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Spuren von Hormon-Substanzen in Lebensmitteln  
  Deutsche Wissenschaftler haben in zahlreichen Lebensmitteln Spuren hormonell wirksamer Substanzen gefunden. Die Forscher wiesen erstmals bestimmte Abbauprodukte von Tensiden nach, die unter anderem in Reinigungsmitteln und Pestiziden verwendet werden.  
Nonylphenole: Unklarheit über Schädlichkeit
Diese "Nonylphenole" könnten das menschliche Hormonsystem beeinflussen und würden für eine Reihe von Krankheiten - unter anderem Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs - mit verantwortlich gemacht, teilte das Forschungszentrum Jülich mit.

Ob die in den Lebensmitteln gefundenen Mengen allerdings gefährlich seien, stehe nicht fest. Grenzwerte für diese Stoffe existierten nicht, da sie bislang nicht nachweisbar gewesen seien.

"Wir haben uns jedoch nicht mit den medizinischen Auswirkungen beschäftigt", erläutert Chemiker Klaus Günther, der Leiter des Projekts, "sondern uns ging es darum, den durchschnittlichen 'daily intake' von Nonylphenolen zu bestimmen."
Funde in allen 60 untersuchten Lebensmitteln
Dank eines neu entwickelten Analyse-Verfahrens könnten Lebensmittel erstmals auf die Abbauprodukte der Tenside untersucht werden, sagte Günther. Die Forscher fahndeten in 60 Lebensmitteln nach den Nonylphenolen.

In sämtlichen Nahrungsmittelgruppen entdeckten sie Spuren davon. Besonders hohe Konzentrationen seien in Tomaten und Äpfeln nachgewiesen worden. Auch in Muttermilch und Säuglingsnahrung seien Spuren gefunden worden.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Stoffe in allen Lebensmitteln vorhanden seien. Zu den vermuteten Verursachern zählten Pestizide.
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Pestizide in Obst und Gemüse
In diesem Jahr ließ Greenpeace bereits zweimal die Alarmglocken in Sachen "Pestizide" läuten. Zuerst standen spanische Paprikas, danach noch mehr Obst und Gemüse in Verdacht, mit den Schädlingsbekämpfungsgmitteln verseucht zu sein.
->   Mehr dazu in: Pestizide in Obst und Gemüse
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7,5 Mikrogramm täglich
Nach Berechnungen der Forscher nimmt ein Erwachsener täglich 7,5 Mikrogramm (Millionstel Gramm) Nonylphenole mit der Nahrung auf. Welche Folgen dieser Wert für die Gesundheit habe, sei noch nicht abschätzbar.

Mit den Jülicher Ergebnissen lägen nun aber erstmals verlässliche Zahlen vor, die Toxikologen als Grundlage für weitere Untersuchungen dienen könnten, hieß es. Die Untersuchungen sind im Fachblatt "Environmental Science & Technology" (Bd. 36, S. 1676) veröffentlicht.
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"Endocrine Disrupting Nonylphenols Are Ubiquitous in Food"
Original-Abstract in "Environmental Science & Technology": "Endocrine Disrupting Nonylphenols Are Ubiquitous in Food"
->   Environmental Science & Technology
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Greenpeace: Fahrlässiger Umgang mit Dauergiften
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte eine grundlegende Reform des Chemierechts zum Schutz der Verbraucher. "Ob Tomaten, Äpfel, Brot oder Bier - in offenbar allen unseren Lebensmitteln steckt das Dauergift Nonylphenol", kommentierte der deutsche Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. Dies belege einen fahrlässigen Umgang mit Dauergiften in der EU.
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Nonylphenole in Österreich
Etwa 150 Chemikalien stehen derzeit in Verdacht, hormonell, insbesondere östrogen, wirksam zu sein - eines davon ist Nonylphenol. Von der Verweiblichung männlicher Fische bis zur Abnahme der Fortpflanzungsfähigkeit bei Männern und einem häufigeren Auftreten von Brustkrebs bei Frauen reichen die möglichen Auswirkungen. Vor knapp vier Jahren hat das österreichische Umweltbundesamt die ersten Daten über das "Umwelthormon" in Österreich publiziert.
->   Die Daten des Umweltbundesamtes
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Jährlich 600.000 Tonnen Tenside weltweit
Nach Angaben der Jülicher Forscher werden weltweit jährlich etwa 600.000 Tonnen Tenside auf Basis von Nonylphenol in Haushalt und Industrie eingesetzt. Diese Substanzen würden wegen ihrer Fett lösenden Eigenschaften beispielsweise für Reinigungsmittel geschätzt und in der Papierindustrie verwendet.

Auch in Lebensmittelverpackungen, Pestiziden, Druck- und Wandfarben kommen die Stoffe Greenpeace zufolge vor. In der Natur würden diese Tenside zu Nonylphenol abgebaut, erläuterte Krautter. Diese Verbindung aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff kann den Jülicher Angaben zufolge grundsätzlich das Hormonsystem stören, besonders in der Frühphase der Embryonalentwicklung.
->   Forschungszentrum Jülich
 
 
 
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01.01.2010