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Ebola: Der Behandlung ein Stück näher  
  Ein internationales Forscherteam hat unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ein gentechnisch verändertes Ebola-Virus hergestellt. Mit ihm möchten die Virologen neue Strategien zur Vorbeugung und Behandlung von Ebola entwickeln.  
Die Forscher der Universitäten von Marburg und Lyon veränderten zunächst das Viren-Erbmaterial. Dieses schleusten sie in Affennierenzellen ein, mit deren Hilfe komplett neuen Viren entstanden.

Wie das Online-Magazin des US-Fachjournals "Science" am Freitag berichtete, ist man von einer Ebola-Therapie zwar noch entfernt. Anhand des künstlich hergestellten Virus wollen die Wissenschaftler aber die Funktionsmechanismen des echten erlernen und so eines Tages Gegenmittel produzieren.
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Proteine als Haftstoff
Das natürliche Ebola-Virus besitzt an der Oberfläche so genannte Glycoproteine. Die Proteine sind dafür zuständig, dass das Virus an den Körperzellen anhaftet, erklärte Mitautorin Elke Mühlenberger von der Universität Marburg. ''Die Strategie des Virus ist, dass die Zelle den Erreger vermehrt, bis sie selbst stirbt.''
->   Ebola: Erreger, Diagnose, Therapie
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Aus der Balance gebracht
Da das künstlich hergestellte Virus mehr Proteine dieser Art besitzt, werde der Regulationsmechanismus zwischen Erreger und Zelle außer Kraft gesetzt. ''Die Balance ist gestört'', erläutert Mühlenberger. Dieses künstlich hergestellte Ungleichgewicht ist der Grund, warum die Zellen früher absterben.
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Die Krankheit
Ebola-Fieber ist eine Infektionskrankheit, von der Menschen und Primaten betroffen sind. Sie trat erstmals 1976 in der Demokratischen Republik Kongo in der Nähe des Flusses Ebola auf. Der stäbchenförmige Ebola-Erreger gehört zu den Filo-Viren. Die Übertragung erfolgt durch alle Körperflüssigkeiten, Blut, Speichel, Urin, Kot, Sperma, nicht aber über die Atemluft. Ebola ist durch hohes Fieber, innere und äußere Blutungen sowie einen hämorrhagischen Schock gekennzeichnet; unbehandelt tritt in 90 Prozent aller Fälle der Tod ein.
->   Mehr über die Geschichte des Virus
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Unbekannte Wechselwirkungen
Mit Hilfe der Gentechnik konnten die Experten schon vor der Erzeugung des künstlichen Virus bisher unbekannte Wechselwirkungen zwischen Körperzellen und dem Erreger erkennen, berichten die Forscher.

Leiter der Versuche war Viktor Volchkow, der gerade an der Universität Claude Bernard in Lyon arbeitet. Zur Herstellung nutzten die Wissenschaftler das System der so genannten reversen Genetik.
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Reverse Genetik
Reverse Genetik ist eine neue biologische Disziplin, die eine Umkehrung der Vorgehensweise der klassischen Genetik, der Wissenschaft von der Vererbung, zum Inhalt hat. Bisher haben die Genetiker versucht, durch die induzierte Veränderung von Merkmalen eines Organismus (Mutagenese) Aussagen über dessen genetisches Potenzial zu erhalten. Durch die systematische Sequenzierung des Genoms kann heute der Weg vom Genotyp, d.h. dem auf der Struktur der DNA beruhenden Bauplan einer Zelle, hin zu ihrem äußeren Erscheinungsbild, dem Phänotyp, verfolgt werden.
->   Mehr über reverse Genetik auf dieser Site im Kapitel 34.1.2.
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->   Science
 
 
 
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01.01.2010