellen wurden gentechnisch so manipuliert, dass sie sich unendlich oft teilen können, ohne Krebs auszulösen.

Ein eingepflanztes "Sicherheits-Gen" soll dafür sorgen, dass die Zellen zerstört werden, wenn sie aus dem Implantat entweichen.
Sauerstoff und Nährstoffe hinein
Die Poren der Außenhülle des Implantats sind so dimensioniert, dass EPO hinaus- und Sauerstoff und Nährstoffe hinein gelangen können.

Zellen und Abwehrstoffe des Empfängers können jedoch nicht in das Implantat gelangen, um die EPO-Zellen zu zerstören. Die Technik wurde von Forschern der EPFL entwickelt.
Positive Testversuche
Nach positiven ersten Versuchen beginne die EPFL nun mit Phase II der klinischen Tests, in der therapeutische Dosierungen eingesetzt werden, erklärte Projektkoordinator William-F. Pralong.

Patienten mit schwerer Blutarmut wurden ausgewählt, weil sich die Wirkung von EPO besonders gut nachweisen lässt. Später soll die Behandlung anderer Krankheiten ins Zentrum rücken. Die Forscher erwähnen beispielsweise Bluterkrankheit und Diabetes.
Beruhigte Sportfreunde
Sportfreunde beruhigt Pralong übrigens. Bereits habe sich das Internationale olympische Komitee besorgt bei den Forschern gemeldet.

Diese konnten Entwarnung geben: Das von den Implantaten produzierte EPO kann gut vom körpereigenen unterschieden werden. EPO wird im Leistungssport oft als Dopingmittel eingesetzt.
->   Mehr zur Behandlung mit Erythropoietin
 
 
 
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01.01.2010