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Tiere als Therapeuten boomen  
  Das Konzept "Tier als Therapie" war noch bis vor wenigen Jahren eine Randerscheinung. Mittlerweile ist diese Form der Therapie in vielen medizinischen Bereichen zu finden. In Österreich sind bereits 150 Tiere für einen Einsatz als Therapeuten ausgebildet.  
Ausgebildet wurden sie über den an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) angesiedelten Verein "Tiere als Therapie" (TAT).
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Am 20. und 21. April 2002 findet in Wien unter dem Titel "Tiere als Therapie - Theorie und Praxis" das erste internationale
TAT-Symposium statt.
->   Das Programm
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Therapiemöglichkeiten unbegrenzt
Obwohl über TAT 95 Prozent Hunde ausgebildet werden, sind dem Einsatz von Tieren als Therapeuten praktisch keine Grenzen gesetzt. Von dem Verein speziell geschulte Mitarbeiter pilgern sogar mit Spinnen und Weberknechten in Schulen.

Etwa in Sonderschulen würde damit den Kindern gezeigt, dass man auch vor solchen Tieren Respekt haben soll und dass man sie nicht gedankenlos zertritt, berichtete Helga Widder von TAT gegenüber der APA. Generell würden die Kinder
dadurch mehr Achtung vor Mitgeschöpfen lernen.
Erfolge bei Depressionen und motorischen Behinderungen
Die Haupteinsatzgebiete der Tiertherapie sind aber psychische und körperliche Störungen wie etwa Depressionen oder motorische Behinderungen.

Die Ursachen für die Störungen sind dabei zweitrangig. "Etwa die ausgebildeten Hunde nehmen die Menschen so an, wie sie sind, auch wenn diese alt und gebrechlich sind oder einen Unfall hatten", so Widder.

Der Kontakt mit dem Tier wirkt sich nach der Erfahrung der Tiertherapeutin in der Mehrzahl der Fälle positiv aus.
Tiere als Motivation
So versuchen etwa Menschen mit schweren motorischen Störungen, relativ komplizierte Verschlüsse von Dosen zu öffnen, um den Vierbeinern die in der Dose enthaltenen Leckerbissen geben zu können. Ohne diesen Antrieb würden viele Schlaganfall- oder Parkinson-Patienten die Aufgabe erst gar nicht zu lösen versuchen.

Derzeit verfolgen die Mitarbeiter ein ehrgeiziges Ziel: Ein Netzwerk von geschulten Pferden und Betreuern soll aufgebaut werden, die dann ebenfalls in der Therapie von Behinderten eingesetzt werden.
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Pferde und Therapie
Bei der so genannten Hippo-Therapie geht es etwa darum, Gelenke oder den ganzen Bewegungsapparat zu mobilisieren sowie Muskelspannungen zu regulieren. Es wurden auch positive Auswirkungen auf Blasen- und Darmfunktion nachgewiesen.
->   Mehr zu Hippotherapie
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Wissenschaftlicher Nachweis für Erfolg schwierig
Der wissenschaftliche Nachweis des Erfolgs von Therapien mit Tieren ist - wie Viktor Szendrödi von der Sozialpsychologischen Ambulanz in Wien-Ottakring erklärte - keine leichte Aufgabe, die Forschung hat Nachholbedarf.

Relativ einfach ist die Sache noch in Fällen, bei denen Defizite vorliegen, etwa im Falle von Behinderungen. Ob und wie sich Haustiere im täglichen Leben positiv auf das Befinden auswirken, ist dagegen kaum nachzuweisen, so der Wissenschafter.
Mechanismen zwischen Menschen und Tieren untersucht
Szendrödi untersuchte die Mechanismen, die den Kontakt zwischen Menschen und Tieren prägen. "Bestimmte Beobachtungen legen die Vermutung nahe, dass einer der wichtigsten im Kontakt mit Haustieren aktivierten psychischen Mechanismen in der spannungsfreien, auf höchst natürliche Weise erfolgenden Befriedigung kommunikativer Bedürfnisse besteht", so der Wissenschafter.

Der Mensch verwende in der Kommunikation mit dem Tier die eigene - menschliche - Sprache, setze aber nicht voraus, dass er vollkommen vom Tier verstanden wird. Umgekehrt verwende das Tier im Umgang mit dem Menschen das ganze Spektrum seiner möglichen Äußerungen und erwarte, dass es vollkommen vom Menschen verstanden werden.
->   Veterinärmedizinische Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010