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Geschmacks-Schule für kulinarische Analphabeten  
  Erkennen wir das, was wir essen, wirklich am Geschmack? Ob es sauer ist, oder süß, ob es frisch schmeckt oder nach Konserve? Bei Eurotoques können Jugendliche ihre Geschmacksnerven trainieren.  
Die Deutschen verlernen zu kochen
Nur jeder fünfte Deutsche stellt sich noch an den Herd und brutzelt selbst. Der Trend geht zum Essen außer Haus und zu Fertigprodukten, die bequem sind und Zeit sparen. Lediglich
zehn Prozent der landwirtschaftlichen Produkte kommen in Deutschland unverarbeitet zum Kunden, den Rest liefert die Food-Industrie.

Erbsen, Bohnen oder Karotten werden tiefgekühlt oder zu Fertiggerichten verarbeitet. Beispiel Packerlsuppe: Was aussieht wie körniger Gries ist in Wirklichkeit eine Rohstoffmasse aus Stärke und pflanzlichem Fett. Karotten und Erbsen wurden zerkleinert und gefriergetrocknet, dazu kommen Aromen und Geschmacksverstärker.
Je stärker verarbeitet, desto geringer der Nährwert
Je öfter ein Produkt weiterverarbeitet wird, desto geringer kann sein Nährwert sein. Am meisten aber leidet der Geschmack: Denn natürliche Aromen sind hitzeempfindlich. Werden sie bei der Verarbeitung zerstört, müssen sie ersetzt werden.

Rund 3000 künstliche Aromen sind dafür auf dem Markt. Die Folge: ein fader, oft überwürzter Einheitsgeschmack. Gerade Kinder und Jugendliche verlernen zu erschmecken, was ihnen gut tut.
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Vorne süß, seitlich salzig, hinten sauer, oben bitter
Falsches Essverhalten schleift sich schnell ein. Genau das wollen Eurotoques verhindern. Die Union der europäischen Spitzenköche, der auch Österreicher angehören, hat den Feldzug gegen Cheeseburger und Co. angetreten. Sie machen die Einheitsnahrung für die verkümmerten Geschmacksnerven ihrer späteren Gäste verantwortlich. Kinder und Jugendliche sollen in Geschmacksschulungen wieder schmecken lernen. Der Schwabe Ulrich Schassberger von Eurotoques erklärt: "Die Zunge schmeckt an der Zungenspitze süß, an der Seite links und rechts salzig, dann etwas weiter hinten mehr sauer, und oben bitter."
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Der Test

Die Schüler/innen beim Geschmackstest
Frische Produkte eigenen sich am besten zum Geschmacktraining. In einer Blindverkostung sollten Schüler aus der Nähe Stuttgarts den Geschmack von zehn verschiedenen Lebensmitteln zuordnen. Unter diesen befanden sich Grapefruit, Rote Grütze, Schokolade, gebeizter Lachs und Zitrone.

Das Ergebnis zeigte, dass es mit dem Geschmackssinn der Jugendlichen nicht weit her ist. Spitzenkoch Ulrich Schassberger: "Wenn ein Produkt süß ist, wird es sofort erkannt, ist es aber bitter oder säurehaltig, ist es ganz schwierig. Oft wird auch sauer und salzig verwechselt, das ist ganz eigenartig."
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Dose gegen Frischobst
Im letzten Geschmackstest trat die Dose gegen Frischobst an. Höchst konzentriert gingen die 15- bis 17-Jährigen aus dem Schwabenland in sich. In beiden Fällen war es Apfel. Und kaum zu glauben: Das Dosenobst machte bei den meisten der 14 Schüler das Rennen. Das zeigt: Geschmack wird durch Gewöhnung geprägt.

Der Eurotoques-Geschmacksunterricht, der auch in Österreich gegeben wird, wendet sich an Kinder von acht bis 13 Jahren. Ein Eurotoques-Chef aus dem näheren Umkreis kommt an die Schule und hält 45 Minuten Unterricht. Doch um wirklich etwas zu bewirken, müssten die Geschmacksnerven zu Hause weiter trainiert werden. Und weil dort meist die Eltern den Kochlöffel schwingen, sollten auch diese ersteinmal kulinarisch auf Kurs gebracht werden.
->   Eurotoques-Geschmacksunterricht
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01.01.2010