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Ökologe: Hausgelsen sind unterschätztes Problem  
  Nach Ansicht des Ökologen und "Gelsenspezialisten" Bernhard Seidel vom Institut für Zoologie der Universität Wien stellen die nun langsam aus ihren Winterquartieren erwachenden so genannten Hausgelsen ein weitgehend unterschätztes Problem dar.  
So wie das kürzlich aufgeklärte Amsel-Sterben im Vorjahr in Wien durch von Mücken übertragene Viren verursacht wird, könnten die lästigen Blutsauger auch für Menschen krankmachende Erreger verbreiten, sagte Seidel im Gespräch mit der APA.

science.ORF.at: Ursache des Amselsterbens geklärt
Beispiel West-Nil-Virus
In den Tropen stellen durch Stechmücken übertragene Krankheiten nach wie vor große Probleme dar. Aber auch gemäßigte Gebiete bleiben nicht verschont. So gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Alarm um das so genannte West-Nil-Virus, sogar vereinzelte Todesfälle wurden gemeldet.

Seidel ist überzeugt, dass auch bei uns verschiedene Infektionen durch Mückenstiche übertragen werden. Dabei handelt es sich in der Regel um leichte Erkrankungen, virale Infekte, die gemeinhin als Erkältungen abgetan werden und unerkannt bleiben.
->   Mehr zum West-Nil-Virus in science.ORF.at
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Mögliche Brutstätten
Dementsprechend wenig Aufmerksamkeit schenkt man in Österreich möglichen Brutstätten der Stechmücken, bemängelte Seidel. Im Gegensatz etwa zu den so genannten Überschwemmungsgelsen, die ihre Eier meist in stehende Gewässer in der Natur ablegen, reicht den Hausgelsen der Gattungen Culex und Culiseta eine achtlos stehen gelassene Gießkanne, ein vergammelter, wassergefüllter Autoreifen. Selbst in einer laubverstopften Regenrinne oder in einer Vogeltränke kann die Brut heranwachsen.
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Überwintern im Haus
Eine weitere Spezialität der Hausgelsen ist, dass sie - wie der Name schon sagt - in menschlichen Behausungen überwintern. "Dadurch sind sie praktisch in ganz Österreich zu finden und nicht etwa auf Augebiete beschränkt", sagte Seidel.
Bis zu eine Milliarde Nachkommen
Zur Zeit erwachen die bereits im Herbst befruchteten Weibchen aus der Winterruhe, suchen eine noch so kleine Wasseransammlung auf und beginnen mit der Eiablage.

Da es je nach Witterung bis zum Herbst drei bis sechs Generationen gibt, kann eine einzelne überwinternde Gelse bis zu einer Milliarde Nachkommen produzieren. Umso wichtiger ist es laut Seidel, Keller und Gärten jetzt nach möglichen Brutstätten für die Hausgelsen abzusuchen und zu beseitigen.
Beseitigung ohne Chemie
"Achtet man darauf, dass nirgends Pfützen und sonstige Wasseransammlungen stehen, kann man die Zahl der Hausgelsen ohne den Einsatz von Chemie erheblich dezimieren", sagte der Zoologe.

Seidel ist derzeit auch mit verschiedenen niederösterreichischen Gemeinden im Gespräch, entsprechende Forschungsprojekte zur Reduktion der Gelsen durchzuführen.
->   Institut für Zoologie der Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010