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Zusammenleben von Slawen und Awaren bewiesen  
  Archäologen des Bundesdenkmalamtes haben in Vösendorf bei Wien ein awarisches Gräberfeld aus dem 7. bis 9. Jahrhundert gefunden, das neue Erkenntnisse über die österreichische Frühgeschichte liefert. Die Ausgrabungen beweisen, dass Awaren und Slawen am selben Raum zusammen lebten.  
150 entdeckte Gräber

Das Gräberfeld
In den bisher 150 entdeckten Gräbern wurden Skelette von Männern, Frauen und Kindern gefunden, die aufgrund ihrer Trachtbestandteile - also Ringe, Ohrgehänge, Ketten oder Gürtelschnallen - als Awaren bestimmt werden können.

Auf dem Gräberfeld wurden aber auch Skelette gefunden, die slawische Trachtbestandteile trugen. Dass Awaren und Slawen gleichzeitig den selben Raum besiedelt haben, wurde entgegen der bisherigen Geschichtsschreibung von einigen Historikern zwar bereits vermutet, Beweise gab es dafür aber keine.
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Awaren
Die Awaren lebten ursprünglich als Nomaden in Asien, vermutlich in Westturkestan. 552 n. Chr. wurden sie von den Türken bedrängt und wichen nach Westen aus. Von 568 an hatten sie etwa 250 Jahre lang die Alleinherrschaft in Pannonien, wo sie sesshaft wurden und Viehzucht und Ackerbau betrieben. Sie waren gefürchtete Reiterkrieger, die mit Reflexbogen, Reitersäbel und Stoßlanze vernichtende Kämpfe führten. Den Europäern vermittelten sie unter anderem den eisernen Steigbügel.
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Umschreibung der Geschichte?
Bild: APA
Ausgrabungen
791 bis 803 wurde das Reich der Awaren in den Kriegen von Karl dem Großen vernichtet. Danach - so wurde bisher angenommen - kam es zu einer massiven Zuwanderung von Slawen. Der Gräberfund in Vösendorf könnte jetzt einen anderen Ablauf der Geschichte nachzeichnen.

Franz Sauer, Grabungsleiter des Bundesdenkmalamtes: "In Wirklichkeit war es vielleicht so, dass die Slawen schon vorher hier gelebt haben, aber awarische Trachtbestandteile getragen haben. Irgendwann in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts sind sie wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und haben wieder slawische Trachtbestandteile angenommen."
Zufallsentdeckung beim Straßenbau
Das Gräberfeld in Vösendorf wurde im Zuge der Vorbereitungen für den Bau der Schnellstraße B 301 entdeckt, die von Vösendorf nach Schwechat führen wird.

Da dieser Raum bereits in der Ur- und Frühgeschichte besiedelt war, haben die Archäologen die geplante Straßentrasse vergangenes Jahr aus der Luft inspiziert.

Dabei entdeckten sie Veränderungen im Bewuchs der Felder, die auf Funde hindeuten. Seit März dieses Jahres werden diese Stellen freigelegt. Die Kosten für die Ausgrabungen übernimmt die Österreichische Autobahnen und Schnellstraßen AG ÖSAG.
Funde werden der Öffentlichkeit präsentiert
Die Skelette und Grabbeigaben werden vermessen und dokumentiert und dann aus den Gräbern genommen, um sie näher untersuchen zu können. Die Schmuckstücke und Gefäße werden in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes restauriert und konserviert.

Nach Abschluss der Untersuchungen sollen sie in einem Museum oder einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden.
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Ein Beitrag von Sonja Bettel für die Zeit im Bild 2, vom 22.4.2002, 22 Uhr, ORF 2.
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01.01.2010