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Wiener Vorlesungen feiern 15-jähriges Jubiläum  
  Das Konzept ist klar und prägnant: Prominente Denker stellen ihre Analysen zu Problemen der Gegenwart zur Diskussion. Die Wiener Vorlesungen skizzieren seit nunmehr 15 Jahren ein facettenreiches Bild der geistigen Situation der Zeit.  
Ein gescheiter Mensch stellt sich an ein Podium und hält einen Vortrag. Das Publikum hört zu und diskutiert danach die vorgestellten Thesen. Ist die Materie allzu komplex, springt ein Moderator als Mediator vermittelnd bei.
Seit der Antike erprobt ...
Dem medialen Überangebot zum Trotz bewährt sich dieses simple, seit der Antike erprobte Konzept der Wissensvermittlung immer wieder. So auch bei den Wiener Vorlesungen: Im Mai feiert diese ambitionierte Veranstaltungsreihe des Referats für Wissenschafts- und Forschungsförderung des Kulturamts der Stadt Wien ihr 15-jähriges Jubiläum.

Mit "Aufklärung statt Vernebelung, Analyse statt Infotainment, Auseinandersetzung statt Belehrung" umreißt Hubert Christian Ehalt - von Beginn an für die Programmierung der Vorlesungen verantwortlich - sein Konzept.

Mehrmals im Monat lädt er gescheite Menschen ins Wiener Rathaus, wo sie vor großem Publikum referieren. Bislang waren 1.200 Referentinnen und Referenten aus allen Kontinenten zu Gast.
Vielfalt der Themen
Die Liste der Namen deutet die Vielfalt der Themen an: Politiker wie Michail Gorbatschow, Kofi Annan und Jimmy Carter, Kirchenleute wie Franz Kardinal König und Bischof Desmond Tutu, Schauspieler (Michael Douglas) und Journalisten (wie die eben verstorbene Herausgeberin der Hamburger "Zeit", Marion Gräfin Dönnhof).

Der Großteil der Veranstaltungen aber war und ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Forschungsfeldern, von internationaler Präsenz und nationaler Bedeutung vorbehalten.
''Jour Fixe der Vernunft''
Trotz der Fülle lassen sich einige Schwerpunkte seit der ersten Vorlesung am 6. Mai 1987 (Altbundespräsident Rudolf Kirchschläger Über Möglichkeiten und Grenzen des Miteinander) definieren: Von Beginn an wurde bei diesem "Jour Fixe der Vernunft" das intellektuelle Erbe Wiens gesichtet, bewertet und im zeitgenössischen Kontext eingefügt.
Ein Anlass für Kontaktaufnahme
Oft genug waren diese Vorträge nach Jahrzehnten der fahrlässigen Unterlassung Anlass für Kontaktaufnahmen mit Menschen, die 1934 beziehungsweise 1938 und danach aus Österreich vertrieben worden waren.

Auf der Gästeliste finden sich ReferentInnen wie der Kunsthistoriker Sir Ernst Gombrich, die Soziologin Marie Jahoda, die Germanistin Ruth Klüger, der Chemiker Erwin Chargaff, der Psychiater Bruno Bettelheim.
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
Die Anknüpfung an zerstörte Traditionen und damit verbunden die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus prägt bis heute das Programm.

So diskutierten im Jänner dieses Jahres Medizinhistoriker Michael Hubenstorf und der Buchautor Ernst Klee über "Medizin im Nationalsozialismus" und die bis in die Gegenwart wirkende Kontinuität.

Und im Umfeld der derzeit laufenden Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht nahm der Doyen der deutschen Geschichtsforschung, Hans Mommsen, das "besudelte Ehrenschild der Armee" (so der Titel seines Vortrags im April) unter die Lupe.
Diskurs-Chronik in Buchform
Viele der Referate wurden in - inzwischen knapp 100 - Bänden des Picus-Verlags zusammengefasst und bilden eine Chronik des intellektuellen Diskurses in Wien der letzten 15 Jahre.

Die Bedeutung der Wiener Vorlesungen für die Zukunft lässt sich mithilfe eines Zitats des früh verstorbenen Dramatikers Werner Schwab ableiten: "Alle Dinge, die nicht differenziert abgehandelt werden, kommen später vulgär zurück."

Das gilt selbstverständlich auch für Vorträge wie jenen vom 26. Februar dieses Jahres: "Austria : Rapid. Fußball im Spiegel von Philosophie und Literatur".

Oliver Lehmann, Universum Magazin
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Informationen: Kulturabteilung der Stadt Wien, Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung, Tel.: (01) 4000-88 741, E-Mail: str@m07.magwien.gv.at

Picus Verlag, Tel.: (01) 408 18 21, Internet: www.picus.at
->   Wiener Vorlesungen 2002
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01.01.2010