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Super-Teleskope erforschen Urgeschichte des Weltalls  
  Die Europäische Südsternwarte (ESO) verfügt mit dem Very Large Telescope (VLT) über das weltweit größte Teleskop. Damit nicht genug, planen und arbeiten die ESO-Wissenschaftler mit den Projekten ALMA und OWL nun an zwei Super-Teleskopen, mit deren Hilfe bislang unbekannte Regionen und die Urgeschichte des Universums erforscht werden sollen. Österreichs Astronomie, bislang nur Zaungast der ESO, könnte an diesen Zukunftsvisionen bald teilhaben.  
Neue Maßstäbe für Teleskopen
Zwei Projekte sind es, von denen auch Österreichs Astronomen gerne profitieren würden: Das "Overwhelmingly Large Telescope" (OWL), das in etwa 15 Jahren mit einem 100-Meter-Spiegel neue Maßstäbe setzen soll, und "ALMA" (Atacama Millimetre Array), ein 64 Teleskope umfassendes Projekt, dessen Baubeginn noch dieses Jahr erfolgen soll.
Vom Trittbrettfahrer zum ESO-Mitglied?
Österreich ist trotz zahlreicher Initiativen heimischer Astronomen in den letzten drei Jahrzehnten nicht an der ESO beteiligt. Und das hatte bislang vor allem finanzielle Gründe, wie Michael Maitzen vom Institut für Astronomie der Uni Wien gegenüber science.ORF.at erklärte - trotz vergleichsweise bescheidener 2,6 Millionen Euro Mitgliedsgebühren pro Jahr.

Bis jetzt, so Maitzen, sind Österreichs Astronomen im besten Falle "Trittbrettfahrer" des ESO gewesen. Der Zugang zum Archiv des VLT oder die Auswertung aktueller Daten sei durch die Absenz unmöglich.

Zuletzt aber haben sich sowohl Vertreter des Bildungsministeriums als auch des Rats für Forschung und Technologieentwicklung für einen Beitritt ausgesprochen.
->   Weitere Informationen über Österreich und ESO
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In einem Original-Beitrag für science.ORF.at skizziert Michael Maitzen, der auch Host dieses Kanals ist, die Argumente für einen ESO-Beitritt Österreichs:
->   Österreich soll der ESO beitreten!
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ALMA: 64 Antennen mit je zwölf Metern Durchmesser
Besonders verlockend nicht nur für die heimischen Astronomen ist das ESO-Projekt ALMA (Atacama Millimetre Array): 64 Antennen mit jeweils zwölf Metern Durchmesser und mit insgesamt 7.000 Quadratmetern Antennenfläche sollen dabei Wellen im Millimeter-und Sub-Millimeter-Bereich erfassen - also "Licht", das zwischen dem Radiowellen- und Infrarot-Bereich liegt.
Sternengeburten und Urgeschichte des Weltalls
Bild: ESO
ALMA-Studie
Den Astronomen ist im für das menschliche Auge sichtbaren Bereich sehr oft die Sicht durch riesige Gas- und Staubwolken verwehrt. Wellen im Millimeterbereich durchdringen diese Wolken mühelos und geben damit den Blick frei auf Galaxien- und Sternengeburten in Milliarden Lichtjahren Entfernung.

Da der Blick in solche Tiefen des Weltalls immer auch eine Reise in die Vergangenheit bedeutet, beobachten die Astronomen damit Ereignisse, die nur rund 100 bis 250 Millionen Jahre nach dem Urknall stattfanden, kurz nachdem die Materie nach dem Chaos des Urknalls zu leuchten begonnen hat. Sie sehen das erste sichtbare Licht des heute rund 15 Milliarden Jahre
alten Universums.
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Projekt ALMA
ALMA, dessen Kosten auf rund 600 Millionen Euro veranschlagt sind, entstand aus der Verschmelzung von zwei Projekten der USA und Europas. Auch andere Länder, darunter Japan, haben konkretes Interesse an einem Beitritt bekundet. Die USA haben bereits ihre Beteiligung beschlossen, ausständig ist noch ein endgültiges Ja der ESO, das im Juni dieses Jahres erwartet wird. Der Baubeginn ist für das Jahr 2002 geplant, die ersten Antennen sollen 2005 installiert werden.
->   ESO: Atacama Large Millimeter Array
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Schwarze Löcher, Nachweis von Leben im All
Von den 64 Radio-Antennen ALMAs, die beweglich angeordnet werden, so dass sie zusammengeschalten wie ein riesiges Teleskop von bis zu 14 Kilometer Durchmesser arbeiten können, erwarten sich die Astronomen sensationelle Erkenntnisse: Erstmals könnte damit direkt das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße beobachtet oder komplexe organische Moleküle wie Peptide oder Proteine - und damit weitere Hinweise auf mögliches Leben im All - gesichtet werden.

