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Waren Blumen ursprünglich Wasserpflanzen?  
  Die weltweit älteste Blume hat zwar niemals geblüht, doch wirft alleine ihr Vorhandensein eine ganze Reihe wissenschaftlicher Fragen auf: US-Biologen, die das in China entdeckte Fossil der ältesten bislang entdeckten Blütenpflanze untersucht haben, kamen zu dem Schluss, dass die ersten "Blumen" ursprünglich im Wasser wuchsen - womit die Evolution der Erdfauna um ein weiteres Detail bereichert wird.  
Die versteinerten Überreste der Blütenpflanze sind mindestens 125 Millionen Jahre alt, wie die Forscher im Fachmagazin "Science" berichten. Die Pflanze war zudem mit großer Wahrscheinlichkeit eine Wasserpflanze.
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"Archaefructaceae, a New Basal Angiosperm Family"
Der Artikel "Archaefructaceae, a New Basal Angiosperm Family" ist erschienen in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science", Bd. 296, Nr. 5569 vom 3. Mai 2002.
->   Der Artikel (kostenpflichtig)
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Frucht und Samen als Beweis
Zwar weist die Pflanze keine Blütenblätter auf, doch die Wissenschaftler entdeckten Samen, die in einer nicht ausgereiften Frucht enthalten waren - ein Merkmal, das Blütenpflanzen auszeichnet.

Für David Dilcher von der University of Florida ist die Entdeckung eine Sensation. Das Fossil liefere Anhaltspunkte dafür, wie sich die heute ausgestorbenen Vorfahren in moderne Blumenpflanzen entwickelten, erklärt der Palaeobotaniker die Bedeutung.

Dilcher hat - zusammen mit amerikanischen und chinesischen Kollegen - das Fossil der "Archaefructaceae" getauften neuen Gattung untersucht. Chinesische Bauern im Nordosten von Peking hatten die Versteinerungen entdeckt und der Forschergruppe übergeben.
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Blütenpflanzen (Spermatophyta Anthophyta)
Die Blütenpflanzen stellen eine besonders artenreiche und häufige Pflanzengruppe dar. Sie sind hoch entwickelte, an das Landleben vollständig angepasste Sprosspflanzen, die sich durch den Besitz von Blüten und die Bildung von Samen auszeichnen. Je nach Stellung der Samenanlagen unterscheidet man die so genannten Nacktsamer und Bedecktsamer.

Nach der Befruchtung entwickelt sich der Fruchtknoten zu einer den Samen enthaltenden Frucht. Die Blüten sind vielgestaltige und farbenreiche Fortpflanzungsorgane, die besonders für Bedecktsamer typisch sind und aus einem besonderen Spross mit umgewandelten Blättern bestehen.
->   Mehr Informationen zu Blütenpflanzen
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Blätter und Fischfossilien deuten auf Wasserpflanze hin
Bild: David Dilcher
Was die Pflanze zudem eindeutig als Wasserbewohner ausweist, sind die zergliederten Blätter: Einige der unteren Blätter sind stark verzweigt, ein typisches Merkmal von Wasserpflanzen. Wie Dilcher erläutert, stellt sich damit die Frage, ob die Evolution der Blütenpflanzen am Land oder im Wasser stattfand.

Ein weiterer Beweis für die "wässrige" Theorie der Forscher liegt in Form von Fischfossilien vor, die zusammen mit dem Pflanzenfossil gefunden wurden. Nach Ansicht der Wissenschaftler ein deutlicher Hinweis darauf, dass Blütenpflanzen ursprünglich im Wasser wuchsen und sich nicht erst an Land entwickelten.
Getreide und Rindersteaks ...
Blütenpflanzen stellen heute den Hauptteil der Vegetation auf der Erde. Dazu zählen etwa Getreidepflanzen wie Weizen oder Mais. Gerade in den Tagen der molekulargenetischen Manipulation sei es daher nützlich, mehr über das Verhältnis der Pflanzen zueinander zu wissen, so Dilcher.

"Wenn man am Morgen eine Schale Cornflakes isst, dann ist das eine Blütenpflanze. Isst man ein Rindersteak, so stammt dies von einem Tier, das sich von Blütenpflanzen ernährt", veranschaulicht der Biologe die heutige Bedeutung.

Wenn man also das Fossil untersuche, so betrachte man damit die Abstammung dessen, was uns heute weltweit erhalte. Denn als Primärproduzenten können nur Pflanzen Lichtenergie in chemische Energie umwandeln.
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Primärproduzenten: Grundlage der menschlichen Existenz
Blütenpflanzen stellen die größte Gruppe der Primärproduzenten, welche die Voraussetzungen für das Leben auf der Erde bilden. Denn grüne Pflanzen sind in der Lage, Sonnenenergie in chemische Energie umzusetzen - bekannt als Photosynthese -, wobei sie als "Abfallprodukt" den für fast alle übrigen Organismen lebensnotwendigen Sauerstoff produzieren.

Die so genannten Nutzpflanzen aus dem Bereich der Blütenpflanzen sind - direkt oder indirekt - die Grundlage der menschlichen Existenz - und stellen daher auch einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor dar.
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Ein Zeitgenosse der Dinosaurier
Die Pflanze war etwa 51 Zentimeter hoch mit dünnen Stängeln, die sich im Wasser zur Oberfläche streckten. Die Pollen- und Samenorgane der Pflanze befanden sich oberhalb des Wasserspiegels.

Mit ihrem stolzen Alter von 125 Millionen Jahren war die Pflanze ein Zeitgenosse der Dinosaurier. Vermutlich lebte sie in einem flachen See - Seite an Seite mit den Urzeitechsen, Schildkröten und mehreren verschiedenen Fischarten.

Das Klima war warm und gemäßigt, und die Wissenschaftler wissen, dass es in der Nähe Vulkane gab - denn ein Ausbruch hat die Pflanze als Fossil für die Nachwelt konserviert: Das Fossil wurde in Schichten von Vulkanasche gefunden.
->   "Science"
->   Paläobotanik der University of Florida am Florida Museum for Natural History
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Landgang der ersten Pflanzen vor 700 Mio. Jahren
->   Wie das Blatt entstand
 
 
 
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01.01.2010