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Space-Tourismus: Eine Branche hat "Hochkonjunktur"  
  Diese Woche ist es soweit: Der Südafrikaner Mark Shuttleworth will als zweiter Weltraumtourist der Geschichte ins All reisen. Sein Vorgänger, der US-Amerikaner Denis Tito, kann zudem kommenden Sonntag das einjährige Jubiläum seines geschichtsträchtigen Ausflugs zur ISS feiern. Und die diversen privaten Unternehmen schlafen nicht, das Geschäft mit dem Weltraumtourismus boomt, wenn auch - vorerst zumindest - für den klassischen Pauschalreisenden ein Ausflug ins All noch zu teuer sein dürfte.  
Afrikas erster Kosmonaut, der Multi-Millionär Mark Shuttleworth aus Durbanville bei Kapstadt, will kommenden Donnerstag an Bord einer Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation ISS reisen. Das Wort "Tourist" hört er allerdings ungern.

Er selbst sieht sich vielmehr als eine Art zahlender Forschungsreisender - und will als Mitglied der Besatzung akzeptiert werden. Auf dem Flug zur Raumstation wird er für mehrere Bordsysteme verantwortlich sein und firmiert offiziell als "Zweiter Bordingenieur".
Zellen im All und andere "Mini-Experimente"
Der Südafrikaner hat sich eigens dazu mit den Universitäten seiner Heimat einige wissenschaftliche "Mini-Experimente" ausgedacht. Dabei geht es beispielsweise um das Verhalten von Zellen im All - eine unter Umständen interessante Spur bei der Aids-Forschung.

Die Kosten für die an Bord durchgeführten Experimente trägt Shuttleworth selbst, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eigens dafür gibt es eine Website - www.africaninspace.com, auf der die Experimente vorgestellt werden.
->   www.africaninspace.com
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Ein "Botschafter in Sachen Naturwissenschaften"
Nach seiner Rückkehr zur Erde will Shuttleworth als eine Art "Botschafter in Sachen Naturwissenschaften" rund 100 Schulen des Landes besuchen und dort von seinem Ausflug ins All sowie dem Nutzen naturwissenschaftlicher Studien berichten.

Dabei kommt ihm sicher auch die Tatsache zugute, dass er den Titel "Erster Afrikaner im All" tragen darf: Im Weltall hat Afrika bisher in der Tat kaum eine Rolle gespielt. Astro- und Kosmonauten aus Asien, Lateinamerika, Europa und den USA waren schon dort, Vertreter Afrikas allerdings nicht.
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Eine "astronomisch" teure Reise ...
Ob man die geplanten elf Tage im All nun als ungewöhnlichen Abenteuerurlaub oder als wissenschaftliche Studienreise ansieht - an den Kosten ändert dies nichts: Mit 20 Millionen US-Doller (knapp 22,5 Millionen Euro) handelt es sich um ein astronomisch teures Vergnügen.

Damit liegt Shuttleworth aber im "Durchschnitt", denn sein Vorgänger im All, der US-Mulitmillionär Dennis Tito musste die gleiche Summe Geldes berappen, um für rund eine Woche auf die ISS fliegen zu dürfen. Dessen historischer Ausflug jährt sich kommenden Sonntag.
Weltall-Ausflug trotz Widerständen
Bevor Tito am 28. April 2001 allerdings tatsächlich abheben durfte, waren einige Widerstände zu überwinden. Denn die Amerikanische Raumfahrtbehörde NASA versuchte längere Zeit, dessen Reise zur ISS zu verhindern - was allerdings nicht gelang.

Tito flog, sah und schwärmte. Er liebe den Weltraum, lautete einer der ersten Kommentare des damals 60-Jährigen beim Anblick der Sterne aus nächster Nähe. Sein Flug ins All gilt als der Start in den kommerziellen Weltraumtourismus.
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Der "Tourist" vor Tito
Je nachdem, welche Kriterien man der Definition des Wortes Tourist zugrunde legt, muss Dennis Titos Rekord revidiert werden - denn tatsächlich flog rund zehn Jahre vor dem US-Millionär schon einmal ein zahlender Gast ins All: Am 2. Dezember 1990 machte sich der japanische Journalist Tojehiro Akiyama an Bord eines russischen Raumschiffs auf, um als erster zahlender Raumfahrer die Welt von oben zu betrachten.

