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Moleküle bringen gelähmte Ratten zum Laufen  
  Britische Forscher haben querschnittsgelähmte Ratten wieder zum Laufen gebracht. Grundlage für diesen Erfolg ist ein von Bakterien produziertes Enzym. Es beseitigte im verletzten Rückenmark Moleküle, die das Nachwachsen von Nervenfasern behindern, wie Elizabeth Bradbury vom Kings College in London und Mitarbeiter im britischen Wissenschaftsjournal "Nature" berichten.  
Rückenmarkverletzungen könnten sich damit möglicherweise besser behandeln lassen, hoffen die Forscher. Eine vollständige Ausheilung sei aber nach wie vor unwahrscheinlich, heißt es in der Studie.
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Chondroitinase ABC promotes functional recovery
Der Artikel "Chondroitinase ABC promotes functional recovery after spinal cord injury" ist erschienen im aktuellen "Nature", Bd. 416, Seiten 636 - 640, vom 11. April 2002.
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Durchtrennte Nervenfasern
Um die Wirkung des Enzyms namens "Chondroitinase ABC" zu untersuchen, durchtrennten die Forscher zunächst die Nervenfasern der Ratten. Dann behandelten die Wissenschaftler die Nager mit der Chondroitinase.

Wie eine "molekulare Machete" beseitigte das Enzym daraufhin störende Moleküle, die sich nach einer Beschädigung des Rückenmarks an der verletzten Stelle sammeln und für nachwachsende Nervenfasern normalerweise eine undurchdringliche Barriere bilden.
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Das Rückenmark und seine Verletzungen
Die Wirbelsäule mit ihren einzeln übereinander "gestapelten" Wirbelkörper umgibt und schützt das Rückenmark vom Hals bis zu den Lendenwirbeln. Dieses ist für die Weiterleitung aller nervlichen Signale von den Extremitäten bis zum Gehirn und umgekehrt zuständig - der Nervenstrang erstreckt sich vom Hirnstamm, der Verbindung zwischen Rückenmark und Gehirn, bis zum zweiten Lendenwirbel.

Wird das Rückenmark bei einem Unfall beschädigt, so kann es zu schwerwiegenden Lähmungen kommen. Bei einer völligen Durchtrennung des Nervenstranges ist der Betroffene querschnittsgelähmt, eine Möglichkeit zur vollständigen Heilung dieser Lähmung hat die Medizin bislang noch nicht gefunden. Geforscht wird beispielsweise am Einsatz von Stammzellen zur Regeneration des Nervengewebes.
->   Mehr Informationen in medicine-worldwide.de
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Nahezu normale Beweglichkeit
Wie weitere Untersuchungen zeigten, wuchsen neue Nervenfasern nicht nur an die verletzte Stelle heran, sondern teilweise sogar darüber hinaus. Die Regeneration der Nervenzellen spiegelte sich auch in den Bewegungen der Tiere wider.

Lauftests zeigten, dass sich die Nager nach ein bis zwei Wochen wieder nahezu normal bewegen konnten. Allerdings blieben auch unter der Chondroitinase-Behandlung die Empfindungen der Tiere gestört: Die Wahrnehmung eines Klebestreifen an den Pfoten und der Versuch, ihn zu entfernen, verliefen deutlich schlechter als bei gesunden Tieren.
Beste Methode: Kombinationstherapie
Die größten Chancen für die Behandlung von Rückenmarkverletzungen biete die Kombination mehrerer Therapien, schreibt Lars Olson vom schwedischen Karolinska Institut in Stockholm in einen begleitenden Kommentar in "Nature".
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Antikörper und gezielte Stimulation
Erfolg versprechend sei zum Beispiel der Ansatz, mit Antikörpern genau jene Moleküle abzufangen, die den Nervenzellen signalisierten, ihr Wachstum einzustellen. Zudem lasse sich das Nervenwachstum gezielt stimulieren. Bisher habe allerdings noch keiner dieser Ansätze zu einer vollständigen Heilung von Rückenmarkverletzungen geführt.
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Hoffnung für die Zukunft
"Die Experimente zeigen, dass es wirksame Therapien geben könnte", so Olson. Trotzdem weisen die Ergebnisse der Forscher eher in die Zukunft, denn bis es zu einer Anwendung der Behandlung beim Menschen kommen kann, sind weitere Forschungen notwendig.
->   "Nature"
->   Kings College London
 
 
 
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01.01.2010