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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
''Polit-Streit'' um die Klimaerwärmung  
  Berichte und wissenschaftliche Studien rund um Ursache und Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung häufen sich. Nun ist auch noch ein "Polit-Streit" um den Vorsitz des Intergovernmental Panel on Climate Change entbrannt. Die USA, einer der Hauptgeldgeber des IPCC, wollen offenbar den derzeitigen Amtsinhaber ersetzen, da er ihrer Klimapolitik negativ gegenüber steht.  
Noch ist sich die internationale Wissenschaftsgemeinde nicht einig, ob die zu beobachtende Erderwärmung "menschgemacht" ist. Auch die Zukunftsszenarien fallen mitunter recht unterschiedlich aus.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sieht seine Aufgabe darin, all diese Prognosen zu bewerten - und Empfehlungen für die internationale Klimapolitik zu treffen.
Ölfirma nimmt Einfluss auf US-Klimapolitik
Das UN-Gremium gehört zu den Stimmen, die den steigenden Ausstoß an Treibhausgasen wie Kohlendioxid - und damit den Menschen - zumindest teilweise für die zunehmende Erderwärmung verantwortlich machen.

In Genua findet nun das jährliche Treffen des IPCC statt, auf der Tagesordnung steht die Wahl eines neuen Vorsitzenden. Amtsinhaber ist der US-Amerikaner Robert Watson, den ausgerechnet die USA nun ersetzen wollen - aufgrund des Lobbyings der US-Ölfirma ExxonMobil, behaupten Umweltschützer.
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Das IPCC
Das IPCC entstand 1988 aus einer Initiative der World Meteorological Organization (WMO) und des United Nations Environment Programme (UNEP). Aufgabe ist die Bewertung von wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Informationen in Bezug auf das Risiko eines durch den Menschen verursachten Klimawandels. Das IPCC führt selbst keine Studien durch und beobachtet auch keine klimarelevanten Daten. Seine Einschätzung basiert vielmehr auf der publizierten Literatur zum Thema.
->   IPCC
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Derzeitiger Vorsitzender kritisiert USA
Wie die BBC meldet, hat der derzeitige Vorsitzende Watson nie einen Hehl aus seiner Überzeugung gemacht, dass der Rückzug des US-Präsidenten Bush vom Kyoto-Protokoll im vergangenen Jahr falsch gewesen sei.

Er glaubt, dass die wissenschaftlichen Beweise für die Klimaerwärmung und den menschlichen Einfluss auf diese so deutlich sind, dass auch die Vereinigten Staaten ihre Treibhausgasemissionen reduzieren sollten.
Konkurrenzkandidat auf Wunsch von ExxonMobil?
Anfang April hat nun das US-Außenministerium seine Unterstützung für einen Konkurrenzkandidaten bekannt gegeben - den indischen Wissenschaftler Rajendra Pachauri. Nur wenig vorher war ein Memo von ExxonMobil an einen Umweltberater von Präsident Bush veröffentlicht worden.

Darin heißt es, die Firma wünsche sich einen Ersatz für Watson durch einen Wissenschaftler mit einer weniger "aggressiven Agenda". Die US-Regierung behauptet allerdings, es gebe keine Verbindung zwischen dem Memo und der Unterstützung für Pachauri.

Die Vereinigten Staaten sind jedoch einer der Hauptfinanziers des IPCC, weswegen Umweltschutzorganisationen nun befürchten, dass bei einem Sieg von Watson die USA dem IPCC die finanzielle Unterstützung entziehen könnten.
Die Klimaerwärmung hat ''Hochkonjunktur''
Derweil geht die wissenschaftliche Untersuchung des komplexen Phänomens Klimaerwärmung weiter. Dass das Thema im Augenblick Hochkonjunktur hat, sieht man auch an den zahlreichen Studien, die in den diversen Fachzeitschriften veröffentlicht werden.

Gleich zwei Untersuchungen beschäftigen sich etwa im aktuellen "Nature" mit Voraussagen für die kommenden Dekaden. Britische Wissenschaftler schätzen, dass die Temperatur im globalen Durchschnitt 2020 bis 2030 bereits bis zu 1,3 Grad Celsius höher liegt, als im Vergleichszeitraum 1990 bis 2000.

In einem ähnlichen Modell gelangt ein Forscherteam der Universität Bern zu vergleichbaren Zahlen: Sie sprechen von bis zu 1,1 Grad Celsius Erwärmung im selben Zeitraum.
Kleiner Anstieg - enorme Wirkung
Das mag nach nicht besonders viel klingen, doch die Auswirkungen können enorm sein, wie etwa das aktuelle Beispiel der Gletscherseen im Himalaya zeigt.

Nach Angaben des UN-Umweltprogrammes (UNEP) hat dort ein Anstieg von "nur" einem Grad in den vergangenen 20 Jahren dazu geführt, dass aufgrund der dadurch verursachten rasanten Gletscherschmelze verheerende Umweltkatastrophen drohen.
->   science.ORF.at: Umweltkatastrophen durch Gletscher-Schmelze?
Tiere und Pflanzen reagieren bereits
Eine weitere Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, hat die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Pflanzen- und Tierwelt untersucht. Nach Ansicht der Experten macht sie sich schon heute deutlich bemerkbar.

Demnach beginnt beispielsweise der Frühling und damit die Vegetationszeit für viele Pflanzen früher - mit direkten Folgen auch für die Nahrungskette. Die längerfristigen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt seien noch nicht absehbar.
->   science.ORF.at: Auswirkungen der Klimaerwärmung bereits sichtbar
Ist der Mensch beteiligt?
Nach Ansicht von Experten lassen die internationalen Beobachtungen also keinen Zweifel mehr an einer globalen Erwärmung des Klimas. Noch ist allerdings unklar, ob es sich um eine natürliche Variabilität oder um antropogene, also vom Menschen verursachte Ursachen handelt - wenn auch immer mehr Stimmen genau dies verkünden.
->   ExxonMobil
->   United Nations Environment Programme (UNEP)
->   WMO-Statement on the Status of the Global Climate in 2001
->   Alles zum Thema Klima in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010