News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Transplantation: Stammzell-Therapie statt Medikamente  
  Nach einer Organtransplantation erhält der Patient normalerweise Medikamente, die sein Immunsystem unterdrücken - sonst würde das körpereigene Abwehrsystem das fremde Organ abstoßen. Diese Immunsuppressiva haben allerdings schwere Nebenwirkungen. Einer US-Forschergruppe ist es nun erstmals gelungen, mit Hilfe von Stammzellen diese Arzneimittel überflüssig zu machen.  
Die Mediziner vom Stanford University Medical Center haben Patienten nach einer Nierentransplantation mit so genannten Blutstammzellen des Organspenders behandelt.

Zwei der vier Betroffenen könnten mittlerweile ganz auf die Medikamente verzichten, erklärte Samuel Strober, Professor für Immunologie am Stanford Medical Center und Leiter der Forschergruppe.
...
Präsentation bei Kongress
Die Ergebnisse ihrer Arbeit wollen die Forscher auf dem American Transplant Congress 2002 präsentieren, der am 28. April in Washington stattfindet. Eine Publikation im Fachmagazin "Transplantation" (Ausgabe vom 15. Mai) ist geplant.
->   American Transplant Congress
...
Schwerwiegendes Problem: Organabstoßung
Organabstoßungen nach einer Transplantation treten auf, da das menschliche Immunsystem fortwährend nach körperfremden Zellen sucht und diese angreift. Wird der Abwehrmechanismus nicht ausgeschaltet, greift er Zellen im Spenderorgan an.

Dem wirken die so genannten Immunsuppressiva entgegen, die das Immunsystem des Patienten abschwächen. Doch diese abgeschwächte Abwehrreaktion kann Infektionen begünstigen und zu weiteren Nebenwirkungen führen. Die Medikamente müssen zudem ein Leben lang eingenommen werden.
Zunächst gängige Therapie ...
Das amerikanische Forscherteam hat nun an vier Patienten eine Stammzell-Therapie angewendet. Die Untersuchungen begannen zunächst allerdings mit der üblichen Behandlung: Die Patienten erhielten eine Spenderniere und wurden danach mit Immunsuppressiva behandelt: Die Arzneimittel waren kombiniert mit einer Strahlentherapie, um die Immunzellen zu reduzieren.
... dann Blutstammzellen
Erst dann injizierte das Medizinerteam den Organempfängern Blutstammzellen des Nierenspenders. Diese wanderten in das Knochenmark der Betroffenen und produzierten dort neue Blut- und Immunzellen, die sich mit den "alten" des Patienten vermischten.
...
Blutstammzellen
Sie sind vielfältig und in der Medizin sehr begehrt: blutbildende Stammzellen. Lebenslang sorgen sie für die ständige Erneuerung des Bluts und für ein intaktes Immunsystem - aus ihnen entwickeln sich nicht nur die roten und weißen Blutkörperchen, sondern auch die B- und T-Zellen des Immunsystems. Blutstammzellen finden sich im Knochenmark sowie - in geringen Mengen - im Nabelschnurblut.
...
"Modifiziertes" Immunsystem
Die Mediziner überwachten das "hybride" Immunsystem der Patienten und suchten nach einer Mischung von Zellen des Empfängers und Spenders. Diese Zellen wurden entnommen und im Labor getestet. Das Ergebnis: Die Zellen attackierten keine Zellen des Spenders.

Daraus zogen die Forscher den Schluss, dass auch das Spenderorgan vom solchermaßen modifizierten Immunsystem des Empfängers nicht mehr angegriffen werden würde. Sie begannen nun, die Dosis an Medikamenten langsam herabzusetzen - mit Erfolg.

Nach Angaben von Samuel Strober leben mittlerweile zwei der vier Patienten völlig ohne Immunsuppressiva. Bei einem weiteren sei die medikamentöse Behandlung am Auslaufen.
Neue Richtung der Transplantationsmedizin
Nach Angaben der Wissenschaftler erkannte nach dieser Therapie das Immunsystem der Organempfänger das fremde Spenderorgan als "Freund" statt als "Feind". Die Forscher sind davon überzeugt, dass ihre Ergebnisse eine neue Richtung der Transplantationsmedizin vorgeben.
->   Mehr zum Thema Transplantationen in science.ORF.at
->   Stanford University Medical Center
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010