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Fasten - vom Körper nur bedingt gut geheißen  
  Fasten ist eine enorme Belastung für den Organismus, die er sich nicht immer einfach so gefallen lässt. Daher sollten nur ganz gesunde Menschen länger als ein bis zwei Tage fasten.  
Ob man aus religiösen Motiven fastet oder weil man sich erhofft, besonders schnell, besonders viel abzunehmen; ob zur Läuterung oder zur Gewichtsreduktion - längeres fasten sollte nur unter ärtzlicher Aufsicht stattfinden.
Nur unter ärztlicher Aufsicht
Schon Diäten, bei denen die tägliche Kalorienzufuhr auf 800 Kalorien reduziert wird, sollten nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen - sagt der Wiener Stoffwechselexperte Rudolf Prager vom Krankenhaus Lainz und Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Stoffwechselstörungen.

Vorzuziehen sind eine mäßige Kalorienzufuhr mit viel Bewegung. Nichts desto trotz glauben viele Menschen, ihrem Körper etwas ganz besonders Gutes zu tun, wenn sie über eine bestimmte Zeit überhaupt nichts zu sich nehmen.

Alles was über einen Tag hinaus geht kann mehr schaden als nützen - so Rudolf Prager, vor allem wenn man nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
Nur bei völliger Gesundheit
Nur wenn man völlig gesund ist - keine Organschäden, Herzkreislauf-Probleme oder Stoffwechselstörungen vorliegen - dürfe man sich darauf einlassen, so Rudolf Prager.

Mangelerscheinungen, die durch das Fasten eintreten können, werden von gesunden Menschen bis zu einem gewissen Grad kompensiert, bei gesundheitlich beeinträchtigten Menschen können Mangelerscheinungen fatale Folgen haben.
Der Körper reagiert auf die unterschiedlichste Weise
Der Organismus reagiert auf das Ausbleiben der Kalorien auf unterschiedliche Weise. So kommt es u.a. zu einer Anhäufung von freien Fettsäuren, zu einer Übersäuerung des Organismus und zu Funktionsstörungen der Niere.

¿Wenn man fastet und sich nicht bewegt, dann reagiert der Körper nicht nur mit Fettabbau sondern mit Muskelabbau und das kann man nur dadurch kompensieren, indem man Bewegung macht um den Muskelabbau, der zusätzlich zum Fettabbau auftritt, sozusagen zu kompensieren", sagt Prager.

Durch Fasten nimmt auch die Insulinempfindlichkeit - ein nicht unwesentlicher Faktor für den Typ-2-Diabetes - ab. Und eine verminderte Insulinempfindlichkeit ist einer Gewichtsreduktion hinderlich.
50 Prozent weniger Krebs durch Kalorienreduktion
Nicht Fasten oder Nulldiäten werden aus medizinischer Sicht heute empfohlen, sondern die reduzierte Kalorienzufuhr. Und das dies weit mehr bringt als nur Fettabbau, das haben Wissenschafter am Institut für Krebsforschung an der Universität Wien eindeutig nachweisen können. Man hat Versuchstieren über 90 Tage um 40% weniger Futter gegeben.

¿Wir haben festgestellt, dass durch diese verminderte Futterangebot die Zellvermehrung in der Leber vermindert war, der programmierte Zelltod erhöht war und in der Folge - ein Jahr später etwa - hatten diese Tiere, die vorrübergehend dieses verminderte Futterangebot hatten, auch um die Hälfte weniger maligne Tumoren¿, erklärt Wilfried Bursch vom Institut für Krebsforschung.
50 Prozent weniger Krebstumore gegenüber jenen Tieren, die normal weiter gefüttert wurden. In beiden Gruppen Tieren gab es Tiere die bereits Leberkrebs in einem Vorstadium hatten und es zeigte sich, dass reduzierte Zellteilung und erhöhter Zelltod in den Tumorvorstadien besonders ausgeprägt waren.

Noch sind nicht alle Zusammenhänge geklärt - die Forschung geht weiter. ¿Die Frage ist, wie die Zellen und insbesondere die Tumorvorstadien merken, dass eine Kalorienverminderung gegeben ist und auf diese Weise mit dem Anschalten des Selbstmordprogramms in diesen betreffenden Zellen reagieren können¿, meint Busch.
Verminderte Kalorienzufuhr besser als Nulldiät
Es muss nicht gleich das Extrem sein - man muss sich nicht unbedingt kasteien.

Für den Körper bekömmlicher als absolute Nulldiät ist die Reduzierung der Kalorienzufuhr. Sie führt nicht nur hinsichtlich Gewichtsabnahme besser ans Ziel - Mäßigung beim Essen schützt auch - wie die Untersuchung zeigt - vor bösartigen Erkrankungen.

Evelin Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Ludwig Boltzmann Institute im Bereich der Humanmedizin
 
 
 
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01.01.2010