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Anzeichen für Umpolung des Erdmagnetfeldes  
  Noch zeigt eine Kompassnadel nach Norden, doch das könnte sich ändern. Denn das Magnetfeld der Erde scheint im Begriff zu sein, sich umzupolen. Durch Satellitenaufnahmen konnten zwei große Anomalien innerhalb des Erdmagnetfeldes nachgewiesen werden. Diese Störfelder sind in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen und könnten die Ursache der Umpolung sein. Die allerdings lässt noch einige Jahre auf sich warten.  
Die Wissenschaftler um Gauthier Hulot vom Pariser Institut für Geophysik werteten Messungen des dänischen Satelliten "Oerstrad" und die zwanzig Jahre alten Daten des amerikanischen Satelliten "Magsat" aus, um Variationen im Erdmagnetfeld zu entdecken und zu bewerten.
Zwei Anomalien stören den magnetischen Fluss
Dabei stießen sie auf zwei Störzonen. Die größere der beiden Anomalien liegt südlich Südafrikas, ihr magnetischer Fluss weist, im Gegensatz zum restlichen Magnetfeld südlich des Äquators, bereits Richtung Erdinneres. Die zweite Störzone wurde im Bereich des Nordpols lokalisiert. Die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature".
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"Small-scale structure of the geodynamo"
Der Artikel ist erschienen in "Nature", Bd. 416, S. 620, 11. April 2002: "Small-scale structure of the geodynamo inferred from Oersted and Magsat satellite data".
->   Originalartikel in "Nature" (kostenpflichtig)
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Magnetfeld der Erde um zehn Prozent geschwächt
Die beiden Anomalien haben - nach den Daten der Wissenschaftler - die Gesamtstärke des Erdmagnetfeldes bereits um zehn Prozent reduziert. Wenn sie in derselben Geschwindigkeit weiterwachsen, werden die beiden magnetischen Pole der Erde in etwa zwei Jahrtausenden verschwunden sein.

Dass das Magnetfeld der Erde in den letzten Jahrhunderten immer schwächer wurde, ist tatsächlich schon seit Jahrzehnten bekannt. Mit der Entdeckung der Störzonen könnte jetzt allerdings die Ursache dafür gefunden worden sein.
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Das Erdmagnetfeld
Man nimmt an, dass das erdmagnetische Feld durch elektrische Ströme im Innern des Erdkerns zu Stande kommt. Diese Ströme entstehen, wenn Mineralien von verschiedener Temperatur und mit verschiedenen elektrischen Eigenschaften zusammenkommen.

Man kann das Erdinnere als einen riesigen natürlichen Generator betrachten, der fortwährend mechanische Energie (Erddrehung und Bewegung des plastischen Kerns) in elektrische Energie umwandelt. Alle magnetischen Felder entstehen durch elektrische Ströme, und alle elektrischen Ströme sind von magnetischen Feldern umgeben.
->   Mehr Information über das Magnetfeld der Erde
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Erdrotation, geschmolzenes Eisen und die Pole
Die Flussbewegungen des geschmolzenen Eisens im Erdinneren spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und dem Verhalten des Magnetfeldes der Erde. Denn die elektrische Leitfähigkeit des geschmolzenen Metalls ist sehr hoch.

Die Bewegungsmuster des flüssigen Eisens werden durch die Erdrotation beeinflusst und damit auch der elektrische Fluss im Erdinnern. Das ist der Grund, warum sich das Magnetfeld der Erdachse angleicht und die beiden magnetischen Pole, Nord- und Südpol, entstehen.
Magnetfeld der Erde ändert sich nicht zum ersten Mal
Aus der Art und Weise, wie Mineralien erstarrte Lava durchziehen, konnte laut Studie festgestellt werden, dass es im Laufe der Erdgeschichte schon mehrmals zu Umpolungen des Erdmagnetfeldes kam. Dabei verringert sich die Stärke des Magnetfeldes nach und nach, bis der Wert null erreicht ist.

Dann entsteht für kurze Zeit ein kompliziertes Magnetfeld mit mehreren Polen - während dieser Zeit nimmt die Feldstärke wieder zu, allerdings in umgekehrter Polung. So tauschen Nord- und Südpol die Plätze. Eine Kompassnadel würde dann statt nach Norden nach Süden zeigen.
Genaue Hintergründe (bisher) ungeklärt
Die letzte Umstellung fand vor rund 780.000 Jahren statt und dauerte ungefähr 5.000 Jahre lang. Die genauen Hintergründe dieser Prozesse sind aber noch unbekannt. Hulot glaubt jetzt auf Grund der entdeckten Störzonen erste Anzeichen des Beginns - und damit auch erstmals die Ursache - einer neuerlichen Umpolung der Erdmagnetfeldes entdeckt zu haben.
->   Institut für Geophysik, Paris
 
 
 
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01.01.2010