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Proteine - "Oberflächliche" Schlüsselfunktion  
  Ein Innsbrucker Team von Biochemikern und Intensivmedizinern hat in einem vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Forschungsprojekt herausgefunden, dass bestimmte oberflächenaktive Eiweißstoffe in den Lungenbläschen, so genannte Surfactant-Proteine, eine lebenswichtige Schlüsselrolle in der Lungenfunktion einnehmen.  
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Beim nächsten Atemzug machen Sie sich bewusst: Der Prozess des Ausdehnens und Zusammenziehens Ihrer Lungen ist eine sensible Angelegenheit. Wenn ein einziges Rädchen im Getriebe des Lungenapparats fehlt, kann das ganze System zusammenbrechen.
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Proteine für Oberflächenaktivität wichtig
Unter der Leitung des Anästhesisten Günther Putz von der
Innsbrucker Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin konnte der niederländische Biochemiker Rob Diemel bei seinen Untersuchungen rund um die Oberflächenaktivität in den Lungenbläschen feststellen, dass bestimmte Proteintypen, nämlich das Surfactant-Protein-B (SP-B) und das Surfactant-Protein-C (SP-C), eine Schlüsselrolle beim Aufbau und der Stabilität oberflächenaktiver Fett-Eiweiss-Schichten haben.
Lungenversagen bei Mangel an Proteinen
"Diese Lipid-Protein-Filme sind notwendig, um die Oberflächenspannung in den Lungenbläschen so zu verändern, dass die Entfaltung der Lunge bei der Atmung unbemerkt erfolgen kann", erläutert Diemel das vom FWF geförderte Projekt. "Mangelt es allerdings an dem Protein SP-B und SP-C, kann dies zu akutem Lungenversagen führen."

Zudem konnte der Biochemiker bei der Analyse der Verteilung der oberflächenaktiven Substanzen in der Lunge schlussfolgern, dass die Gabe von Surfactanten bei akutem Lungenversagen nur dann positive Effekte hat, wenn die betroffenen Areale komplett oder zumindest mit wenig Luft gefüllt sind.
Ergebnisse für klinische Praxis wesentlich
Gänzlich kollabierte Lungen können die oberflächenaktiven Substanzen nicht in hohen Dosen aufnehmen. Diese Ergebnisse des Teams könnten sich in der klinischen Praxis als wichtige Erkenntnisse beim Einsatz der gängigen "Surfactant-Ersatztherapie" erweisen.

Weitere Forschungen folgen: Den Wissenschaftlern ist es nämlich kürzlich gelungen, das Surfactant-Protein-B mit der radioaktiven Substanz "Technetium" zu markieren. "Dies wird uns künftig ermöglichen, die Verteilung der oberflächenaktiven Substanzen in der Lunge an lebenden Kaninchen zu studieren und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln", resümiert der Anästhestist Putz.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010