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Rauchen beeinflusst Geschlecht von Neugeborenen  
  Paare, die gerne einen Jungen bekommen möchten sollten nicht rauchen. Denn eine neue Studie zeigt, dass die Rauchgewohnheiten der zukünftigen Eltern rund um die Empfängnis einen starken Einfluss auf das Geschlecht des Kindes haben.  
"Auch wenn nur der Vater mehr als 20 Zigaretten pro Tag raucht und die Mutter Nichtraucherin ist, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu bekommen, erheblich herabgesetzt", sagt Anne Grete Byskov vom University Hospital of Copenhagen.
Entscheidende drei Monate
Dänische und japanische Wissenschaftler befragten Eltern von 11.800 Kindern über ihre Rauchgewohnheiten für den Zeitraum von drei Monaten vor der letzten Menstruation bis zur Feststellung der Schwangerschaft. Dabei stellten sie fest, dass Rauchen vor und während der Empfängnis dazu führt, dass häufiger Mädchen geboren werden.

Der Grund dürfte darin zu suchen sein, dass die geschlechtsbestimmenden Spermien unterschiedlich auf Nikotin reagieren, wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift The Lancet schreiben.
Rauchen beschädigt männliche Spermazellen
Seit Jahrzehnten verschiebt sich in den Industrieländern das Geburten-Verhältnis von Mädchen und Jungen. Dass heute mehr Mädchen geboren werden als früher, führen Wissenschaftler auf den Einfluss von Giftstoffen aus der Umwelt auf das männliche Fortpflanzungssystem zurück

Der Zusammenhang zwischen dem Einfluss von giftigen Stoffen aus der Umwelt und der eingeschränkten männlichen Fortpflanzungsfähigkeit ist schon seit längerem bekannt. Die neue Studie zeigt jedoch, dass Rauchen männliche Spermazellen beschädigt beziehungsweise die Einnistung eines männlichen Embryonen in den Uterus behindert.
Anzahl der Zigaretten bestimmt das Geschlecht
Die befragten Eltern wurden in drei Gruppen geteilt: Nichtraucher, Konsumenten von weniger als 20 Zigaretten und jene von mehr als 20 Zigaretten pro Tag.

Bei der Auswertung der Befragungen zeigte sich, dass das Geschlechterverhältnis Jungen zu Mädchen der Neugeborenen sich stark mit dem Zigarettenkonsum der Eltern veränderte. In beiden Rauchergruppen wurden mehr Mädchen geboren. Die größten Unterschiede gab es zwischen der Gruppe der Nichtraucher und der Topraucher.
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Studie im Detail
Bei den Nichtrauchern lag das Geschlechter-Verhältnis Mädchen: Jungen bei 1:1,21. In der Gruppe der starken Raucher war es auf 1:0,82 verschoben. War nur der Vater starker Raucher, war das Verhältnis immerhin noch auf 1:0,98 verschoben.
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X-Chromosomen widerstandsfähiger?
"Es scheint so zu sein, dass Samenzellen, die das für die Entstehung eines männlichen Kindes verantwortliche Y-Chromosom tragen, sensibler auf die ungünstigen Veränderungen reagieren, die durch das Rauchen verursacht werden, als Samenzellen mit einem X-Chromosom", erläutert Anne Grete Byskov.

Samenzellen, die eine Erbinformation für die männliche Geschlechtsbestimmung in sich tragen, scheinen also stärker auf Giftstoffe zu reagieren.
Rauchen beeinflusst nicht nur die Spermienproduktion
Die Störungen während der Spermienproduktion im männlichen Hoden könnten dazu führen, dass die Samenzelle bestimmte Funktionen nicht oder nur schlecht ausführen kann. So könnten die geschädigten Y-Spermien eine geringere Fruchtbarkeit haben oder nur bedingt lebensfähige Embryos erschaffen, meinen die Wissenschaftler.

Auch wenn nur die Mutter rauchte, kamen mehr Mädchen zur Welt. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass durch das Rauchen die Umwelt-Bedingungen im weiblichen Genitaltrakt verändert werden. "So wird den Y-Spermien das (Über-)Leben auf dem Weg zum Ei schwer gemacht," sagt Byskov.
Keine Methode zur Geschlechterbestimmung
Als Methode, das Geschlecht des Wunschkindes vorherzubestimmen, taugt das Rauchen allerdings nicht, da es die Wahrscheinlichkeit von Frühgeburten und anderen Schwangerschaftskomplikationen erhöht.
->   The Lancet
 
 
 
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01.01.2010