Auch für Beobachtungen in unserem Sonnensystem eignet sich das Instrument, etwa für die Analyse des Wetters auf anderen Planeten mit einer Auflösung von nur zehn Kilometern.
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40 Jahre Europäische Südsternwarte ESO
Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) feiert heuer ihr 40-jähriges Bestehen. Als Gegenpol zur US-Astronomie geboren, gehören ihr mittlerweile Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Portugal, Schweden, die Schweiz und ab Juli auch Großbritannien an.

Das erste Observatorium wurde 1969 auf dem Cerro La Silla, rund 600 Kilometer nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago eröffnet. 1987 errichtete die ESO ein zweites Observatorium, Herzstück ist das Very Large Telescope (VLT), das aus vier Spiegelteleskopen mit jeweils 8,2-Meter-Spiegeln besteht. Das Licht der vier Teleskope kann im VLT-Interferometer zusammengeführt werden - womit es das größte Teleskop der Welt wird und noch einen Astronauten auf dem Mond ausmachen könnte.
->   Michael Maitzen: Europas VLT - besser als Hubble
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OWL: 100-Meter-Teleskop, 40 Mal besser als Hubble
Noch im reinen Projektstadium befindet sich im Gegensatz zu ALMA das "überwältigend große Teleskop" OWL: Dieses soll ein 100-Meter-Teleskop werden, mit einer 40 Mal besseren Auflösung und mit einer mehrere tausend Mal höheren Empfindlichkeit als das Hubble Space Telescope.
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Bild: ESO

OWL-Studie
3.000 Spiegel, 12.500 Tonnen, 900 Mio. Euro
OWL ist derzeit in der Konzeptphase, eine Inbetriebnahme frühestens in 15 bis 20 Jahren geplant. Da es unmöglich wäre, einen einzelnen 100-Meter-Spiegel herzustellen, soll dieser aus rund 3.000 sechseckigen Spiegelsegmenten zusammengesetzt werden, die elektronisch aufeinander abgestimmt werden können. Damit wäre eine Licht sammelnde Fläche von fast 8.000 Quadratmetern erreicht. Die Totalmasse des OWL soll 12.500 Tonnen betragen.Um das Teleskop zu schützen, haben die ESO-Wissenschafter eine gewaltige Halle entworfen, die als Ganzes über das Riesen-Auge geschoben werden kann. Die Kosten von OWL werden auf 900 Millionen Euro geschätzt.
->   ESO: Overwhelmingly Large Telescope
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Direkter Nachweis extrasolarer Planeten
Mit OWL wollen die Astronomen erstmals im optischen und infraroten Bereich die Oberfläche von Sternen und direkt erdähnliche Planeten außerhalb des Sonnensystems beobachten. Bisher waren die extrasolaren Planeten nur indirekt nachweisbar. Weiters könnten die Forscher detaillierten Einblick in die Abläufe von Galaxie-Zentren gewinnen und erstmals direkt Sterne in entfernteren Galaxien erforschen.

Auch die Beobachtung der Planeten unseres Sonnensystems könnte OWL revolutionieren: Ein 100-Meter-Teleskop würde eine Auflösung von zwei Kilometern am Mars und 15 Kilometern am Saturn ermöglichen.
->   European Space Observatory (ESO)
->   Michael Maitzen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010