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Experte: Jeder Mensch hat vier "Gedächtnisse"  
  Nach Ansicht eines Bielefelder Psychologen verfügt jeder Mensch über vier weitgehend voneinander unabhängige "Gedächtnisse". Auf dem Zweiten Neuro-Forum berichten Hirnforscher über diese und andere Erkenntnisse aktueller Gehirnforschung.  
Das so genannte episodisch-autobiografische Gedächtnis ist für persönliche, einzigartige und meist emotional gefärbte Ereignisse zuständig

Neben diesem gibt es eine Art Wissens-Gedächtnis, in dem beispielsweise das Schulwissen und das Wissen um allgemeine Zusammenhänge enthalten sind, sagt der Bielefelder Psychologe Hans J. Markowitsch.

Meistens wisse man gar nicht mehr, wo man das gelernt habe, was in diesem Gedächtnis gespeichert werde, halte die Information aber für richtig.
Drittes und viertes Gedächtniss funktionieren unbewusst
Die dritte und vierte Art von Gedächtnis liefen im Gegensatz zu den beiden anderen weitgehend ohne bewusstes Einwirken ab. So etwa das "prozedurale Gedächtnis" für mechanische und motorische Fertigkeiten wie Auto fahren, Schwimmen oder Skat spielen.

Das letzte Gedächtnissystem sei dafür zuständig, das Erinnern an ähnlich erlebte Situationen zu erleichtern, so Markowitsch.
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"Gehirn und Gedächtnis"
Am 2. Neuro-Forum der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Frankfurt sprechen unter anderem auch der Direktor des Max- Planck-Instituts für Hirnforschung, Wolf Singer, und der Lehrbeauftragte der Universität Tübingen für Rechtssachenforschung, der Richter Alex Wendler.
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Vier Gedächtnisse als Erklärung für Krankheitsfolgen
Die Unterscheidung von vier Gedächtnissen ist nach Markowitschs
Darstellung vor allem für die Erklärung von Krankheitsfolgen wie beispielsweise der Alzheimerschen Krankheit sinnvoll.

Auch nach Unfällen gebe es immer wieder Patienten, die zwar noch wüssten, wer welcher Filmschauspieler oder Sportler war und weiterhin schreiben, lesen und rechnen könnten, aber sich nicht mehr an ihren Lebenslauf erinnerten.
Das Netzwerk Gehirn
Die moderne Hirnforschung gehe zwar nach wie vor davon aus, dass bestimmte Hirnregionen bestimmte Funktionen hätten. Allerdings nähmen die Forscher auch an, dass das gesunde Gehirn netzwerkartig arbeite und die verschiedenen Gehirnteile konzertiert zusammenwirken.

Es mache daher keinen Sinn - wie früher üblich - auf einer Kopfbüste verschiedene Schädelabschnitte aufzumalen und mit bestimmten Aufgaben oder Gedächtnissystemen zu bezeichnen.
->   Gemeinnützige Hertie-Stiftung
 
 
 
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01.01.2010