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"Glückshormon" Serotonin zerstört Krebszellen  
  Serotonin, als "Glücksbotenstoff" des Gehirns bekannt, hat auch andere positive Wirkungen: Der Neurotransmitter unterdrückt die Ausbreitung bestimmter Tumore, indem er Krebszellen dazu bringt, sich selbst zu zerstören. Gewisse Serotonin assoziierte Antidepressiva können diesen Effekt jedoch blockieren.  
Experimente des Forscherteams um John Gordon von der Birmingham University zeigen, dass Serotonin - jener Neurotransmitter, der u.a. für das Glücksgefühl zuständig ist - Krebszellen des so genannten Burkitt-Lymphoms zum "Selbstmord" anregen kann. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Blood" veröffentlicht.
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Der Originalartikel "5-Hydroxytryptamine drives apoptosis in biopsylike Burkitt lymphoma cells: reversal by selective serotonin reuptake inhibitors" (kostenpflichtig) ist in der Fachzeitschrift "Blood" der American Society of Hematology erschienen.
->   Der Abstract des Artikels
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Anleitung zum Selbstmord
Der Artikel beschreibt, wie Serotonin in die Lymphom-Zellen eindringen und diese dazu bringen kann, Selbstmord (Apoptose = Selbstauflösung) zu begehen. Dadurch trägt es das Potential für eine effektive Therapie in sich, so Gordon.

Nun wollen die Wissenschaftler Medikamente gegen Krebs - wie eben das Burkitt-Lymphom - auf der Basis von Serotonin entwickeln.
->   Apoptose - der Selbstmord einer Zelle
->   Mehr über das Burkitt-Lymphom
Blockade des Effekts bei gewissen Antidepressiva
Eine bestimmte Gruppe von Antidepressiva - die so genannten "Selective Serotonin Re-uptake Inhibitors" (SSRIs) -, die in den Stoffwechsel von Serotonin eingreifen, könnten diesen Effekt jedoch blockieren.
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Serotonin und SSRIs
Als Neurotransmitter (Botenstoff) moduliert Serotonin neben anderen Stimmung, Gefühl, Schlaf sowie Appetit und spielt folglich in der Steuerung zahlreicher Verhaltens- und physiologischen Funktionen eine wesentliche Rolle. Ein Mangel an Serotonin in bestimmten Hirn-Regionen wird als Ursache für u.a. Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen betrachtet.

Die Konzentration des Botenstoffs wird durch ein Wiederaufnahme-System (Re-Uptake) - also ein Recycling von Serotonin - vermindert. Hier setzen auch die genannte Gruppe von Antidepressiva an - die SSRIs (z.B. Prozac - Fluoxetine). Indem sie den Re-Uptake hemmen, erhöht sich die Konzentration von Serotonin und dadurch u.a. die Stimmung. Im genauen ist die komplexe Funktion der Botenstoffe des Gehirns noch nicht aufgeklärt.
->   Mehr zu Serotonin
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Glückspille Prozac untersucht
Der Körper hat 14 verschiedene Serotonin-Rezeptoren, wobei - wie die Forscher herausfanden - sich der Schlüssel für die Tumorbekämpfung im Transport-Protein befindet, das jedoch die SSRIs blockieren. Dadurch verliert Serotonin seinen Effekt, und die Krebszellen fahren fort, sich zu teilen.

Als bekanntestes Antidepressivum untersuchten die Wissenschaftler Prozac (Wirkstoff: Fluoxetine), das in den 1980ern als "Glückspille" gefeiert worden war.
Krebsfördernde Wirkung statistisch nicht bewiesen
"Patienten, die diese Art Antidepressiva nehmen, sollten die Behandlung nicht abbrechen, nur um das theoretische Krebsrisiko zu vermeiden", meint Gordon zu den Forschungsergebnissen.

Obwohl die Experimente den Zusammenhang zwischen Prozac und Krebs herstellten, ist bisher kein epidemiologischer (statistischer) Nachweis gefunden worden. "Dieses Medikament ist seit 1987 auf dem Markt, lange genug, damit dieses Risiko sich klar abzeichnete", so Gordon

Wie auch John Cleare vom psychiatrischen Institut in London erklärt, sei das Risiko durch Absetzen der Medikamente wesentlich höher als das Risiko, das in der Studie beschrieben ist.
Positiv Denken
Gordon will in Zukunft die neurochemische Basis für die "Kraft des positiven Denken" im Zusammenhang mit Krankheit aufklären. "Positives Denken kann einen großen Einfluss auf verschiedene Krankheiten - Krebs eingeschlossen - haben. Wir wollen wissen, warum das so ist", erklärt Gordon gegenüber New Scientist.
->   Mehr über SSRI
->   Prozac, die "Glückspille" (Wirkstoff: Fluoxetine)
 
 
 
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01.01.2010