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Alzheimer-Mittel wirkt auch bei anderer Demenz  
  Eine mögliche neue Therapiechance für Menschen mit Gehirnleistungsstörungen durch mangelnde Durchblutung verspricht ein Alzheimer-Mittel, das ursprünglich in Österreich entwickelt wurde.  
Das geht aus einer internationalen Studie hervor, die jetzt in der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde (13. April). Allerdings wurde an der wissenschaftlichen Untersuchung auch Kritik geübt.
Mehr Demenzerkrankungen als Schlaganfälle
Das Problem der Hirnleistungsstörungen - vor allem Morbus Alzheimer und vaskuläre Demenzerscheinungen - ist riesig. "In Europa sind Demenzerkrankungen häufiger als Schlaganfälle (...). Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache von Demenz, dann folgen die gefäßbedingten Hirnleistungsstörungen", schrieben Timo Erkinjuntti von der Abteilung für klinische Neuro-Wissenschaften an der Universitätsklinik von Helsinki und seine Co-Autoren.
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Original-Studie in "The Lancet" (Bd. 359, S. 1283; Gratis-Registrierung notwendig): Efficacy of galantamine in probable vascular dementia and Alzheimer's disease combined with cerebrovascular disease: a randomised trial
->   Zur Original-Studie
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Kaum wirksame Behandlung von vaskulären Demenzen
Was die Situation noch verkompliziert: Während bei Morbus Alzheimer eine Wirkung der so genannten Acetylcholinesterase-Hemmer auf die Symptome bzw. ein Bremsen des Fortschreitens der Erkrankung bewiesen ist, gab es bei den vaskulären Demenzen bisher kaum eine anerkannte, wirksame Behandlung.
Alzheimer-Medikament Galanthamin wirkt ...
Unter den häufig verwendeten Alzheimer-Medikamenten ist auch das aus Österreich stammende Galanthamin. Der ursprünglich aus Schneeglöckchen isolierte Wirkstoff blockiert sowohl den Abbau des anregenden Nerven-Botenstoff Acetylcholin durch das Enzym Acetylcholinesterase, hat aber offenbar auch eine Wirkung auf die Nikotinrezeptoren des Gehirns. Das Medikament wird von Janssen-Cilag vertrieben.
... auch gegen vaskuläre Demenz?
Die Wissenschafter wollten nun herausfinden, ob Galanthamin auch bei vaskulärer Demenz wirken könnte. Dazu erhielten Patienten der Verdachtsdiagnose einer solchen Hirnleistungsstörung täglich 24 Milligramm des Medikaments. Das selbe galt für eine Gruppe von Alzheimer-Patienten, bei denen zusätzlich auch noch eine vaskuläre Demenz vermutet wurde.
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Insgesamt 396 Probanden bekamen das echte Medikament, 196 ein Placebo. Die Untersuchung dauerte sechs Monate lang. Die Patienten wurden regelmäßig an Hand von international verwendeten Testmethoden auf ihre geistigen Kapazitäten untersucht.
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Kein Placebo
Die Ärzte: "Galanthamin zeigte einen größeren Effekt als das Placebo (...). Auch in den Aktivitäten des täglichen Lebens und bei den Verhaltensstörungen kam es zu einer Besserung."

Das Medikament sei auch gut vertragen worden, es eigne sich jedenfalls für die Behandlung von Patienten mit vaskulärer Demenz und für solche, die an beiden Formen der Hirnleistungsstörungen leiden würden.
Keine aussagekräftigen Ergebnisse?
Alledings bezweifelt in einem Kommentar in der selben Ausgabe des "Lancet" US-Experte Dr. Lon S. Schneider von der Keck School of Medicine an der Universität von Südkalifornien die Aussagekraft der Studie. Vor allem wäre sie zu klein, um eindeutige Aussagen bzw. aus den Ergebnissen resultierende Behandlungsempfehlungen treffen zu können.
->   Mehr über Alzheimer in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010