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Uni-Disput um Universitäts- und Wissenschaftsrat  
  Der Gesetzesentwurf zur Uni-Reform gerät zunehmend unter Kritik. Die beabsichtigte Autonomie der Hochschulen werde etwa durch den Bestellmodus des mit weitreichenden Kompetenzen vorgesehenen "Universitätsrats" konterkariert, meinte am Donnerstag (4.4.) das Rektorat der Grazer Universität. Immer mehr Anhänger gewinnt dafür die Idee zur Einrichtung eines eigenen "Wissenschaftsrats".  
Stimmen für Wissenschaftsrat ...
Die Bundeskonferenz der Universitätsprofessoren (Proko) kritisierte heute in einer Aussendung, dass ein gesamtstaatliches, unabhängiges Beratungsorgan fehle, das alle Belange von Forschung, Wissenschaft und ihrer Lehre überblicke und in ihren Wechselbeziehungen sehe.

Im Zusammenhang mit der Neuordnung der Unis und ihrer Beziehungen zum Staat gebe es zweifellos Bedarf an einem solchen Organ, meinen die Uni-Professoren.

Und auch Sigurd Höllinger, der Leiter der Hochschulsektion im Bildungsministerium, bezeichnete die Forderung nach Schaffung eines "Wissenschaftsrats" als "interessanten Gedanken und verfolgenswerte Idee". Man werde diesen Vorschlag im Zuge der Begutachtung des Entwurfs für ein neues Universitätsgesetz prüfen, sagte Höllinger gegenüber der APA.
->   Bundeskonferenz der Universitätsprofessoren und Universitätsprofessorinnen
... der längerfristige Planung im Auge hat
Ohne ein solches Gremium sieht die Proko künftig die Gefahr, dass strategische Entscheidungen an den Universitäten und zwischen den Universitäten, wie Einrichtung bzw. Abschaffung von Studien, Auflassung oder Eröffnung von Standorten, Schwerpunktsetzungen und ähnliches unter kurzfristigen oder einseitigen, etwa budgetpolitischen, Gesichtspunkten behandelt werden.

Regierung, Parlament sowie alle öffentlich finanzierten Einrichtungen, die Forschung und Lehre betreiben, sollten verpflichtet werden, den Wissenschaftsrat für Grundsatz- bzw. strategischen Entscheidungen anzuhören und zu begründen, falls von den Empfehlungen des Rates abgewichen wird.
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Kritik am Gesetzes-Entwurf von Grazer Uni
Massive Kritik am Entwurf des Universitätsgesetzes übte am Donnerstag (4.4.) das Rektorat der Grazer Karl-Franzens-Universität. In einer schriftlichen Stellungnahme orten der Rektor und die vier Vizerektoren darin "nicht mehr, sondern weniger Autonomie für die Universitäten".

Den meisten Unmut erregt der geplante Universitätsrat: Da dieser weit reichende Entscheidungen für die Universität wahr nehmen soll müssten nach Ansicht der Autoren die Mitglieder eines solchen Gremiums auch über eine Legitimation durch die Universität selbst verfügen. Der vorgeschlagene Bestellungsmodus, in dem 40 Prozent und im Konfliktfall sogar 60 Prozent der Mitglieder ohne eine universitäre Legitimationsbasis durch die Regierung bestellt werden können, widerspreche diesem Grundsatz.

Weiters kritisiert das Rektorat die Vorschläge zur inneren Strukturierung der Uni, die Ausgliederung der Medizinfakultät, zu wenig Mitbestimmung, sowie das Fehlen einer Folgekostenrechnung.
->   Stellungnahme zum Gesetzesentwurf der Grazer Uni
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Jenseits der Tagespolitik, europäisch ausgerichtet
Nach Ansicht der Professoren sollte dieses Beratungsorgan aus der Tagespolitik herausgehoben und in angemessener Distanz von politischen Parteien oder Gruppierungen eingerichtet werden.

Um dies zu gewährleisten, empfiehlt die Proko, dass die Mitglieder von den Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, der beiden Forschungsförderungsfonds, des Forschungsrats und des geplanten Dachverbands der Universitäten vorgeschlagen und vom Bildungsminister bestellt werden.

Voraussetzungen für ein solches Beratungsgremium wären nach Ansicht von Höllinger, dass die Mitglieder zum Teil mit Ausländern besetzt würden und dass ein solcher Rat europäisch ausgerichtet sein müsse. "Denn es gibt keine Entwicklungsstrategien eines einzelnen Landes mehr, hier muss die europäische Entwicklung mit einbezogen werden", so Höllinger.
Auch Grünewald dafür
Erfreut über die zunehmende Unterstützung der Idee eines Wissenschaftsrats zeigte sich auch der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, in einer Aussendung. Er, Grünewald, habe bereits im Februar im Wissenschaftsausschuss die Einrichtung eines koordinierenden Gremiums für den gesamten tertiären Bereich angeregt.

Diesem Rat solle eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung eines langfristigen, strategischen Entwicklungsplanes für den Wissenschaftsstandort Österreich zukommen, so Grünewald. Die verschiedenen Gremien, die bereits jetzt im Hochschul-, Fachhochschul- und Forschungsbereich existieren, sind nach Ansicht der Grünen zusammenzuführen.
Österreichweites Beratungsgremium
In den vergangenen Wochen haben sich bereits der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Werner Welzig, der Chef des Universitäten-Kuratoriums Erwin Bundschuh und der Leiter der bildungspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, Michael Landertshammer, für ein Gremium wie einen "Wissenschaftsrat" oder einen "Rat für Hochschulentwicklung" ausgesprochen.

Auch der Leiter der Arbeitsgruppe "Profilentwicklung" im Bildungsministerium, Stefan Titscher, hält die Idee eines österreichweiten, übergeordneten Beratungsgremiums für überlegenswert.
->   Karl-Franzens-Universität Graz
->   Mehr über die Uni-Reform in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010