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Neuer Wirkstoff gegen die Schuppenflechte in Sicht  
  Frankfurter Wissenschaftler sind einem neuen Wirkstoff gegen die Schuppenflechte auf der Spur. Im Tierversuch testeten sie erfolgreich eine Substanz, die die Aktivität der T-Helfer-Zellen im Immunsystem entscheidend hemmt.  
100.000 leiden an der Autoimmunerkrankung
Die so genannte Psoriasis gehört ebenso wie Rheuma, Asthma oder Multiple Sklerose zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das körpereigene Abwehrsystem übersteigert reagiert und Entzündungen hervorruft.

In Österreich leiden rund 100.000 Menschen an Schuppenflechte, die in Schüben verläuft und bisher nicht heilbar ist. Aus ungeklärten Gründen ist das Wachstum der Hornhautzellen krankhaft gesteigert.
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Schuppenflechte (psoriasis vulgaris)
Der Ausdruck psoriasis vulgaris stammt aus dem Griechischen und bedeutet "gemeine Krätze". Sie äußert sich vor allem an Knien, Ellbögen und an der Kopfhaut, kann aber auch den ganzen Körper befallen und entstellen. Die psoriasis vulgaris tritt zum ersten Mal meist zwischen dem 16. bis 20. Lebensjahr auf, ein zweiter Erkrankungsgipfel findet sich in der Altersgruppe der 55- bis 60-jährigen. Interessanterweise dürfte es sich bei der Schuppenflechte um ein "westliches" Problem handeln. Denn Eskimos und Indianer erkranken an Psoriasis praktisch nie, Afrikaner und Asiaten nur höchst selten.
->   Mehr über Schuppenflechte (medicine worldwide)
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T-Helfer-Zellen reagieren auf Super-Antigene
In den entzündeten Hautarealen lassen sich nach Angaben des Universitätsklinikums Frankfurt am Main häufig Bakterien nachweisen, die so genannte Super-Antigene tragen.

Auf sie reagierten die T-Helfer-Zellen besonders heftig: Sie wanderten in Massen aus dem Blut in das umliegende Hautgewebe und lösten dort schwere Entzündungsvorgänge mit schlimmen Folgen für die betroffenen Hautpartien aus.
Schlüsselprotein, das Gleichgewicht zerstört
Ein Schlüsselfaktor zum Start des Entzündungsmechanismus ist den Experten zufolge ein von den T-Helfer-Zellen gebildetes Protein, das normalerweise von einem Hemmstoff an seiner Aktivität gehindert wird. Bei gesunden Menschen hielten sich Aktiv- und Hemmstoff die Waage.

Bei Patienten mit Schuppenflechte bildeten die T-Helfer-Zellen dagegen als Reaktion auf die "Super-Antigene" in verstärktem Maße Enzymkomplexe, die den Hemmstoff abbauten. Dadurch werde das Gleichgewicht zu Gunsten des Aktivstoffs verschoben und der Entzündungsprozess angeschoben, erklären die Mediziner.
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Therapie bisher: Psorale und UVA-Strahlen
Die bislang wirksamste Therapie gegen die Schuppenflechte ist die lokale und orale Verabreichung von Psoralen (photosensibilisierenden Substanz) mit anschließender Bestrahlung durch künstliche UVA-Strahlen. Durch die Therapie wird das Immunsystem ausgeschaltet und so die Teilung der Hautzellen gehemmt. Um Schuppenflechte für längere Zeit wirksam einzudämmen, geht die Behandlung meist über Monate und Jahre.
->   Mehr über diese Therapieform
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"PS-519": Desaktivierung der Enzymkomplexe
Die Frankfurter Wissenschaftler setzten nun im Tierversuch gezielt die neue Substanz " PS-519" ein, das wiederum die Enzymkomplexe inaktivierte. Dadurch kamen Aktiv- und Hemmstoff wieder ins Gleichgewicht.
Klinische Versuche nötig
Natürlich seien noch viele klinische Versuche nötig, ehe diese Substanz zur Behandlung der Schuppenflechte zugelassen werden könne, betont die Uniklinik. Sollten die weiteren Tests aber ebenfalls positiv verlaufen, könnten Psoriasis-Patienten auf eine wirkungsvolle Alternative zu den bisherigen Therapieverfahren hoffen.
->   Universitätsklinikum Frankfurt
 
 
 
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01.01.2010