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Biologische Landwirtschaft mindert BSE - Risiko
von Bernhard Freyer, Institut für ökologischen Landbau an der BOKU.
 
  Fleischprodukten aus dem Biolandbau wird nachgesagt, dass von ihnen so gut wie keine BSE-Gefahr ausgeht. Bis auf ein Restrisiko, das bei allen Krankheiten gegeben ist, trifft dies zu.  
Kein Einsatz von Tiermehl
Im biologischen Landbau ist der Einsatz von Tiermehl verboten. Von der Fütterung geht von daher nach heutigem Kenntnisstand keine Gefahr aus.

Wurden vor der Umstellung auf den biologischen Landbau Rinder mit Tiermehl gefüttert oder aber Tiere aus Beständen zugekauft, in denen ein hohes Infektionsrisiko bestand, so kann auch in einem Betrieb, der heute biologisch wirtschaftet, BSE auftreten. Aber auch in diesem Fall ist das Risiko vergleichsweise geringer als in der konventionellen Produktion.
Bedarf an wissenschaftlicher Überprüfung
Sowohl in der Praxis als auch in der Forschung liegen zahlreiche Beispiele für die Tragfähigkeit des biologischen Landbaus vor. Dennoch: der Forschungsbedarf ist hoch. Wurde doch bisher kaum in die Forschung zum Biolandbau investiert.
Strenge Richtlinien für die Zucht
In der Rindermast stammen die Jungtiere aus dem eigenen Betrieb oder aus anderen Biobetrieben. In der Zucht dürfen maximal 10 Prozent der Tiere aus Nicht-Biobetrieben zugekauft werden. Diese Regel muss solange aufrecht erhalten werden, bis auch in Biobetrieben genügend Zuchttiere verfügbar sind.

Eine starke Nachfrage nach biologischen Produkten von Seiten der Konsumenten ist Voraussetzung für eine Zunahme der Biobetriebe und damit die Chance für die Entwicklung eines eigenen Zuchtprogramms, welches die Abkopplung von Stoffkreisläufen der konventionellen Landwirtschaft verstärkt ermöglicht.
Die Fütterung im Biolandbau
Die Ernährung der Rinder basiert per Bio-Richtlinien überwiegend auf Grünfutter, Heu, Grassilage und einem geringen Anteil an Silomais. Im Gegensatz zur herkömmlichen Landwirtschaft wird überwiegend betriebseigenes Futter eingesetzt. Eiweißträger stammen aus der heimischen pflanzlichen Produktion, wie z.B. Erbsen oder Ackerbohnen. Nur in der Hühnerhaltung wird importiertes Soja (gentechfrei) in einem geringen Umfang verwendet. Die Kontrolle zur Einhaltung dieser Richtlinien zählt zu den effizientesten im gesamten Lebensmittelsektor.
Biolandbau führt zu neuem Essverhalten
Eine weitere Ausbreitung des biologischen Landbaus würde zu einer Verringerung des Fleischangebotes führen und zwar insbesondere von Schweine- und Geflügelfleisch. Eine Einschränkung des überhöhten Fleischkonsums zugunsten höherer Anteile an Getreide, Kartoffeln und Gemüse wäre keine Verzichtsleistung, sondern vielmehr ein Beitrag zur Förderung der Gesundheit.

Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten rechnet sich der Biolandbau in vielerlei Hinsicht. Die Umstellung der Ernährung führt zur Senkung der Kosten für ernährungsbedingte Krankheiten. Auch die innere Qualität von Bioprodukten ist ein Pluspunkt - Köche der Spitzengastronomie haben dies längst realisiert.
Biologischer Landbau rechnet sich
Das Anbausystem selbst zeichnet sich durch eine erhöhte Energieeffizienz in der Produktion aus. Der Verzicht auf risikoreiche Produktionsmethoden trägt zur Vermeidung von kostenträchtigen Folgen für Natur, Mensch und Umwelt bei.
Eine Reduktion der Transportbelastungen aufgrund regionalem saisonentsprechendem Bezug von Lebensmitteln spart Energie und reduziert Umweltbelastungen und stärkt die regionale Wirtschaft.

In Summa ergeben sich Milliardenbeträge, welche bei einer Ausbreitung des Biolandbaus eingespart werden können. Investieren in den Biolandbau ist von daher als eine sinnvolle Alternative zur kostenträchtigen "Reparaturforschung" und der Einrichtung von umfangreichen Kontrollmechanismen zu bewerten.
Ressourcenschonende Landnutzung
Im Sinne der Förderung eines nachhaltigen Österreichs, muss die Frage gestellt werden, wie viel Geld in die "Reparaturforschung" und in risikoreiche Lebensmittelproduktionsverfahren noch gesteckt wird, anstatt die Finanzmittel in Forschung, Beratung und Entwicklung nachhaltiger risikoarmer Technologien zu investieren?

Andere Länder zeigen dem Vorreiter Österreich in Sachen Biobetriebsanteil den Weg. Während eine Kürzung der Förderung des anerkannt innovativen österreichischen Biodachverbandes ansteht, auf der einzigen landwirtschaftlichen Hochschule Österreichs für den Biolandbau lediglich ein Laborprovisorium und einige Ackerflächen zur Verfügung stehen, präsentieren die Dänen ein 22 Millionen ECU Fünfjahresforschungsprogramm für den Biolandbau und die St. Stephans-Universität in Gödöllö / Ungarn eröffnet einen 260ha Bioversuchsbetrieb.
->   Nachhaltige Landwirtschaft
Univ.Prof. Bernhard Freyer ist Vorstand des Instituts für ökologischen Landbau an der Universität für Bodenkultur in Wien.
->   Institut für ökologischen Landbau der BOKU
 
 
 
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01.01.2010