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Salzburg: Erstmals Schädelknochen rekonstruiert  
  In Salzburg ist es Ärzten erstmals gelungen, aus einer Rippe einen Schädelknochen zu rekonstruieren. Die Knorpelmasse wurde heute - vermischt mit Knochenmehl - einem 13-jährigen Buben eingesetzt.  
Diese Methode, "Tissue Engineering" genannt, wurde bislang nur bei Kniegelenks- oder Nasenknorpelrekonstruktionen eingesetzt - der Salzburger Erfolg gilt demnach als Weltsensation.
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"Tissue Engineering"
"Tissue Engineering" heißt zu deutsch Geweberekonstruktion. "Tissue Engineering beschäftigt sich damit, verlorenes oder zerstörtes Gewebe im Labor wiederherzustellen, da den meisten Geweben im menschlichen Körper die volle Regenerationsfähigkeit fehlt", erklärt Zellbiologe Johann Meinhart.

Forschern ist es etwa gelungen, aus menschlichen Fettzellen Knorpelgewebe zu züchten. Die Wissenschaftler verwendeten Material, das aus der Fettabsaugung verschiedener Menschen gewonnen wurde.
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Hintergrund: Kunststoff-Implantat eiterte
Ein handtellergroßes Loch klaffte seit einem Autounfall vor drei Jahren in Julians Schädeldecke knapp über dem linken Ohr. Dem 13-jährigen Oberösterreicher wurde ein Kunststoff-Implantat eingesetzt, Eiterungen und Entzündungen waren die Folge.

Gerhard Oberascher, Experte für Schädelbasischirurgie am St. Johanns-Spital in Salzburg, musste das Implantat vor einigen Monaten endgültig entfernen. Das Problem: das Hirn des Buben war seither nicht mehr geschützt.

"Wenn dieser künstliche Knochen - so wie es bei Julian war - in Verbindung mit dem Ohrknochen steht, dann kommen über den Gehörgang, also über das Ohr, ständig Keime in den Körper und stoßen dann den Knochen ab", erläutert der Mediziner die Problematik.
Lösung: Körpereigene Knorpelmasse
Die Lösung: aus einem drei Zentimeter langen Rippenstück wurden 20 Millionen Knorpelzellen entnommen und in das Welser Labor IGOR geschickt - ironischerweise benannt nach dem Helfer von Frankenstein.

Diese körpereigene Knorpelmasse wurde vermehrt - eine halbe Milliarde frische Knorpelzellen standen für die Operation bereit, sagt Martin Fußegger, Gründer des Welser Labors.
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Anwendung bei Nasen
"In Österreich ist diese Methode eine Arzneimittel-Herstellung. Wir haben das ganze auch an der Nase angewendet. Bei Kindern haben wir die Nasenscheidewand nach Abszessen rekonstruiert und bei Erwachsenen Sattelnasen. Insgesamt haben wir 20 Kniegelenks-Rekonstruktionen gemacht", so Fußegger.
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Keine Autoimmunreaktion
Der Vorteil dieser Methode: das körpereigene Implantat kann nachwachsen, eine Autoimmunreaktion soll ausbleiben. Die Kosten für den Eingriff belaufen sich auf 10 bis 15.000 Euro - exklusive Krankenhausaufenthalt.

In spätestens sechs Wochen soll das Knorpel-Gemisch schließlich knochenhart sein. Julian wird dann, so Gerhard Oberascher, wieder sporteln können.

Barbara Herbst, ORF Salzburg
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01.01.2010