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Unterschätzte Gefahr Pneumokokken-Infektion  
  Pneumokokken-Infektionen sind eine Gefahr für Kleinkinder, die bisher unterschätzt wurde. Eine halbe Million Kinder sterben weltweit pro Jahr an den Folgen. Ein Impfstoff kann diese Infektion verhindern.  
In Österreich und Deutschland bekommen 20 von 100.000 Kleinkindern eine Pneumokokken-Infektion. Da das Immunsystem von Kleinkindern und Säuglingen noch nicht völlig ausgereift ist, führen die Infektionen zu schweren Erkrankungen wie z. B. Gehirnhaut - oder Mittelohr-Entzündungen.
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Pneumokokken-Infektion
Pneumokokken sind Bakterien, die im Mund-und Rachenraum von Erwachsenen leben. Ihnen tun diese Bakterien nichts. Aber sobald sie mit Säuglingen und Kleinkindern in Berührung kommen, werden sie gefährlich. 10 Prozent der Kleinkinder überleben die Infektion nicht, da bei ihnen Antibiotika keine Wirkung zeigen. Zu den Folgen einer überstandenen Pneumokokken- Infektion zählen Hörstörungen, Lähmungen und Taubheit. Die Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle.
->   Mehr über Pneumokokken
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Impfung trägt erheblich zum Rückgang der Infektion bei
Ab dem dritten Lebensmonat können Kinder gegen Pneumokokken geimpft werden. In den USA sind die Infektionen seit Einführung des Impfstoffes um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. In Österreich wird die Impfung vom obersten Sanitätsrat empfohlen. Zahlen müssen den Impfstoff aber die Eltern.
In Österreich keine Pflichtimpfung
Die Impfung wurde bisher nicht in den verpflichtenden Impfplan aufgenommen, weil sie teuer ist und nicht bei allen Kindern wirkt. Eine Impfung kostet 72 Euro. Drei mal müssen Kinder im ersten Jahr geimpft werden.
Impfverpflichtung so bald als möglich
Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck will nun für Kleinkinder eine Impfverpflichtung umsetzen. Kinder bis zum zweiten Lebensjahr sollen die Impfung gratis bekommen.

Ältere Menschen sollen einen Kostenzuschuss von 50 Prozent bekommen. Denn auch sie sind aufgrund des geschwächten Immunsystems betroffen. Bei älteren Menschen lösen Pneumokokken meist Lungenentzündungen aus.
Positive Signale
Wenn das Gesundheitsstaatsekretariat für die Impfung ist, wird man sie bezahlen, signalisiert der Hauptverband der Sozialversicherungen.

Denn der Großteil der Kosten muss vom Bund bezahlt werden. Die Versicherungen zahlen ein Sechstel.
Gesundheitsstaatssekretär Waneck ist für die Umsetzung noch dieses Jahr.
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Am meisten betroffen sind...
Besonders gefährdet sind Frühgeburten, Säuglinge mit niedrigem Geburtsgewicht und Kinder mit chronischen Krankheiten, die Medikamente nehmen müssen.
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Überträger Mensch
Die Ansteckungsgefahr ist dort am größten, wo Säuglinge mit hustenden Menschen zusammenkommen: etwa im Supermarkt, in U-Bahn oder in Arztordinationen.

Nicht alle Pneumokokkenstämme sind gefährlich. Warum manche Bakterienstämme so schlimme Infektionen auslösen, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Kinderärzte empfehlen den Eltern, Säuglinge von kranken Menschen fernzuhalten und sie auf alle Fälle zu impfen.
Antibiotika - Resistenzen
Ein Nebeneffekt der Pneumokokken-Schutzimpfung ist, dass weniger Antibiotika-resistenzen entstehen, sagt der Kinderarzt Ingomar Mutz vom Krankenhaus Leoben.

"Bei Kindern ist Meningitis- und Pneumokokken-Sepsis gefährlich und Pneumokokken-Mittelohrentzündung ganz häufig. Mit der Impfung kann die Mittelohrentzündung vermieden werden und dadurch müssen weniger Antibiotika verwendet werden", erklärt Mutz.

Dies führt wiederum zu weniger Antibiotika-Resistenzen. "Unter dem Gesichtspunkt der Problematik der ständig Zunahme Antibiotika-resistenter Keime, wird die Pneumokokken-Impfung immer wichtiger", sagt Mutz.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr über die Pneumokokken-Impfung
 
 
 
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01.01.2010