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Vorhersagesystem für Vulkanschlamm  
  Vulkanische Schlammströme können verheerende Katastrophen auslösen. Amerikanische Wissenschaftler haben nun ein System entwickelt, dass die so genannten Lahare vorhersagen soll.  
Carol Finn und Mitarbeiter vom US Geological Survey (USGS) in Denver, Colorado, beschreiben ihre neue Arbeitsmethode zur Vorhersage vulkanischer Aktivitäten in der jüngsten Ausgabe von Nature (409, pp 600-603).
Lahare lösen Katastrophen aus
Lahare gehören zu den gefürchtetsten vulkanischen Ereignissen. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangeneheit: 1985 entfesselte eine vergleichsweise kleine Eruption des Vulkans Nevado del Ruiz in Kolumbien eine Sturzflut an Schlammwasser und Eis (Lahare), die die 75 Kilometer entfernte Stadt Armero fast völlig verwüstete. Über 25.000 Menschen kamen dadurch ums Leben.
Gefahr am Mount Rainier

Mount Rainier
Amerikanische Geologen befürchten in naher Zukunft ähnliche Lahar-Abgänge am Mount Rainier in Washington wie in Kolumbien. Der Mount Rainier setzte nämlich während der letzten 10.000 Jahre zahlreiche Schlammfluten frei. Einige davon erreichten sogar die etwa 100 Kilometer entfernte pazifische Küste bei Puget Sound.
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Lahare
Lahare entstehen, wenn sich Pyroklastite (leicht verfestigter, geschichteter Tuff) mit Flüssigkeiten vermischen, wie beispielsweise dem Wasser eines Kratersees, einem Fluss oder geschmolzenem Schnee bzw. Gletschereis. Das fließfähige Gemisch bewegt sich zum Teil mit großer Geschwindigkeit an den Vulkanflanken talwärts. Der Strom reißt alles Lockermaterial auf seinem Weg mit sich und kann sich sich zu einer reißenden, vernichtenden Flut entwickeln.
->   Mehr über Lahare
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Gesteinseigenschaften ausgenutzt
Für ihre neue Vorhersage-Methode nutzten die Geologen um Finn die physikalischen Eigenschaften des vulkanischen Gesteins aus. Junge vulkanische Gesteine sind schlechte elektrische Leiter. Im Lauf der Zeit werden sie durch den zunehmenden Einfluss von Wasser und Hitze "hydrothermal" verändert. Sie werden weich und instabil und können zu Laharen werden.

Das veränderte Gestein weist wassergefüllte Poren auf und ist daher auch ein besserer elektrischer Leiter. Junge vulkanische Gesteine sind auch geringfügig magnetischer als das bereits überformte Gestein.
Kartierung des Vulkans
Finn und sein Forscherteam nutzten diese beiden Charakteristika, um Gebiete mit hydrothermalen Veränderungen auf dem Mount Rainier genau zu kartieren. Die Vermessungen erfolgten mittels Radiowellen und aus einem Hubschrauber mit herabhängenden hochempfindlichen Magnetometern.
Vorhersage bevorzugter Fließrichtungen
Das Ergebnis war eine Karte der Fließrinnen aller bisherigen Schlammströme. Mit dieser Kenntnis ist es nun möglich, die bevorzugten Fließrichtungen - und damit das Lahar-Risiko für die auf diesen Routen liegenden Siedlungen - vorherzusagen und entsprechende Vorsorgemaßnahmen einzuleiten.

Finn hofft, dass mit dieser Untersuchungsmethode künftig schon im Vorfeld (z.B. durch eine gezielte Entwicklung der baulichen Infrastruktur) wesentliches zur Minimierung der katastrophalen Auswirkungen von Laharen getan werden kann.
->   Nature
->   U.S. Geological Survey
 
 
 
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01.01.2010