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Soziale Bedingungen des Spitzensports  
  Über den Zusammenhang von Karriere, Bildungszielen und sozialer Mobilität österreichischer Spitzensportler gibt eine neue - vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte - Studie Auskunft.  
Die Untersuchung unter der Leitung von Ingo Peyker, Professor am Institut für Sportwissenschaften der Universität Graz, umfasste Athleten aus dem alpinen Skilauf, Skispringen, Judo und Rudern. Trotz aller strukturellen Unterschiede - Skilauf ist neben Fußball die "Nationalsportart" Österreichs - haben die vier Sportarten eines gemeinsam: große internationale Erfolge heimischer Sportler in den letzten Jahren.
Soziale Laufbahn und Sportkarriere
Für jede dieser Sportarten ging es darum, die sozialen Laufbahnen und Karrierechancen der Athleten zu beleuchten und die Ergebnisse für die einzelnen Disziplinen untereinander und mit gesamtösterreichischen Daten zu vergleichen.

Die zwei Hauptschlüsse der Studie vorweg: Die Ausbildungsziele von Spitzensportlern spiegeln den Ausbildungsgrad ihrer Eltern wider. Und: Je geringer die finanziellen oder symbolischen "Gratifikationen" einer Sportart ausfallen, desto höher sind die Ausbildungsambitionen ihrer Athleten.
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Zur Methode
Das Team um Peyker ging in zwei Arbeitsschritten vor. Eine qualitative Analyse wurde in Form von Tiefeninterviews mit 30 ausgewählten Athleten und Athletinnen vorgenommen. Quantitative Ergebnisse lieferten ausgefüllte Fragebögen von knapp 100 heimischen Top-Sportlern.
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Ausbildungsziele analog Elternhaus
Die Ausbildungsziele der Spitzensportler(innen) sind ähnlich jenen ihrer Eltern. Die Kinder der bestqualifizierten Eltern, die Rudersportler, streben die höchsten Bildungsabschlüsse an, während die Skirennläufer in der Regel niedrigere Ausbildungsziele als die Rudersportler anstreben.
Skispringer fliegen auf Bildung
Eine Ausnahme bilden die Skispringer, die sich mit zahlreichen Maturaabschlüssen relativ weit vom bescheidenen Herkunftsmilieu ihrer Eltern entfernen. Diesem Bildungs-Aufstieg liegt vor allem die besondere Engführung von Sportausübung und schulischer Ausbildung in Leistungszentren (Internaten) zugrunde, während beispielsweise die ähnlich jungen Judokas zum weitaus überwiegenden Teil im Haushalt ihrer Eltern leben.
Weniger Sportgewinn, mehr Ausbildungsambition
Je geringer die persönlichen Einkunftsmöglichkeiten durch den Leistungssport ausfallen, desto höher sind die Ausbildungsambitionen, so die zweite These von Peykers Forschungsteam.

In (Rand-)Sportarten wie Rudern und Judo, wo weder ein großer finanzieller noch ein hoher symbolischer Gewinn - etwa durch Medienpräsenz - realisiert werden kann, muss durch eine möglichst gute Ausbildung während der Sportkarriere für das spätere Leben vorgesorgt werden. Deshalb wurden bei der Untersuchung in diesen beiden Sportarten zumeist weiterführende Ausbildungsziele gefunden.
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Skisportler vertrauen auf Skisport
Hingegen wird vor allem im Skirennsport, aber auch beim Skispringen, bloß eine Basisausbildung angepeilt oder abgeschlossen, an die keine weiteren Ausbildungspläne geknüpft sind. Das heißt, nach Abschluss der Schule konzentrieren sich die Sportler dieser beiden Disziplinen ausschließlich auf die Sportausübung - mit einem wesentlichen Unterschied: Die Athleten des weniger profitablen Skisprunglaufs verfolgen ihre Ziele häufig als Angehörige des Bundesheers -, wobei die Leistungen und Erfolge der Rennläufer und einzelner Skispringer mitunter Gratifikationen mit sich bringen, die auch über das Ende der sportlichen Laufbahn hinaus spürbar sind. Was zum Beispiel bedeutet: leichtere Berufseinstiegschancen durch den hohen Bekanntheitsgrad der Sportler.
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Sozialer Aufstieg durch Prominentenstatus
Insbesondere die Skifahrer realisieren zwar keinen bildungsmäßigen Aufstieg, aber einige Rennläufer wie auch Skispringer schaffen einen finanziellen und (durch ihre Medienpräsenz und den damit einhergehenden Prominentenstatus) kulturellen Aufstieg, der unter Umständen in qualifizierte oder gut dotierte Berufe nach dem Ende der aktiven Sportlaufbahn münden kann.
->   Institut für Sportwissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz
 
 
 
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01.01.2010