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Klärschlamm: Die wahre Bio-Bombe?  
  Der Einsatz von hochgiftigem Klärschlamm als Düngemittel auf den Feldern könnte die Landwirtschaft vor noch größere Probleme stellen als die BSE-Krise.  
Wie die ZEIT meldete, droht der von BSE-Skandal und Antibiotika in der Schweinemast ohnehin schon gebeutelten industriellen Landwirtschaft weiteres Ungemach.
Verbrennen statt düngen?
Eine neue Studie des nordrhein-westfälischen Agrarministeriums kommt zu dem Schluss, Klärschlämme nicht mehr wie bisher als Dünger in der Landwirtschaft zu benutzen, sondern "möglichst über Verbrennungsanlagen" zu entsorgen.

Den Grund nennt Horst Fehrenbach, Biologe beim Heidelberger ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung und einer der Autoren der Studie: "Als Schadstoffsenke der kommunalen Abwasserreinigung stellt der Klärschlamm ein Sammelbecken für die ganze Vielfalt unseres chemisierten Alltags dar."
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Klärschlamm
Klärschlämme sind die bei der Abwasserreinigung anfallenden mineralischen und organischen Feststoffe mit einem Wassergehalt von 90-99 Prozent. Klärschlamm wird wegen seines hohen Gehaltes an Nähr- und Humusstoffen als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet.Von den jährlich knapp drei Millionen Tonnen anfallenden Klärschlämmen in getrockneter Form werden in Deutschland 45 Prozent auf die Felder verteilt.
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Chemikalien und Krankheitserreger
Wie die ZEIT schreibt, wissen die Fachleute selbst noch relativ wenig über die Klärschlammwirtschaft. Tatsache ist, dass sich darin eine Reihe von Chemikalien befindet. Die deutsche Konferenz der Umweltminister von Bund und Ländern stellte zuletzt Forschungsbedarf für mindestens 44 Chemikalien fest, die Klärschlamm bereits gefunden wurden.

Zu den Chemikalien kommen die Krankheitserreger. Das deutsche Umweltbundesamt hat bereits 1995 eine Liste von Erregern publiziert, die bis dahin im Klärschlamm entdeckt worden waren: unter anderem Typhus, Cholera, Milzbrand, Kinderlähmung und Ruhr. Zudem wachse die Zahl der Keime in den Abwasserrückständen, die gegen Antibiotika resistent sind, und auch hormonell wirkende Stoffe.
Kein Verbot, aber Selbstverzicht
Trotz der Gefahren gibt es in Deutschland bislang kein Verbot des Düngens mit Klärschlamm. Wie UBA-Sprecher Karsten Klenner angab, werde aber "in Kürze" ein offizielles Statement zu dem Thema abgegeben.

Einige Lebensmittelverarbeiter haben die drohende Gefahr bereits erkannt und versuchen, ohne Klärschlamm-Düngung auszukommen. Knödel-Produzent Pfanni oder der deutsche Verband der Großbäckereien etwa haben ihre Vertragslandwirte auf klärschlammfreie Düngung verpflichtet. Bio-Bauern verzichten ebenfalls seit Jahren auf das Düngemittel mit der hohen Schadstoffkonzentration.
->   Der ZEIT-Artikel: Frisch und giftig auf den Tisch
->   ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg
 
 
 
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01.01.2010