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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Riesige Eisscholle von Antarktis weggebrochen  
  Vermutlich als Folge der globalen Klimaerwärmung ist in der Antarktis eine riesige Eisscholle auseinandergebrochen. Im Osten der antarktischen Halbinsel zerbarst eine Fläche von 3.250 Quadratkilometern innerhalb von rund einem Monat in tausende von Eisberge, wie das nationale US-Zentrum für Schnee- und Eisdaten (NSIDC) am Dienstag mitteilte.  
12.000 Jahre alt, 720 Mrd. Tonnen schwer
National Snow and Ice Data Center
Die 720 Milliarden Tonnen schwere Scholle Larsen B brach den Angaben zufolge auseinander, weil Schmelzwasser vom vergangenen Sommer in kleine Risse an der Oberfläche eingedrungen war und die 220 Meter dicke Eisschicht gesprengt hatte.

Die zersplitterten Eisberge der vermutlich 12.000 Jahre alten Scholle treiben nun im Weddell-Meer. Nach Angaben des NSIDC handelt es sich um die größte Eisscholle seit 30 Jahren, die auseinandergebrochen ist.
->   Animation des Zerberstens
Seit letztem Jahr unter Beobachtung
In den vergangenen fünf Jahren hatte Larsen B eine Fläche von 5.700 Quadratkilometern verloren, die Scholle besitzt heute nur mehr 40 Prozent seiner ursprünglichen Größe.

Seit vergangenen November war sie von Forschern beobachtet worden. Damals warnte ein argentinischer Wissenschaftler vor einem möglichen Auseinanderbrechen.
->   Die Meldung des NSIDC
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Antarktis
Das Südpolargebiet besteht bei einer Fläche von 13.98 Millionen km2 aus dem antarktischen Kontinent (Antarktika), Inseln und Meeren. Ost- wie Westantarktis werden von einer Inlandeismasse bedeckt, die eine mittlere Höhe von 2.000-2.500 m aufweist. Weddell- und Rossmeer greifen weit in den "Kontinent" ein. Diese Gebiete sind von Schelfeistafeln erfüllt; am Rand entstehen die Tafeleisberge. Die Temperaturen des sommerkalten Kontinentalklimas steigen selten über Null Grad Celsius. Die Antarktis ist das kälteste Gebiet der Erde mit Minimalwerten bis minus 88 Grad Celsius; 30-600 Millimeter Niederschläge jährlich fallen meist im Sommer als Schnee. Stürme mit bis zu 90 m/s Geschwindigkeit sind häufig.
->   Mehr über die Antarktis
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Regionale Klimaerwärmung verantwortlich
Die Wissenschaftler des NSIDC führen das Abbrechen der Eisscholle auf die starke regionale Klimaerwärmung zurück. Seit den 1940er ist die durchschnittlich Temperatur der Antarktis um 2,5 Grad Celsius gestiegen. Seit 1974 ist die Eisfläche um 13.500 Quadratkilometer geschrumpft.

Wie science.ORF.at aber zuletzt im Jänner 2002 berichtete, ist die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Verhalten des Eises - sowie letztlich auch, ob es überhaupt zu einer Erwärmung in der Antarktis gekommen ist - innerhalb der Wissenschaft umstritten.
->   Mehr dazu in: Widersprüchliche Antarktis?
Weitere Eisschollen stehen bevor
Nach Angaben der Forscher des NSIDC befindet sich die benachbarte Scholle Larsen C ebenfalls kurz vor dem Auseinanderbrechen. Wenn sich die Erwärmung der Antarktis fortsetzt, seien auch Teile der noch wichtigeren und größeren Ross-Eisscholle betroffen.
Keine direkte Auswirkung auf Meeresspiegel
Das Wegbrechen auch größerer Eisschollen hat nach Angaben der Forscher keine direkte Auswirkung auf die Höhe des Meeresspiegels. Dennoch wirken sie als eine Art "Bremssystem" für die Eismassen des antarktischen Kontinents.

"Der Verlust von Eisschollen, die die Antarktis umgeben, könnte auch den Eisfluss des Kontinents erhöhen", so Tod Scambos vom NSIDC.
->   NSIDC
->   Mehr über die Antarktis in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010