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Tuberkulose-Welttag: Warnung vor Zunahme  
  Auch 120 Jahre nach seiner Entdeckung durch den Berliner Forscher Robert Koch hat der Tuberkulose-Erreger seinen Schrecken nicht verloren. Weltweit erkranken jedes Jahr mehr als acht Millionen Menschen an Tuberkulose; rund zwei Millionen fallen der Erkrankung zum Opfer - mit steigender Tendenz. Große Probleme bereiten zudem die resistenten Bakterienstämme, wie Experten anlässlich des Welttuberkulosetages warnen.  
Betroffen von der Zunahme an Tuberkulose-Erkrankungen sind vor allem die Entwicklungsländer - obwohl mittlerweile wirkungsvolle Therapien existieren. Zu verdanken ist letzteres vor allem einem Pionier der Medizingeschichte: Robert Koch, dem zu Ehren der Welttuberkulosetag am Sonntag begangen wird.
Pionier der Mikrobiologie

Robert Koch
Vor 120 Jahren, am 24. März 1882 stand der Arzt und Regierungsrat im Kaiserlichen Gesundheitsamt vor Mitgliedern der Berliner Physiologischen Gesellschaft und gab die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers bekannt.

Erst seine Forschungen, bei denen es ihm gelang, das Bakterium zu isolieren, ermöglichten in Folge den effektiven Kampf gegen die Krankheit. Im 19. Jahrhundert starb beispielsweise in Deutschland noch jeder siebte Erwachsene an einer Infektion mit dem Erreger.
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Eine Entdeckung mit Folgen
Vor Kochs Entdeckung hatte unter Medizinern keinerlei Einigkeit über die Ursachen geherrscht. Einige Ärzten machten chronischen Ernährungsmangel dafür verantwortlich, andere unterteilten Tuberkulose in verschiedene Krankheiten. Koch, der Pionier der Mikrobiologie, damals 38, musste sich allerdings gegen harte Konkurrenten wie Rudolf Virchow behaupten.

Dies gelang ihm nur mit hieb- und stichfesten Beweisen: Koch entwickelte ein in Grundzügen noch heute verwendetes Verfahren, um Bakterien in Reinkultur zu züchten. Er bewies zudem mit der Infektion von Tieren, dass es sich wirklich um die Krankheitsauslöser handelte. 23 Jahre später, 1905, erhielt Robert Koch für seine "Forschungen und Entdeckungen in Bezug auf die Tuberkulose" den Nobelpreis.
->   Mehr zu Robert Koch in www.nobel.se
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Trauriger Höchsstand im Jahr 2000
Dennoch, auch nach 120 Jahren zählt Tuberkulose (Tbc) immer noch zu den häufigsten Todesursachen weltweit unter den Infektionskrankheiten. Sie breitet sich weiter aus und erreichte im Jahr 2000 laut dem Robert-Koch-Institut einen traurigen Höchststand.

Trotz Impfstoff und möglicher Therapie starben demnach zwei Millionen Menschen an Tbc, 8,7 Millionen erkrankten neu, darunter 400.000 Kinder. Etwa 95 Prozent der Neuerkrankungen und 98 Prozent der Todesfälle betreffen die Entwicklungsländer.
Armut, mangelnde Hygiene, Krieg, Aids ...
Begünstigt wird die Ausbreitung der Krankheit durch schlechte medizinische Versorgung, rasches Bevölkerungswachstum, Armut, Krieg und Migration. Aus diesen Gründen wählte die WHO für den diesjährigen Welttag das Motto: "Stop TB, fight poverty!"

Ursache für die steigenden Tbc-Zahlen ist allerdings auch die in den Ländern der Dritten Welt weiterhin ungebremste Ausbreitung von HIV. Für Aids-Patienten ist Tuberkulose die häufigste Todesursache.
Resistenzen erschweren Bekämpfung
Neben einigen lateinamerikanischen Staaten, Süd- und Ostasien sowie den afrikanischen Ländern südlich der Sahara gehört heute Osteuropa zu den Tbc-Hochgebieten.

Die teilweise dramatische Situation führen Experten auf die Zunahme der Mehrfachresistenzen gegen die wichtigsten Tbc-Medikamente zurück. Ursachen sind vor allem Fehlbehandlungen, unkontrollierte Verschreibungen und der Einsatz qualitativ schlechter Medikamente.
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Von Tbc-Erregern befallenes Lungengewebe
Tuberkulose
Die Tuberkulose (Tbc), auch Schwindsucht genannt, ist eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit. Auslöser sind die von Koch entdeckten Tuberkelbakterien (Mykobakterium tuberkulosis), die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Ein erster Entzündungsherd entsteht meist in der Lunge, die Erreger können sich jedoch auch im Körper ausbreiten und noch nach Jahren zu einer erneuten Entzündung der Lunge wie auch der Nieren, Knochen oder anderer Organe führen.

Bricht ein Entzündungsherd aus und Erreger gelangen nach außen, so wird Tbc ansteckend - man spricht von einer "offenen Tuberkulose", die dem Gesundheitsamt gemeldet werden muss. Ein davon Betroffener muss wegen der Ansteckungsgefahr isoliert werden. Behandelt wird mit einer Medikamenten-Kombination (Tuberkulostatika), die das Wachstum der Bakterien hemmen.
->   Mehr Informationen beim Robert-Koch-Insitut
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In Österreich stark rückläufig
In Österreich ist die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen und der Todesfälle im vergangenen Jahr stark zurück gegangen. Nach den vorläufigen Zahlen seien 897 Fälle registriert, so Jean-Paul Klein vom Gesundheitsministerium.

Ebenfalls nach vorläufigen Zahlen habe es 97 Tbc-Todesfälle gegeben. Im Jahr zuvor waren es dagegen mindestens 960 Erkrankungen und 152 Todesfälle.
Internationale Anstrengungen erforderlich
Angesichts der weltweiten Situation fordern auch die heimischen Experten entsprechende internationale Anstrengungen: Denn entscheidend für die Heilung der Krankheit ist nach wie vor die rasche Entdeckung. Nach Schätzungen der WHO hat weltweit jedoch nur jeder vierte Patient überhaupt Zugang zu Kontroll- und Bekämpfungsprogrammen.

"Tuberkulose ist behandel-, heil- und vermeidbar - aber nur, wenn weltweit die Gesundheitsbehörden dafür Sorge tragen, dass die Länder der Dritten Welt jene Unterstützung erhalten, die sie in der Bekämpfung dieser Krankheit benötigen", erklärt dazu der Vorsitzende der "Arbeitsgemeinschaft Tuberkulose" der Österreichischen Gesellschaft für Lungenerkrankungen und Tuberkulose, Kunrad Wolf.
->   Die WHO zum Thema Tuberkulose
->   Robert-Koch-Institut
->   Surveillance of tuberculosis in Europe (WHO-Kooperationspartner)
->   International Union against Tuberculosis and Lung Disease
 
 
 
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01.01.2010