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Lust aufs Nichtrauchen? - "Rauchfrei ab Mai"  
  "Rauchfrei ab Mai" lautet das Motto einer weltweiten Kampagne gegen das Rauchen, die am 1. Mai 2002 startet. Möglichst viele Raucher sollen vier Wochen lang nicht rauchen. science.ORF.at informiert Sie über Hintergründe, die Spielregeln und die erfolgreichsten Rauchentwöhnungsstrategien.  
Wird Nichtrauchen trendy?
"Nichtrauchen wird in der Gesellschaft immer schicker. Viele Raucher hören auf, weil sie wollen und nicht weil sie Beschwerden haben, also müssen", sagt Hartmut Zwick, Vorstand der Abteilung für Atmungs- und Lungenkrankheiten des KH Lainz.

Vielleicht hat die letzte österreichweite Anti-Rauch Kampagne im Jahre 2000 doch eine Trendwende beim Rauchverhaltern der Österreicher und Österreicherinnen bewirkt.
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Teilnahmebedingungen zu "Rauchfrei ab Mai"
Bei "Rauchfrei ab Mai" kann jeder Raucher über 18 Jahre mitmachen. Bis 30. April kann man sich anmelden - etwa 500 Österreicher und Österreicherinnen haben dies bereits getan. Formulare liegen bei Lungenfachärzten und in Apotheken auf. Die Anmeldung ist auch über das Internet möglich.
->   Anmelden bei "jetztaufhören.at"
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Was wurde eigentlich aus der "Antiraucherpille"?
Das hochgesteckte Ziel der letzten österreichweiten Anti-Rauch Kampagne war es, mittels der Antiraucherpille 880.000 entwöhnungswilligen Rauchern den letzten Lungenzug zu ermöglichen. Diese Erwartungen haben sich nicht erfüllt.

Mittlerweile weiß man mehr, über die tatsächliche Möglichkeiten dieses Medikamentes. "Wir schätzen Zyban als zusätzliche Hilfe und Erleichterung in der ersten Phase des Entzuges", erklärt der Rauchentwöhnungsexperte Alfred Lichtenschopf.

"Entwöhnungswilligen verabreichen wir das Medikament über 8 Wochen hinweg. Diese Pille setzt beim Raucher genau dort an, wo die Sucht entsteht - im Gehirn", so der Experte vom Rehabilitationszentrum Weyer an der Enns.
Der Sucht die Andockstellen nehmen
Der Wirkstoff Bupropion wirkt als selektiver Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Durch die Blockierung dieser Botenstoffe im Gehirn werden das Verlangen zu Rauchen sowie die Entzugssymptome abgeschwächt.

"Während der Therapie mit Zyban sind wöchentliche Kontrolltermine sinnvoll, um allfällige Nebenwirkungen rasch erkennen und gegensteuern zu können", erläutert Lichtenschopf.

"Unserer Erfahrung nach sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen und eine Geschmacksveränderung in Richtung Mundtrockenheit die häufigsten Nebenwirkungen. Nach wie vor haben aber auch die Nikotinersatzmittel einen wichtigen Stellenwert in der Therapie", sagt Lichtenschopf.
Viel Nikotin, ganz ohne Rauch
Das Schädliche an der Zigarette ist ja bekanntlich nicht das Nikotin, sondern die Verpackung der Droge - mit anderen Worten: Der Gesundheit der Raucher nicht gerade zuträglich sind rund 2.000 krankheits- oder krebserregenden Inhaltsstoffe des Zigaretten-, Zigarren- und Pfeifenrauches.

Nikotinkaugummis und Co. führen also Nikotin ohne schädliche Zusatzstoffe zu. Derzeit zugelassen sind in Österreich Nikotinpflaster, Nikotinkaugummi, Nikotin-Inhalator, Tabletten sowie Nasenspray.

Die Idee dahinter: die häufig unterschätzten Entzugserscheinungen zu mildern. Denn mit dem Rauchen aufzuhören heißt nicht nur, mit der Gewohnheit zu brechen, sondern auch dem Körper das Nikotin zu entziehen.
Nikotinpflaster, -kaugummi und -tabletten
"Wir verwenden gerne das Pflaster. Dabei handelt es sich um ein transdermales, therapeutisches System, welches gleichmäßig über einen längeren Zeitraum Nikotin freisetzt, das über die Haut aufgenommen wird", erklärt Lichtenschopf.

"Dadurch wird ein konstanter Nikotinspiegel im Körper erzeugt. Das Pflaster schützt den ganzen Tag über gleichmäßig. Für die Momente der Versuchung empfehlen wir Nikotinkaugummis oder die Sublingualtabletten. Das Nikotinpflaster erleichtert die Entwöhnung, kann jedoch kein Ersatz für Motivation, Selbstbeherrschung oder Beständigkeit sein", so Lichtenschopf weiter.
Der Griff zum Nikotin-Inhalator
Der Nikotin-Inhalator ist vor allem jenen Rauchern zu empfehlen, die assoziations- und situationsbedingt zur Zigarette greifen bzw. in der Abgewöhnungsphase die mit dem Rauchen verbundenen Handlungen vermissen.
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Der Nikotin-Inhalator
Der Nikotin-Inhalator ähnelt an dem einen Ende einem Zigarettenspitz und an dem anderen einem Kugelschreiber. Er kann mit Nikotinpatronen nachgefüllt werden. Sechs dieser Füllungen entsprechen vom Nikotingehalt etwa einer Packung Zigaretten. Eine Patrone gibt etwa drei bis fünf Stunden ausreichend Nikotin ab.
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Der Nasenspray
Dieses Nikotinersatzmittel ist rezeptpflichtig und hat einen großen Vorteil für schwer abhängige oder so genannte Spitzenraucher.

Durch die Nasenschleimhaut gelangt das Nikotin in die Blutbahn und erreicht innerhalb weniger Sekunden das Gehirn. Dadurch kommt es zu einer raschen Schwächung der Entzugssymptome, wie z. B. Gereiztheit, Unruhe, Konzentrationsschwäche und Schlafstörungen. Etwa 0,5 mg Nikotin werden dabei in jedes Nasenloch gesprüht.
Gefährliche Mischung: Zigaretten und Nikotin-Ersatzmittel
Die gesundheitlichen Risken der genannten Nikotin-Ersatzmittel sind im Vergleich zur Zigarette vernachlässigbar, meinen die Ärzte. Allerdings muss davor gewarnt werden, die Nikotin-Ersatzmittel - vor allem den Nikotin-Inhalator - zu verwenden, ohne gleichzeitig den Zigarettenkonsum zu verringern.
Was können Hypnose, Akupunktur etc.?
Strittig ist die Frage nach Methoden wie Hypnose und Akupunktur. "Leider gibt es nur wenige aussagekräftige Untersuchungen über die Wirkung dieser Verfahren", sagt Lichtenschopf.

"Wir verwenden neben Zyban und den Nikotin-Ersatzmitteln hauptsächlich die Akupunktur. Meist hilft nur eine Kombination verschiedener Methoden, um den ernst gemeinten Entwöhnungsversuch auch gelingen zu lassen", erklärt Lichtenschopf.

Christoph Leprich, Ö1-Radiodoktor
->   Ö1
Mehr Infos zu den verschiedenen Entwöhnungsstrategien und den Fagerström-Test für Nikotinabhängigkeit:
->   Nikotin-Entwöhnungsstrategien
 
 
 
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01.01.2010