News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Umweltkatastrophen durch Gletscher-Schmelze?  
  Die verstärkte Gletscher-Schmelze im Himalaya könnte nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) in fünf bis zehn Jahren verheerende Umweltkatastrophen auslösen. Laut einer aktuellen Studie drohen der Region als Folge der Klimaerwärmung Überschwemmungen, die Zehntausende von Menschen bedrohen könnten.  
Davor hat der Direktor des UN-Umweltprogrammes (UNEP), Klaus Töpfer, am Dienstag in Genf gewarnt. Er bezog sich auf eine Studie, in deren Rahmen mehrere Gletscherseen der Himalaya-Region überprüft worden waren. Töpfer sprach von einer "Frühwarnung".
44 Seen kurz vor dem "Dammbruch"
Wissenschaftler des UNEP, die mit dem International Center for Integrated Mountain Developement (ICIMOD) zusammenarbeiten, haben demnach im "Dach der Welt" - in Nepal und Bhutan - 44 Seen entdeckt, bei denen ein kritischer Punkt erreicht wurde.

Der Wasserpegel der Gletscherseen sei soweit angestiegen, dass ohne Gegenmaßnahmen alle Dämme zu brechen drohten. Als Folge könnten die Wassermassen aus 4.000 Metern Höhe in einer riesigen Flutwelle zu Tal stürzen, Zehntausende von Menschen seien bedroht.
...
Gletscherseen
Die Seen formen sich aus dem Schmelzwasser von Gletschern. Durch Eis oder Sedimentablagerungen - so genannte Moränen, wird das Wasser normalerweise an seinem Ort gehalten. Diese Ablagerungen entstanden einst, als Gletscher auf dem Weg ins Tal Gestein abschürften, es mitschleppten und in Folge Moränenwälle entstanden. In ihrem Inneren sammelte sich das Wasser an und bildete den Gletschersee. Auch in den Alpen finden sich solche Moränenseen, die ihre Entstehung dem Eis verdanken. Alleine in Nepal und Bhutan gibt es nach UNEP-Angaben 3.929 Gletscher sowie 4.997 Gletscherseen.
...
Ein Grad mehr - schrumpfende Gletscher
Nach Töpfers Worten sind die Temperaturen im Himalaya-Gebirge in den vergangenen 20 Jahren um ein Grad Celsius angestiegen. Satelliten-Aufnahmen zufolge schrumpfen die Gletscher in Bhutan Jahr für Jahr zwischen 20 und 100 Meter.

Das Schmelzwasser der Gletscher und riesigen Schneefelder lässt die Pegel der Seen ansteigen. Selbst Täler, die Hunderte von Kilometern entfernt lägen, seien von den Wassermassen bedroht.

UNEP-Regionaldirektor Surendra Shrestha sagte, allein das Volumen des Tsho-Rolpa-Sees in Nepal habe sich seit Ende der fünfziger Jahre versechsfacht. Sollten die Dämme brechen, werde die Wasser- und Geröllflut enorme Zerstörungen anrichten.
UNEP: Klimaerwärmung als Ursache
Die UNEP macht die globale Klimaerwärmung für den Wechsel verantwortlich. Töpfer bezeichnete die Ergebnisse der Studie als einen "weiteren zwingenden Grund", um den Emissionen der Treibhausgase entgegen zu wirken.
...
Vergangene Katastrophen
In Tibet sind nach Angaben von Pardeep Mool vom ICIMOD seit 1935 12 Seen "ausgebrochen". In Bhutan hätten sich seit 1950 drei solche Katastrophen ereignet, ähnlich in Nepal. Als beispielsweise 1954 in Tibet der Sangwang Cho brach, wurde noch 120 Kilometer entfernt eine Stadt durch die Wassermassen beschädigt. In den Peruanischen Anden brach 1970 ein Gletschersee nach einem Erdbeben und tötete etwa 60.000 Menschen.
...
Teure Maßnahmen zur Prävention
Um dieses Zukunftsszenario zu verhindern, empfehlen Experten, das Wasser abzuleiten und unter anderem für die Energie-Gewinnung oder die Bewässerung zu nutzen. Dafür ist allerdings finanzielle Hilfe notwendig, wie die UNEP betont.

Im Rahmen des UN-Umweltprogrammes werde bereits versucht, den Regierungen von Nepal und Bhutan bei der Installtation eines "Frühwarnsystems" zu helfen. Zudem seien Programme bei drei Seen in Gange, die Kosten werden mit etwa 3,4 Millionen Euro pro See veranschlagt.
->   UNEP Glacial Lake Outburst Flood Monitoring and Early Warning System
->   ICIMOD
->   Mehr zum Thema Klimaerwärmung in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010