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Terrakotta-Armee: "Therapie" gegen die Schimmelpilze  
  Die weltberühmte chinesische Terrakotta-Armee ist von Schimmelpilzen bedroht, deren Entstehung wahrscheinlich durch die Touristenströme ausgelöst wurde, die jeden Tag die Tonsoldaten bestaunen. Eine maßgeschneiderte "Therapie" soll die tönernen Krieger nun vor dem Verfall retten - erste wirksame Substanzen wurden nach Angaben von Wissenschaftlern bereits gefunden.  
In einem seit dem Jahr 2000 laufenden Kooperationsprojekt westlicher Pharmaforscher mit chinesischen Archäologen wurden bereits mehr als 20 Pilzstämme identifiziert, die die Figuren zu vernichten drohen.

Mittlerweile wurden auch schon Spezialsubstanzen gefunden, die zur Beseitigung der Gefahr eingesetzt werden können, teilten die Wissenschaftler mit.
Folgenschwere "Infektionen"

Einige der rund 8.000 Terrakotta-Krieger
Mitte der 90er Jahre waren erstmals diesbezügliche Meldungen aus China gekommen: Die Archäologen hatten bemerkt, dass rund 1.400 der etwa 8.000 lebensgroßen Krieger- und Reiterfiguren von Schimmel angegriffen worden waren.

Wahrscheinlich hatten Touristen mit ihrem Atem die Gefahr ausgelöst, als sie das Weltkulturerbe mit den in der Nekropole des chinesischen Reichsgründers ab 1974 ausgegrabenen Figuren besuchten. Feuchtigkeit, Staub und Pilzsporen hatten zu der folgenschweren "Infektion" geführt.

Die Jahrtausende im Verborgenen hatten die Figuren weitgehend unbeschädigt überstanden. Doch nun drohte ihnen die Vernichtung - einfach durch Schimmelpilze.
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"Touristenatem" und Schimmelpilze
Der Atem von Tausenden von Touristen, die jeden Tag Chinas berühmte Tonsoldaten bestaunen, lässt offenbar die Terrakotta-Statuen schimmeln. Die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in den unterirdischen Höhlen in der nordchinesischen Stadt Xian sind durch starke Besucherzuwächse in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen.

Die lebensgroßen Kriegerfiguren und Pferde sind von rund 40 verschiedenen Schimmelpilzarten befallen. Die Terrakotta-Armee ist eine der größten Touristenattraktionen Chinas und einer der bedeutendsten archäologischen Funde der vergangenen 30 Jahre.
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"Pilzspezialisten" suchen nach Rettung
Bild: dpa
Der Kopf eines in Xian ausgegrabenen Terrakotta-Kriegers
Schließlich kam eine Kooperation zwischen den chinesischen Archäologen, die bei Xian die Nekropole des chinesischen Kaisers ausgraben, und einem belgischen Pharmaunternehmen zustande, das sich auch auf die Entwicklung von Arzneimitteln gegen Pilzinfektionen bei Mensch und Tier spezialisiert hat.

In sehr aufwendiger Forschungsarbeit wurden in den "Pilzlabors" in Belgien mehr als 20 Schimmelpilzstämme identifiziert, die die Terrakotta-Figuren gefährden.

In weiterer Folge konnten nun nach Angaben des Unternehmens Substanzen gefunden werden, die einerseits die Schimmelpilze vernichten und andererseits die Terrakotta-Figuren in ihrem Bestand für die kommenden Jahrtausende retten sollen.
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Pilzerkrankungen
Pilzerkrankungen können besonders für Menschen mit geschwächter Immunabwehr (nach Operationen, Organtransplantationen, Chemotherapie gegen Krebs etc.) lebensbedrohlich werden. Ein großer Anteil der Bevölkerung leidet aber auch an Nagelpilzen, Hautpilzen oder Scheidenpilzen, die ebenfalls mit modernen Antimykotika behandelt werden.
->   Mehr über Pilze als Krankheitserreger
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Qin Shihuang: Herrscher mit Todesfurcht
Die lebensgroßen Tonstatuen sind mehr als 2.000 Jahre alt: Im Jahr 246 vor Christus bestieg der spätere erste Kaiser von China als 13-Jähriger den Thron. Die historische Tat des Herrschers: Qin Shihuang vereinte das damals aus mehreren Teilen bestehende Land zu einem Reich, dem ersten chinesischen Kaiserreich.

Er führte eine einheitliche Währung und Schrift ein und ließ eine frühe Form der chinesischen Mauer bauen. Qin Shihuang (259 bis 210 vor Christus) gilt als despotischer Herrscher - mit offenbar panischer Todesfurcht: Sein Leben lang beschäftigte sich der Kaiser mit seinem Leben nach dem Tod.
Einzigartiges Grabmal
So begann Qin Shihuang auch unmittelbar nach seiner Thronbesteigung - also mit erst 13 Jahren - mit dem Bau eines einzigartigen Grabmals: Mehr als 700.000 Arbeiter bauten 36 Jahre lang an der riesigen Nekropole rund 30 Kilometer von Xian entfernt.

Unter einem riesigen Hügel blieben die Grabstätte und die Terrakotta-Figuren jahrtausendelang unentdeckt. 1974 stieß ein nichtsahnender chinesischer Bauer beim Brunnengraben schließlich auf die inzwischen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Figuren.
Tausende Krieger für die Unsterblichkeit
Tausende überlebensgroße Terrakotta-Soldaten in Kriegsformation sollten den ersten Kaiser von China in die Unsterblichkeit begleiten. Bis heute wurden etwa 8.000 Soldaten ausgegraben.

Das archäologische Wunder wurde in der Folge zu einer der größten Touristenattraktionen Chinas. Mit dem jährlichen Besuch der Ausgrabungsstätten durch viele tausend Touristen kam aber auch die Gefahr.
 
 
 
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01.01.2010