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Richtlinien für "Kosmische Abfallwirtschaft"  
  Seitdem die Menschheit den Kosmos "erobert" hat, sammelt sich immer mehr Müll an. Wissenschaftler der Raumfahrt-Nationen haben sich nun auf Richtlinien geeinigt, die das Weltall vor dem menschgemachten Müll schützen sollen. Denn mittlerweile schwirren tausende, zum Teil winzige Schrottteile um die Erde, die Satelliten, Raumsonden und bemannte Weltraum-Missionen bedrohen.  
Nach 13 Jahren Überlegung haben sich die Mitglieder des Inter-Agency Space Debris Coordination Committee (IADC) endlich darauf geeinigt, wie das Problem des Weltraummülls angegangen werden soll.

Im Februar kommenden Jahres wollen sie die ausgearbeiteten Richtlinien den Vereinten Nationen vorlegen - kurz danach sollen sie in Kraft treten.

Erste Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals 'Science' veröffentlicht.
Abfall behindert Raumfahrt
Bild:NASA
"Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, dann wird es uns in Zukunft nicht mehr möglich sein, das Weltall zu nutzen", erklärt Richard Crowther von der Firma QinetiQ, die Teil der amerikanischen Verteidigungsindustrie ist.

Die Müllentsorgung im All würde unfassbar teuer sein, daher ist die einzige Möglichkeit zur Lösung des Problems, einfach keinen Abfall mehr zu produzieren.
Größere Sicherheitsvorkehrungen und strengere Auflagen
Nach den neuen Regeln müssen in Zukunft Satelliten genug Treibstoff transportieren können, um nach der Beendigung ihrer Mission zurück zur Erde oder in entlegene Regionen des Weltraums fliegen zu können.

Überschüssiger Treibstoff und Batterieflüssigkeiten müssen abgelassen werden, um die Explosionsgefahr einzudämmen. Außerdem müssen temporäre Verkleidungen, Schrauben und andere Kleinteile fest mit dem Satelliten verbunden werden, um ein späteres Abbrechen und so eine zusätzliche Verschmutzung des Alls zu vermeiden.
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Stauzone Umlaufbahn
Beliebte Umlaufhöhen wie die geostationäre Zone, 36.000 Kilometer über der Erdoberfläche, sind besonders "übervölkert". Hier herrschen ideale Bedingungen für Objekte, die fix über bestimmten Regionen der Erde kreisen sollen wie z. B. Kommunikationssatelliten.
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Müllkollisionen bald größtes Risiko
Die Verschmutzung des Weltalls schreitet so schnell voran, dass innerhalb weniger Jahrzehnte Kollisionen mit Müll unvermeidlich - und damit zur größten Gefahr der Raumfahrt - werden, warnen Experten.

Das Risiko eines Zusammenstoßes ist aber schon jetzt erheblich, so musste z. B. die Internationale Raumstation ISS in der zweiten Maiwoche plötzlich ihre Umlaufbahn ändern, um die Kollision mit Teilen einer russischen Rakete zu vermeiden, die um die Erde treiben.
Politisches Misstrauen erschwert Einigung
"Das Entwickeln von gemeinsamen Plänen ist jedoch eine langwierige und schwierige Sache", sagt Richard Tremayne-Smith vom British National Space Centre. "So ist es z. B. nicht einfach, Russen und Amerika dazu zu bringen, über bestimmte Dinge zu reden", erinnert sich Tremayne.

Diesen beiden Nationen gehört die Mehrheit der sich im Orbit befindlichen Spionagesatelliten. Ihre jeweiligen Umlaufbahnen werden bekanntermaßen streng geheimgehalten.
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Auch Farbe kann gefährlich sein
Seit die Sputnik im Jahre 1957 gestartet ist, hat sich im All rund um die Erde eine Unzahl von Trümmern angesammelt. Schrauben, Raketentriebwerke, ausgemusterte Satelliten treiben mit einer Geschwindigkeit durch das All, durch die sogar Farbreste oder menschlicher Abfall Raumfahrzeuge schwer beschädigen oder zerstören können.
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Müllbeutel als fliegende Geschosse
Die Positionen von fast 9.000 Einzelteilen, mit einem Durchmesser größer als zehn Zentimeter, können von der Erde aus durch Radar bestimmt werden. Diese Teile gelten als die bedrohlichsten, 200 von ihnen stammen von der russischen Raumstation MIR.

Die meisten dieser fliegenden Geschosse sind Müllbeutel, die sich im Laufe der zehnjährigen Betriebsdauer der Raumstation angesammelt haben.
Kosten und Nutzen
Trotz neuer, kostensparender Technologien könnten die jetzt beschlossenen Richtlinien zukünftige Welltraummissionen verteuern.

Auf lange Sicht gesehen werden die Vorteile die Kosten aber überwiegen. "Wir müssen den Weltraum für Geschäfte offen halten", sagt Tremayne-Smith.
Verschmutzung des Alls: Ein langfristiges Problem
"Objekte, die nicht weiter als 200 Kilometer von der Erde entfernt sind, fallen innerhalb einiger Jahrzehnte wieder zurück zur Erde. Diejenigen, die sich weiter draußen befinden, werden für Tausende oder Millionen von Jahren dort bleiben", meint Crowther.

"Wir schießen den Müll schneller in das All, als ihn die Natur zurück bringen kann", so der Weltraumspezialist.
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"Protecting space for future generations"
Der Artikel "Space junk - Protecting space for future generations" von R. Crowther ist erschienen in der aktuellen Ausgabe von "Science", Bd. 296, Seiten 1241-1242, vom 17. Mai 2002.
->   Der Originalartikel in Science (kostenpflichtig)
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->   NASA - Neuigkeiten über die Verschmutzung des Weltraums
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01.01.2010