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Milzbrand: Herkunft der Erreger entscheidend  
  Milzbrand als Waffe von Bioterroristen ist seit dem 11. September mehr als ein Schreckensszenario. Die Krankheit sicher und schnell zu diagnostizieren, war das Ziel einer Expertentagung in Innsbruck. Damit in Zukunft die Herkunft der Erreger leichter festgestellt werden kann, wurden dabei genetische Fingerabdrücke der Bakterienstämme gesammelt.  
Bakterien aus Georgien
Bei der Milzbrand-Forschung kommt es auch auf die Herkunft der Erreger an. Mit Herkunft ist die geographische Herkunft, also ein Land oder eine Region gemeint. In Innsbruck können die Wissenschaftler nun erstmals mit Bakterienstämmen aus dem ehemaligen "Ostblock" forschen, meinte der Milzbrandexperte Franz Allerberger von der Bundesstaatlichen bakteriologisch-serologischen Untersuchungsanstalt Innsbruck gegenüber dem ORF Radio. Die Bakterien stammen aus Georgien.
"Fingerprint" der Erreger
In Innsbruck werden die Proben aus Georgien im Hochsicherheits-Labor analysiert. "Wir haben ein DNA-Fingerprinting durchgeführt. Damit können wir zeigen, dass Bakterien aus Tirol oder den USA unterschiedlich sind zu den Bakterien aus Georgien."

Diese Sammlung von genetischen Mustern erlaube es den Forschern, in Zukunft die Herkunft von Erregern rascher festzustellen. Anfragen für solche Erreger-Muster gebe es bereits aus den USA und Deutschland, so Allerberger.
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Milzbrand
Milzbrand ist eine bakterielle Infektionskrankheit. Das Bacillus anthracis befällt v.a. Haus- und Nutztiere. Die Krankheit kann vom Tier auf Menschen übertragen werden. Man kennt drei Formen:
1. Hautmilzbrand: Ein bis drei Tage nach der Ansteckung entwickelt sich an der Eintrittstelle des Keimes eine Pustel, die unter Narbenbildung abheilt.
2. Durch Einatmen des Erregers entsteht der Lungenmilzbrand, der wie eine Lungenentzündung verläuft.
3. Beim Darmmilzbrand gelangt der Bazillus über die Nahrung in den Körper.

Bei allen drei Formen kann sich die Infektion unbehandelt auf die Lymphbahnen ausbreiten und Fieber, Schwellung und eine brandige Verfärbung der Milz hervorrufen. Diese Milzbrandsepsis führt oft zum Tod. Behandlung mit Antibiotika ist nötig.
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Milzbrand am Kaukasus
In Georgien und anderen Staaten am Kaukasus sind in den vergangenen Jahren 17 Menschen an Milzbrand erkrankt, die meisten davon an Hautmilzbrand.

Die Bakterienstämme, die nun nach Innsbruck gebracht wurden, sind Bakterien, die bei Menschen nach Kontakt mit Tieren Milzbrand hervorgerufen haben.
Österreich: Tiere gegen Milzbrand geimpft
In Tirol, Salzburg und der Steiermark gibt es noch einzelne Gebiete (vor allem Almen), wo Rinder regelmäßig gegen Milzbrand geimpft werden.

In Tirol gab es vor ca. 10 Jahren den letzten Ausbruch der Krankheit, so Allerberger. Die Sporen überdauern im Boden Jahrzehnte, daher werden die Tiere noch lange nach dem letzten nachweislichen Ausbruch mittels Impfung vor Milzbrand geschützt.
"Milzbrand-Terror"
Seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York sind fünf Menschen an Lungenmilzbrand gestorben, weitere 13 erkrankten am harmloseren Hautmilzbrand.

Milzbrandalarm wurde wiederholt auch in Österreich gegeben.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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01.01.2010