Akiyama war damals allerdings Angestellter des japanischen TV-Senders TBS (Tokyo Broadcasting Service). Um dessen Einschaltquoten in die Höhe zu treiben, moderierte er eine Woche lang täglich TV-Sendungen - live von der Mir.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Hochkonjunktur für eine ungewöhnliche Branche
Mit Shuttleworth und Tito haben die Annalen des Space-Tourismus aber gerade erst begonnen. Die Liste der - gut betuchten - Interessenten wird immer länger: Derzeit gelten der Boygroup-Sänger Lance Bass und der polnische Geschäftsmann Leszek Czarnecki als heiße Kandidaten für den nächsten Trip in Richtung Sterne.

Auch Hollywood-Schauspieler Tom Cruise hat nach eigenen Angaben bereits mit der NASA gesprochen: Er möchte gerne zum Mond. Da ist es nicht verwunderlich, dass etwa die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) bereits vordenken lässt.
Das Weltraumhotel der Zukunft
Bei der DGLR geht man davon aus, dass in spätestens 20 Jahren ernsthafte Vorbereitungen für den Bau eines Weltraumhotels getroffen werden. Bis dahin will die DGLR mit mehreren Wettbewerben Lösungen für ein solches Gebäude suchen.

Ergebnisse der ersten Ausschreibung unter dem Titel "early bird" liegen bereits vor: Mehr als 50 Architekturstudenten der TU Darmstadt haben 17 Entwürfe für ein Space-Hotel mit 220 Betten vorgelegt - die bislang weltgrößte Ideensammlung in Sachen Alltourismus.
->   www.spacehotel.org
In der Europäischen Weltraumkontrollstation ESOC in Darmstadt werden solche Spielereien durchaus ernst genommen. Vor allem aber wäre es den Experten lieber, wenn die Space-Touristen nicht ausgerechnet auf der ISS ihre ersten Erfahrungen sammeln würden. Es sei schon schwierig genug, ausreichend Plätze für Wissenschaftler bereitzustellen.
Pendel-Herberge zwischen Erde und Mars?
In den USA wird derweil an einem Weltraum-Hotel gearbeitet, das einstmals zwischen Erde und Mars hin und her pendeln soll. Die Herberge soll nach den Vorstellungen der beteiligten Wissenschaftler die Schwerkraft der Planeten als Antrieb nutzen und weitgehend ohne eigene Energie fliegen.

Bis diese Unterkünfte allerdings realisiert werden, dürfte noch einige Zeit vergehen. Schneller am Ziel wäre man daher beispielsweise mit der japanischen Weltraumagentur NASDA. Presseberichten zufolge will man dort bereits 2008 die ersten Touristen ins All bringen.

Und die Preise dafür sind - im Vergleich zu den Kosten für Tito und Shuttleworth - bereits deutlich niedriger: Lediglich 5,3 Millionen US-Doller (rund 6,1 Millionen Euro) soll das Weltraum-Ticket kosten. Dafür ist aber auch die Verweildauer deutlich geringer - gerade einmal einen Tag wird man dafür in etwa 500 Kilometern Höhe in der Umlaufbahn der Erde reisen.
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"Preis-Dumping" bei Weltraum-Tickets
Doch auch Flüge über einen Monat sind langfristig geplant - zudem könnten mit steigender Nachfrage die Preise weiter sinken. Ein Ticket werde dann voraussichtlich "nur noch" einen sechstelligen Eurobetrag kosten. Ähnlich "billig" soll es bei der US-Firma Space Adventures werden, deren erster Kunde Dennis Tito war. Dort sollen Weltraumabenteuer künftig schon ab 100.000 US-Dollar (etwa 111.000 Euro) zu haben sein.
->   Space Adventures
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TUI noch nicht interessiert
Doch auch bei solchen Preisen wird der Pauschaltourismus ins All noch einige Zeit auf sich warten lassen. Für Europas größten Reisekonzern, die TUI in Hannover, ist er jedenfalls noch ferne Zukunftsmusik. Das sei für TUI "noch Lichtjahre entfernt", verkündete vergangenes Jahr ein Sprecher des Unternehmens.

Wer dennoch ein bisschen Astronauten-Feeling erleben will, kann dies für ganze 34,50 US-Dollar haben: Besucher des Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida, können um diesen Preis ein Launch Transportation Ticket erwerben - und den Start eines Spaceshuttles live und aus nur sechs Meilen Entfernung beobachten.
->   Kennedy Space Center
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Alles über das "Vor- und Nachspiel" von Titos Trip zur ISS
->   Unternehmen MirCorp plant Raumstation für Touristen
 
 
 
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01.01.2010