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Impotenz: Bald neues Medikament?  
  Ein Medikament mehr zur Behandlung der männlichen Impotenz: Vor einigen Tagen hat der Expertenbeirat der EU-Arzneimittelbehörde CPMP die Marktzulassung der Substanz Apomorphin-Hydrochlorid ("Uprima") zur Behandlung der erektilen Dysfunktion empfohlen.  
"Man sieht Erfolge, die ähnlich sind wie bei 'Viagra'", erklärte dazu der Wiener Spezialist Werner Reiter (Universitätsklinik für Urologie/AKH) gegenüber der APA.

Der Experte, an dessen Klinik das neue Arzneimittel an einer kleinen Zahl von Patienten erprobt wurde, weiter: "Unter den Männern mit erektiler Dysfunktion finden sich viele Herzpatienten. 'Uprima' hat keine Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen."
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Während Sildenafil als "Viagra"-Wirkstoff im Penis das Enzym Phosphodiesterase 5 hemmt und so zu einer Entspannung der glatten Muskulatur und zur Erektion führt, wirken die neuen Apomorphin-Sublingual-Tabletten auf das Gehirn. Die Substanz entfaltet seinen Effekt an den Rezeptoren für den Nerven-Botenstoff Dopamin. Dadurch wird auch jenes Gehirnareal stimuliert, das für die Erektion verantwortlich ist.
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Wirkung schon nach 20 Minuten
Die Anwendungsform von Apomorphin-Hydrochlorid wurde von einem Gemeinschaftsunternehmen des US-Pharmakonzerns Abbott sowie von Takeda (Japan) entwickelt. Die Tablette wird unter die Zunge gelegt und gibt dort den Wirkstoff frei. Nach 20 Minuten - und unabhängig von einem eventuell zuvor genossenen Essen - setzt dann die Potenz steigernde Wirkung ein.

Reiter: "Die Tabletten gibt es zu zwei, drei und vier Milligramm. Drei bzw. vier Milligramm der Substanz haben eine mit 50 bzw. 100 Milligramm Sildenafil ("Viagra") vergleichbare Wirkung." Die Empfehlung des EU-Expertenkomitees betrifft allerdings vorerst nur die Zulassung der Kapseln mit zwei und drei Milligramm Inhaltsstoff.
Auch für Männer mit Herzkrankheiten
Ein möglicher Vorteil des neuen Arzneimittels: Auch Männer mit chronischen Herzkrankheiten, die so genannte Nitrate (Nitroglycerin-Sprays und ähnlich Arzneimittel) zur Erweiterung ihrer Herzkranzgefäße einnehmen müssen, können Apomorphin-Hydrochlorid anwenden. Unter gleichzeitiger Verwendung solcher Arzneimittel und "Viagra" droht hingegen ein lebensgefährlicher Blutdruckabfall.
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Prostaglandin E, Viagra und
Nach injizierbarem Prostaglandin E, das seit längerem für die Behandlung der Impotenz verwendet wurde, war "Viagra" (Zulassung in Europa im Herbst 1998) die erste "Pille" zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. Die Erfolgsrate mit Sildenafil liegt bei rund 70 Prozent, unter manchen Patientengruppen ist sie aber auch geringer. Das Apomorphin-Hydrochlorid könnte also mit einer ähnlichen Effizienz auf jeden Fall eine Verbreiterung der Behandlungsmöglichkeiten bringen.
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Warten auf die Zulassung
Reiter: "Im Grund warten wir wirklich auf die Zulassung des neuen Mittels. Patienten gäbe es genug." Während in internationalen Studien mit dem Potenz-Medikament rund 15 Prozent der Probanden an Übelkeit als häufigste Nebenwirkung litten, sei dieser unangenehme Nebeneffekt unter den Patienten am Wiener AKH nur bei rund zehn Prozent bemerkt worden.
->   Universitätsklinik für Urologie/AKH Wien
->   Viagra
 
 
 
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01.01.2010